16. Juni 2016

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„Zurück zum Thema“, lenkt sie ab. „Miloš will das Auto nicht, aber ich würde es nehmen. Und da haben wir uns gedacht, wir fliegen hin, er macht mich mit der Familie bekannt, wir haben eine gute Zeit und fahren es dann heim. Steven hat ihn nämlich auch gebeten, nicht in den Sommerferien Urlaub zu nehmen, sondern bitte davor oder danach. Die meisten Leute in den Brotläden sind nun mal Frauen mit Familie, und die meisten von denen sind auf die Ferien angewiesen. Und deswegen wollte er auch mit dir über euren Schwedenurlaub sprechen. Wir wollen jetzt also nach dem Sommerfest, wenn seine Krankschreibung zu Ende ist, anderthalb Wochen weg, dann hat er noch ein paar Überstunden und sein freies Wochenende und fängt am ersten Schulferientag wieder an zu arbeiten. Tut mir wirklich leid, dass du das von mir erfährst. Aber ich hatte echt gedacht, dass du das alles schon weißt. Bist du jetzt sauer?“
Ich hebe die Schultern. „Würde sich deswegen irgendwas an euren Plänen ändern?“(378)
„Och Jeremy“, bettelt sie. „Sei nicht böse! Ich hab doch nur … Menno. Ich kann doch nichts dafür, dass Miloš dir noch nichts gesagt hatte!“

Merle lobt die Forelle in den höchsten Tönen, bis Nieke sich tatsächlich überreden lässt, ein Stückchen zu probieren. Sie schließt sich dem Lob an, weicht aber nicht von den guten Grundsätzen des vegetarischen Lebens ab.
Der erhoffte gehaltvolle Nachtisch ist eine große Portion Grießpudding mit heißen Kirschen. Als die Schüsseln bis auf den Grund leer sind und wir alle herum hängen wie nasse Säcke, seufzt Merle behaglich. „Hach, Jeremy. Versprich mir, dass du mir Bescheid sagst, wenn du eines Tages nicht mehr Lehrer sein willst. Dann machen wir ein Restaurant auf, ja?“
„Wolltest du dein Restaurant nicht mit deinem Partner aufmachen und es dann nach der Namenskombination benennen?“
„Äh … wann habe ich denn das gesagt?“
„Das muss zu einem Zeitpunkt gewesen sein, an dem du noch davon ausgingst, dass dein nächster Partner kochen kann“, grinst Miloš.
„Ich kann es ja mit euch beiden aufmachen. Du kriegst die Küche, du machst den Service und ich kümmere mich drum, dass wir nicht pleite gehen.“
„Dann braucht es aber einen anderen Namen. Zum Beispiel Merlošmy.“
„Oder Jermeloš.“
Um die nutzlosen Spekulationen zu beenden, sage ich: „Ich meld mich, wenn ich nicht mehr Lehrer sein will.“ Bis dahin ist hoffentlich noch ein bisschen Zeit.
Wieder setzt Stille ein, bis Nieke fragt: „Was geschieht jetzt?“
„Verdauung.“
„Klar. Aber muss die hier stattfinden? Nichts gegen euren Männerhaushalt, es gibt ja durchaus schlimmere, aber es gibt auch gemütlichere.“
„Du kannst dich ja aufs Sofa legen“, bietet Miloš an.
„Das sieht aber kurz aus. Wie schläfst du darauf?“, fragt sie mich.
„Gar nicht. Zum Schlafen habe ich ein Bett. Er hat es angeschleppt, er passt drauf.“
„Seltsam. Es sieht viel kürzer aus.“
„Das hat nichts mit seltsam zu tun. Er ist kurz.“
„Das ist eine Frage der Perspektive“, brummt er träge.
„Und es ist auch gar nicht wichtig“, schließt Merle sich an. „Ich wollte einen Mann, zu dem ich aufschauen kann. Ich kann.“
Wir haben anscheinend genug über sein Sofa gesprochen, jetzt steht er auf und beweist, wie gut er darauf passt.
„Du kannst dich draußen ausbreiten, im Regal sind die Kissen für die Gartenmöbel“, fällt mir ein. „Die Liege ist lang genug.“
„Und ihr seid nicht zu einem bisschen mehr Aktivität zu überreden?“
Ich seufze tief. „Was willst du denn haben?“
„Es ist so tolles Wetter und ich war noch nie mit deinem Schiff unterwegs.“
„Na klar waren wir schon segeln!“

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