4. Juni 2015

Fußnoten 1-50

1 Helena mag behaupten, dass ich voll bin, aber Rad fahren kann ich noch hervorragend
2 Hätte ich jetzt meine Prüfung, würde ich durchfallen, aber es dauert zum Glück noch zweieinhalb Jahre bis dahin. Meine Eltern haben damals darauf bestanden, dass ich den Führerschein mache, weil man den ja heutzutage braucht. Aber ich hatte nie ein Auto und will mir auch gar keins anschaffen. Der Vorteil daran ist, dass ich in meinem ganzen Leben noch kein Knöllchen bekommen habe.
3 bis zum Arsch, wie Pieter freundlich zu übertreiben pflegt
4 Ich hatte gedacht, es würde sich schlimmer anfühlen, das zu sagen. Aber vielleicht stehe ich unter Schock und habe es einfach noch nicht kapiert.
5 und in meinem Besitz
6 Nebenbei gesagt: Welchem Frisör würde so ein Missgeschick passieren?
7 Seit wir Kumpels sind, hat Pieter festgestellt, dass er nicht mehr so gleichmäßig undurchschaubar-kühl guckt, sondern „minimal-freund­lich“, und er grinst auch bisweilen. Das sieht komisch aus, weil er keine Grübchen hat, sondern Gruben. Sein Gesicht sieht dann ganz zerklüftet aus.
8 Das ist es für mich auch gewesen, bevor ich Helena getroffen habe. Bei ihr bin ich schwach geworden, und wenn man einmal schwach geworden ist, fallen schnell alle Hemmschwellen und der Widerstand gegen Grenzüberschreitungen sinkt und so weiter. Man kann Leute leicht für etwas verurteilen, mit dem man nichts zu tun hat.
9 ich schlafwandele in fast jeder Nacht
10 ohne die morgendliche Dusche bin ich in einer hochtechnisierten Zivilisation nicht zu gebrauchen, das hat die Erfahrung bewiesen – nicht mal zum gezielten Pinkeln
11 wenn ich an das Haus denke, muss ich immerzu Häuschen sagen, weil es von vorne so winzig wirkt, dabei ist es mitsamt Anbau und Garage schon eins der größeren Gebäude in der Straße
12 für die richtigen (also zahlenden) Gäste gibt es weißes Geschirr mit rosa und hellblauen Blümchen, aber das wird nur zum Frühstück benutzt
13 so wird es abgekürzt bei den Insulanern
14 Ich schäme mich nicht; so sehe ich nun mal aus ohne Hemd und Hose. Ich nehme aber an, dass es vor dem Frühstück erbaulichere Anblicke gibt als nackte Männer, die nicht zum Haushalt gehören.
15 Auch wenn er lieber ein hübsches junges Ding in der Küche stehen hätte…
16 demnach ist Dersum also die Hauptstadt
17 Das ist ein weiterer Vorteil meines Single-Daseins: Jetzt ist niemand mehr da, der mich zu solchen Sachen überreden will.
18 es wird großspurig Terrasse genannt, und das wertet den Platz wirklich auf
19 wenn ich genug Alkohol getrunken habe, lasse ich mich zu fast allem überreden, selbst zum Tanzen
20 von Orten ebenso wie von Personen
21 wobei – ich kenne überhaupt keine Frau mit Nachtsichtgerät in der Handtasche
22 vorher habe ich eine Shorts angezogen, damit ich nicht schon wieder nackt durchs Haus laufe
23 ich sage immer „fliederlila“, weil es ja auch weißen Flieder gibt
24 Neben ihm ist natürlich auch der Heilige Nikolaus zu nennen, ein wirklich tüchtiger Heiliger, denn es gibt kaum Bereiche, für die er nicht zuständig ist.
25 also wird kein Nachtsichtgerät enthalten sein
26 Streng genommen bin ich auch ein Festländer, aber ich nehme es nicht streng. Dafür bin ich zu viel auf dem Wasser unterwegs und auch schon zu oft hier auf der Insel gewesen.
27 außer ich gebe mir Mühe, leserlich zu schreiben.
28 Natürlich sind es fast alles einzelne Blätter, die das Treppenhaus nun in eine Art Papierlager verwandelt haben. Mist. Ob ich die wieder in die richtige Reihenfolge sortiert kriege?
