„Er gehört zum Haushalt. Du lebst hier, also bist du für ihn verantwortlich.“
„Dein Messerblock ist auch Teil des Haushalts, und wehe, ich rühre ihn an!“
„Der Messerblock ist mein Privatvergnügen und außerdem kein Lebewesen!“
„Umso schlimmer, dass du dich um den Gummibaum nicht kümmerst und dich drauf verlässt, dass ich es tue!“
„Aus!“, ruft Nieke.
Als hätten wir sie nie zuvor gesehen, betrachten wir sie eingehend, bis sie mindestens so rot ist wie Miloš gerade eben.
Verlegen murmelt sie: „Ich meine ja nur.“
Merle lacht. „Wenn du dir jetzt noch abgewöhnst, dich hinterher zu entschuldigen, hast du den Dreh raus!“
Sie flüchtet mit ihrer Handtasche zum Fenster, holt dort ihr Smartphone heraus und knipst ein paar Fotos. „Ich frage morgen meine Kollegin Marcy, die hat sehr viele Pflanzen.“
Wie es so ihre Art ist, hat sie das leise gesagt. Obwohl wir es vermutlich alle verstanden haben, fragt Miloš übertrieben: „Was hast du gesagt?“
Sie steckt das Gerät zurück in die Tasche, stellt die in den Sessel, baut sich vor Miloš auf und schaut ihn von oben herab an. Ebenso leise wiederholt sie: „Ich habe gesagt, ich frage morgen meine Kollegin Marcy, die hat sehr viele Pflanzen. Verstanden?“
Er lächelt sie an. „Gut so. Setz dich durch. Du musst kein Lautsprecher werden, wir haben genug, aber es gibt keinen Grund, sich zu verstecken.“
Sie murmelt etwas, das wie „Wenn das immer so einfach wäre“ klingt.
Miloš fasst ihre Hand und zieht sie mit „Das müssen die zwei Neugiernasen nicht hören“ in den Flur. Merle und ich gucken uns an. „Der wird bestimmt irgendwann Mentaltrainer oder so was“, sagt sie.
„Oder Sport-, Sprach- oder Musikwissenschaftler, Psychologe, Atomphysiker oder hundert andere Sachen. Voraussetzung ist, dass er kapiert, dass er mehr kann als Brot verkaufen und sich hinsetzt und endlich was mit seinem Leben anfängt.“
„Aha. Du siehst das also auch so.“
„Natürlich sehe ich das so. Der hat in seinem Kopf Kapazitäten wie eine Flugzeughalle und fristet sein Dasein im Schuhkarton.“
„Ich hab schon gemerkt, dass er sehr intelligent ist. Dagegen bin ich dumm, mein Abschluss war so lala.“
„Gegen seine Flugzeughalle sind alle Abschlüsse lala.“ Ich winke ab, denn die beiden betreten den Raum wieder, „Sag mal, Nieke, du hattest vorhin was von einer CD im Proberaum gesagt, worum geht es da? Warum holst du sie nicht einfach?“
„Katy hat sich bei mir einquartiert, weil sie für eine Prüfung büffeln muss und in der WG ist Giannas halbe Familie versammelt. Als ich zuhause losfuhr, habe ich nicht dran gedacht, dass der Schlüssel für den Proberaum am selben Bund ist wie der Haustürschlüssel, den ich natürlich nicht mitgenommen habe, weil Katy mir öffnen wird. Deswegen bin ich zu Merle gefahren, damit sie mir ihren gibt oder mir öffnet.“
„Da hast du aber Glück gehabt, dass sie noch zuhause war.“
„Sonst wäre ich sicher als nächstes hier aufgekreuzt.“
„Willst du meinen haben?“
Zugleich bietet er an: „Soll ich die CD holen?“
„Ach, das wäre ja total lieb“, freut sie sich.
„Er ist halt ein Lieber“, lacht Merle und umschlingt ihn mit beiden Armen.
Ich gehe in die Küche, um mal nach dem Paprikaklein zu sehen und ob die Fische noch mit den Flossen schlagen.
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