„Ja, woher weißt du das?“
„Merle hat einige Sachen von euch erzählt, und da kam die Dame natürlich auch vor. Das ist ja sehr wirtschaftlich, ihr spart euch viel Energie, die sonst fürs Kennenlernen verpulvert würde“, blödelt sie. „Werdet ihr die Arbeitsteilung beibehalten?“
„Wohl eher Frauenteilung, was? Aber stell dir vor, das haben wir nicht vor, denn die Geschmäcker sind in diesem Bereich grundverschieden.“
„Wie kann das sein, wenn ihr mit derselben Frau zusammen wart?“
„Das mit ihm und Helena war ein Unfall. Allerdings wird sie immer was Besonderes bleiben, weil sie die erste Niederländerin in seinem Leben war.“
„Dann kann die zweite Niederländerin seines Lebens ja auch etwas Besonderes gewesen sein und die dritte, vierte, fünfte.“
„Die zweite Niederländerin seines Lebens ist ganz sicher etwas Besonderes. Mit der ist er nämlich erst seit Dienstag zusammen.“
Sie schüttelt den Kopf. „Der lässt nichts anbrennen, was? Eine Krankenschwester?“
„Nee. Merle.“
„Merle und Miloš?!“, prustet sie erstaunt.
„Ja. Was ist daran so überraschend?“(362)
„Alles! Sie sind doch so unterschiedlich!“
„Findest du?“, tue ich auch erstaunt.
„Findest du nicht?“
„Ach wo. Sie geben sich nur viel Mühe, damit es so aussieht. Tief drinnen haben beide den selben Bauplan.“
„Gene, Zellen und so weiter?“
„So weit musst du nicht gehen. Aber das kannst du vielleicht im Laufe der Zeit selber rausfinden.“ Zum Beispiel sind beide harmoniebedürftig, was Mitglieder ihrer Band auf jeden Fall bestätigen werden!
„Glaubst du denn, dass es gut wird mit den beiden?“
„Ich hoffe es. Ansonsten werden sie sich streiten und versöhnen, bis es ihnen zum Hals raushängt, sich trennen, feststellen, dass es zu zweit besser war, wieder zusammen kommen und immer so weiter. Davor hab ich Angst. Sie werden sich dran aufreiben.“
„Nec tecum nec sine te.“
„Was?“
„Entschuldige, ich dachte, du würdest das kennen. Nicht mit dir und nicht ohne dich.“
„Und welche Sprache ist das?“
„Lateinisch.“
Hat sie auch dieses Buch gelesen, aus dem Miloš seine lateinischen Angeberweisheiten bezieht? „Jedenfalls hast du recht mit dem „nicht mit dir, nicht ohne dich“. Und für mich wird es auch nicht lustig, weil ich mittendrin hänge. Deswegen bete ich, dass sie eine friedliche Basis miteinander finden.“(363)
„Dann werde ich das auch tun.“
Der Kinosaal füllt sich. Man soll sich ja nicht vom Äußeren zu Vorurteilen verleiten lassen, aber die Mehrzahl der Kinobesucher hat einen Studienabschluss, die wenigsten davon im Ingenieurwesen. Das Licht geht aus, die Werbung beginnt. Da wir im Programmkino sind, gibt es auch nur solche Vorschauen. Die kommenden Filme sind so zwischen seltsam und schräg. Ich bin kein Programmkinotyp. Leider setzt sich jetzt eine Person vor mir hin, die eine turmartige Frisur hat oder vielleicht einen Zylinder trägt, ich kann es im Dunkeln nicht erkennen. Ich weiß nur: von der Leinwand sehe ich bloß noch die zwei äußeren Drittel.
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