29 natürlich sind die Sachen in einem verschließbaren Schrank untergebracht, wenn ich nicht da bin, aber wenn ich da bin, steht er offen und dann glauben manche Leute, es sei ein Selbstbedienungsladen. Hätte ich nur so 08/15-Werkzeug, wäre es mir vielleicht egal, aber ich habe die beweglichen Güter von Popps Tischlerwerk­statt geerbt; nix made in China, sondern hochwertige Qualität. Popp hat die meisten Griffe selbst angefertigt, ihm war wichtig, dass die Sachen gut in der Hand liegen. Äußerlich gehe ich nach der mütterlichen Linie – bis auf meine Hände, in die das Werkzeug hervorragend passt.
30 Man denkt gar nicht, dass Miloš besonders albern sein könnte, weil er ein verschlossener Typ ist und zudem manchmal einen ziemlich gewalttätigen Eindruck macht. Regelmäßig sieht er aus, als habe er sich (unter­schiedlich erfolgreich) geprügelt. Nachgefragt, was passiert sei, kriegt man selten mehr Antwort als ein Schulterzucken oder eine abwertende Handbewegung. Die meiste Zeit weiß ich nicht, woran ich bei ihm bin, aber weil er gut mit mir umgeht, gehe ich auch so mit ihm um.
31 und das ist beileibe nicht immer so …
32 die neidischen Kolleginnen nennen es Gedankenübertragung
33 und es wird vermutlich ein Alptraum, das schwere Teil in die Wohnung zu bringen
34 zumindest sagt Mommi das, und ebenso einige andere Leute, die mich gut kennen
35 Alle anständigen Menschen haben im Oktober Geburtstag.
36 Ich weiß, wovon ich rede, denn ich bin ein fantasievoller Mensch und hier ist es meist windig. Während der ersten paar Nächte in diesem Haus habe ich zur Belustigung einer ganzen Reihe von Personen kein Auge zu tun können.
37 Mit so viel Ähm und Pausen rede ich immer, wenn ich überrumpelt bin. Pieter hat mal behauptet, ich würde wie ein durchgeschüttelter Comic reden, inklusive all der leeren Sprechblasen.
38 Dieses Mal habe ich gleich bei Ankunft im Hafenamt einen Tidenkalender mitgenommen
39 Das ist ein besonderer Service der Herbstsonne. Die Sommersonne beleuchtet andere Winkel des Hauses.
40 und oft genug stellt es sich dann als Dummheit heraus
41 nein, meinem Deutsch hört man nicht an, dass ich kein Kanadier bin, sondern ich habe da auch einen starken Akzent
42 ich nenne die Insel mal nicht „Ferne“, sondern „Zuhause“
43 „unser schrecklicher Sohn“, das hat Popp mal zu Mommi gesagt, als er dachte, ich sei außer Hörweite. Gerrit hat seinen Eltern viel Ärger gemacht.
44 Als er gesagt hat, dass er Gerrit anrufen und zur Rede stellen will, klang es, als würde er seinen Sohn verteidigen wollen. Immer habe ich mir gewünscht, einen Vater zu haben, der für mich einsteht. Gerrit hat mir bloß gesagt, ich solle mich nicht so anstellen, wenn mich jemand geärgert hatte. So langsam glaube ich, ich habe nicht die falsche Mutter, sondern nur den falschen Vater gehabt.
45 Typisch. Er lässt sich nie zu irgendeiner Aussage hinreißen.
46 Es ist ein Unterschied, ob man plötzlich und unvorbereitet in eine emotional überfordernde Situation gerät oder ob man vorgewarnt wird, dass es schwierig werden könnte. Es gibt nun mal unangenehme Lebenslagen, die einem die Mitmenschen nicht ersparen können. Da Mommi mich vorwarnt, kann ich ihr versprechen, dass ich mich zusammenreiße. Wir haben das einige Male ausprobiert.
47 Cesar Zuiderwijk, der Drummer von Golden Earring, hat sie mir geschenkt. Er war das musikalische Idol meiner frühen Jugend, allerdings nicht nur wegen dieser denkwürdigen Tat. Die hat ihn dann endgültig in den Heldenstatus erhoben, wie man sich leicht denken kann.
48 Es gibt bessere Modelle als dieses Kuriosum, aber Miloš ist ein klasse Musiker, er kann das fachlich ausglei­chen.
49 mit dem Träumen ist es dann sicher auch nichts
50 gab es denn schon Sand? Der besteht ja überwiegend aus zerkleinerten Muschelschalen

Keine Kommentare: