17. Juni 2016

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Das bringt mich aus der Fassung. Was hab ich ihr da gerade unterstellt?! Ich hocke mich neben ihren Stuhl. „Nieke, es tut mir leid, ich wollte dich nicht mit Sloba vergleichen.“
„Ich weiß“, sagt sie und lächelt wieder und streichelt mir über den Kopf.
Sie mag auch nicht lange böse sein und es ist leicht, sich mit ihr zu versöhnen. Sie ist so wunderbar. „Was wolltest du eben sagen?“
„Lass sie ausreden“, kriegen wir Senf geliefert, ohne welchen bestellt zu haben.
„Du wolltest duschen gehen“, erklärt sie ihm die aktuelle Grenzlage, und als er sich verdünnisiert, sagt sie zu mir: „Henry hat mir Unterlagen von einem wirklich guten Seminar gegen Flugangst gegeben. Ich hätte gerne, wenn du da hingehst.“
„Warum ist das so wichtig für dich?“
„Ein Kind Gottes braucht sich vor nichts zu fürchten.“
Sofort bin ich wieder auf Abstand. „Hat der Miloš dir das gesagt?“
„Warum hast du nur solches Misstrauen gegenüber deinem besten Freund? Aber ich verstehe dich. Die Flugangst ist ein sehr schwieriges Thema für dich. Und jetzt fühlst du dich in die Ecke gedrängt. Das wollte ich nicht. Ich möchte nur, dass du mal gründlich über das Seminar nachdenkst. Tust du mir den Gefallen?“
„Also … ist der Gefallen, hinzugehen oder drüber nachzudenken?“
Sie lächelt.
Der Schmetterling in meiner Brust flattert wie wild.
„Drüber nachdenken.“
Es ist nicht ein Schmetterling, es ist ein ganzer Schwarm. „Tu ich.“ Ich halte ihr meinen bockigen Schädel hin und sie krault tatsächlich weiter.

Die beiden Damen sind erst spät in der Nacht heimgefahren, genauer gesagt ist nur Nieke gefahren und Merle hat ihr Auto an der Hecke stehen gelassen.
Heute ist Samstag und alles ist wie immer. Er war zum Sport draußen, hat dann Frühstück gemacht und mich (ganz vorsichtig) aus dem Bett geworfen. Jetzt strahlt er mich an, als ich endlich am Tisch Platz nehme, „Guten Morgen!“
„Dir auch“, grinse ich. „Du bist richtig braun geworden im sonnigen Süden!“
„Oh, findest du?“, gibt er geschmeichelt zurück. „Wir waren auf der Heimfahrt zwei Tage an der Adria.“
„Zufälligerweise in Rijeka?“
„Wo wir zufälligerweise Zoran und Lisanne getroffen haben? Nein, wir hatten uns nicht verabredet. Es war übrigens toll an den Grenzen. Als Niederländer hat man beim Reisen nur Vorteile, selbst wenn man ein bosnisches Auto fährt.“
„Und wo an der Adria wart ihr?“
„In Poreč, das ist in Slowenien.“
„Da, wo du als Kind auch in Urlaub warst?“
„Genau. Ich wollte wissen, ob ich die Plätze von früher wieder finde. Aber ich habe mich an fast nichts erinnert.“
„Ist so viel neu gebaut worden?“
„Auch. Aber es ist vor allem sehr lange her, dass ich zuletzt da war.“
Wir essen eine Weile schweigend, dann fängt er zögernd an: „Es hat mich sehr … geärgert, dass du unsere Urlaubspläne von Merle erfahren musstest.“
„Wieso geärgert? Außerdem ist das doch längst vom Tisch.“
„Das stimmt, aber es tut mir leid, dass ich mich davor gedrückt habe, mit dir zu reden, weil ich nicht wusste, wie du reagieren würdest. Und weil ich davon ausgegangen bin, dass du nicht begeistert sein würdest. Und dass Merle dann glaubte, du wüsstest es schon.“
„Na ja, aber es ist ja vorbei“, versuche ich abzulenken.
„Nein, so etwas ist nie vorbei. Ich habe mir vorgenommen, die Dinge nicht mehr aufzuschieben.“
„Aha. Und was hast du mir demnach jetzt zu sagen?“
Ziemlich deutlich sucht er nach den richtigen Worten. Ich warte ab, da ich ja keinen Schimmer habe, wohin sich das Gespräch entwickeln wird.
„Wir wohnen hier sehr gut zusammen. Jeder hat seine Aufgaben und füllt sie auch gut aus … und … wie soll ich es sagen?“
„Willst du andere Aufgaben? Du, das ist überhaupt kein Problem. Was willst du ändern?“
„Nichts.“
„Aber warum machst du dann so ein Fass auf?“
„Weil du mich nicht ausreden lässt. Das wollte ich nicht sagen, sondern etwas anderes.“
„Aha, und was?“
„Jeremy, sei so gut, lass mich ausreden. Lass mich nachdenken. Halt einfach mal eine Weile den Mund, ja?“
Huch. Das klingt ernst.
„Ich habe mich gefragt, was mit dem einen von uns passiert, wenn der andere eines Tages nicht mehr hier wohnt. Muss der, der übrig bleibt, dann auch ausziehen, weil das Haus für einen alleine zu teuer ist?“
„Ich bin doch gerade erst zehn Tage mit Nieke zusammen, da ist ja vom–“

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