16. Juni 2016

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„Und wer macht da noch mit, kenne ich vielleicht jemanden?“
„Ich glaube nicht, dass du sie kennst. Da ist Merle van Wieringen, sie singt, und Miloš … wie heißt er mit Nachnamen?“, unterbricht sie sich.
„Kusturica“, sage ich.
„Ein Yugo?“, fragt Romina.
„Bosnier. Von wo kommst du?“(365)
„Slovensko“, sagt sie.
„Also auch ein Yugo“, stelle ich belustigt fest.
Nieke schüttelt sachte den Kopf. „Du verwechselst die Slowakei mit Slowenien.“
„Oh … echt? Wo ist denn da der Unterschied?“ Mist, ich bin zu müde. Sonst hätte ich das nur gedacht und nicht gefragt.
„Slowenien gehört zum ehemaligen Jugoslawien.“
„Ich weiß, da kommt man durch, wenn man nach Bosnien will. Zwischen Österreich und Kroatien. Die Hauptstadt ist Ljubljana“, gebe ich an.
Romina grinst. „Haargenau. Ich komme aus der Slowakei. Das ist nordöstlich gelegen, es grenzt im Westen an Tschechien und Österreich.“
„Hatte das mal mit der Tschechoslowakei zu tun?“
„Richtig“, freut sie sich. Sie kritzelt eine kleine Landkarte auf meine Papierserviette. Alle Kringel bekommen ein Länderkürzel wie vom Nummernschild. Aha! Im Norden grenzt es an Polen. Polen kann ich lokalisieren, das liegt hinter Deutschland und hat Ostseeküste. Mein osteuropäischer Tellerrand wächst und wächst.
Nieke stellt weiter die Band vor: „Miloš spielt Bass, wenn er nicht gerade mit Jeremy die Plätze getauscht hat. Dann trommelt er und Jeremy spielt Akustikgitarre. Beide singen auch und schreiben Texte, Jeremy auch auf deutsch oder englisch, Miloš immer auf serbisch.“
„Ein ziemlich vielsprachiger und vielseitiger Haufen“, lacht sie, „da passt du ja gut rein.“
„Aber sie sind alle aus Zuyderkerk, es würde mich wundern, wenn du sie kennst.“
„Wie heißt denn die Band?“, fragt Stan auch mal was.
„Donnerdrummel“, sage ich.
„Und welche Stilrichtung ist es?“
Nieke lacht. „Ich glaube, man kann es am besten so beschreiben: Schräge Rockmusik mit viel Experimentierfreude. Und ohne E-Gitarre. Ihr müsst mal vorbei kommen und es euch ansehen. Es ist in nichts vergleichbar mit meinen vorigen Bands.“
„Wann habt ihr denn den nächsten Auftritt?“
„Zweimal beim Stadtfest von Zuyderkerk. Das geht vom 27. bis 29. Juni, aber ich weiß unsere Termine noch nicht.“
„Freitag und Samstag“, präzisiere ich die Angaben.
„Um wieviel Uhr?“
„Keine Ahnung. Nachmittags.“
Nieke grinst, „Siehst du. Du weißt unsere Termine auch noch nicht.“
Meine Käsebrote kommen und der Salat. Stan und Romina ordern Getränke und ich bin mit einer Apfelschorle dabei. Um Alkohol mache ich heute lieber einen Bogen.
Weil ich mit Essen beschäftigt bin, lasse ich die drei (besser gesagt die Mädels) ohne mich weiter reden.

Irgendwann berührt Nieke meinen Arm. „Warum sagst du nichts? Bist du müde?“ Ich nicke und sie fragt weiter: „Sollen wir fahren?“
„Du kannst mit den beiden hier bleiben“, biete ich an.
„Wir sind zusammen hergekommen, also fährst du nicht alleine heim.“
Ich hebe die Schultern, mir ist es egal.

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