„Ja. Er war Klavierspieler und einer der wichtigsten Komponisten und Dirigenten der USA“, wiederhole ich wie aus dem Lexikon.
„Gut, dass das ganz zu Beginn des Films gesagt wurde“, lacht sie.
Der Angestellte ist jetzt an unserer Reihe angekommen, wir verlassen den Saal, damit er ungehindert saugen kann.
Draußen ist es noch hell. „Willst du heim?“, fragt sie, weil ich mit beiden Händen übers Gesicht reibe. „Nee. Wir müssen halt nur irgendwas tun, das ohne Stillsitzen geht und auch nicht im Dunkeln ist.“
„Schläfst du immer ein, wenn du im Dunkeln still sitzen musst?“
„Nach so einer Woche, ja.“ Ich gähne herzhaft. „Aber ich hätte wohl nicht Kino studieren können, wenn ich dann sofort einschlafe.“
„Das wäre zumindest sehr schwierig geworden. Gehen wir noch was trinken?“
„In der Kneipenszene kenne ich mich allerdings nicht mehr so gut aus.“
„Ich weiß schon was.“
Sie führt mich in eine Bar außerhalb der Altstadt. Der Raum ist rappelvoll. Überall verteilt stehen kleine Tische, zu denen selten mehr als zwei Stühle gehören. Leider sind gerade alle besetzt bis auf einen mitten im Raum. Da, wo es am lautesten sein dürfte. Die Konzentration am schwierigsten. Ein Gespräch unmöglich.
Wir nehmen Platz, die Bedienung kommt und nimmt unsere Bestellung auf. Nieke möchte ein Glas Wein, ich nehme lieber einen Kaffee.
Bis die Getränke kommen, schaue ich mich um. Der Raum ist gegliedert in allerhand unterschiedliche Ebenen, getrennt durch Balken, die angeblich die Decke abstützen(364) und dazwischen halbhohen Zäunchen aus Holz.
Wie auf ein geheimes Kommando leert sich auf einmal die Bar. Es ist zehn, aber die schließen bestimmt noch nicht. Vielleicht waren die vielen lauten Leute eine große Gruppe.
Nach dem Getöse von eben ist es jetzt fast still, es klimpert Klaviermusik. Wahrscheinlich ist Nieke deswegen hergekommen; der Lärm hat ihr auch nicht gefallen.
Als die Kellnerin wieder erscheint, frage ich, ob es wohl auch was zu essen gibt? Gibt es. Kurz darauf bringt sie mir ein überbackenes Käsebrot und weil es recht klein ist, aber lecker riecht und gut aussieht, bestelle ich noch zwei und einen großen Salat dazu.
Ein Pärchen tritt zu uns an den Tisch. „Hallo zusammen“, sagt die Frau, „dürfen wir uns zu euch setzen?“
Nieke schaut mich fragend an, ich nicke. „Gerne“, antwortet sie und stellt uns vor: „Das sind Romina und Stan aus meiner Kirche, und das ist Jeremy, der Chef meiner neuen Band.“
Ich habe gerade den Mund voll, aber ich muss es sagen: „Das mit dem Chef kannst du lassen. Das klingt ja wer weiß wie wichtig.“
„Aber es ist doch wichtig?“
Ich schlucke. „Ist es nicht. Es reicht, wenn zwei Dickköpfe nicht miteinander reden, und schon bin ich der Chef vom Vogeldreck.“
Stan hat zwei Stühle herangeholt und sie lassen sich nieder.
Romina wendet sich an Nieke: „Spielst du endlich mal Geige in dieser Band?“
Nieke nickt und sie gibt die Frage an mich weiter: „Und du?“
„Schlagzeug.“
„Sehr schön“, lacht sie. „Ein Bandleader, der nicht E-Gitarre spielt, singt und alle Texte schreibt! Wahrscheinlich ist euer Bassist dann auch nicht so ein schweigsamer Typ, der immer im Schatten der Bassbox steht!“
„Nee, das ist er tatsächlich nicht.“
Die zierliche Frau klingt wie das halbe Coec. Es wäre bestimmt lustig, sie mit Miloš bekannt zu machen. Wetten, sie haben neben dem Niederländischen noch eine weitere gemeinsame Sprache?
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