16. Juni 2016

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„Mein Bruder. Also der ältere. John kennst du ja schon, das ist der jüngere.“
„Wieso hab ich den eigentlich noch gar nicht gesehen? Geht der nicht in die Kirche?“
„Er ist sehr viel unterwegs, und wenn er mal zuhause ist, geht er mit seiner Frau zur IBC in Amsterdam.“
„Was ist IBC?“
„Das ist die International Baptist Church. Manche sagen auch International Breakfast Church – insofern solltest du sie dir mal ansehen, weil sie den Gottesdienst oft mit einem Frühstück anfangen. Na ja, jedenfalls … wo war ich stehen geblieben?“
„Bei Henry. Ist er Vertreter oder warum ist er viel unterwegs?“
„Er ist Flugkapitän. Heute Tokio, morgen Berlin, nächste Woche Asien und so weiter. Er kommt ziemlich viel rum in der Weltgeschichte. Manchmal ist es toll, weil ich auf diese Weise auch schon viel fliegen konnte. Aber manchmal vermisse ich ihn sehr, dann ist es nicht toll.“
„Ist das dann der adoptierte Bruder?“
„Ich hätte dir nie davon erzählen sollen“, seufzt sie. „Ja, das ist er. Aber für mich ist er nur mein Bruder Henry, und ich wäre dir dankbar, wenn du ihn auch so sehen könntest.“
„Ich geb mir Mühe“, verspreche ich. Sie hat recht, es ist blöd, da so einen Unterschied zu machen. „Passt er denn zu euch? Ich meine äußerlich. Ist er auch so schlank und groß wie du und der John und die Katy?“
„Ja. Und so schlank und groß wie Philippa.“
„Die heißt Philippa und fährt auf die Philippinen? Das ist ja witzig!“, lache ich.
„Wenn man zum ersten Mal drüber lacht, ja“, sagt sie trocken.
„Wieso, das tu ich doch?“
„Nein, du hast gerade zum dritten Mal darüber gelacht. Merk es dir doch bitte mal.“
„Echt? Dreimal schon? Kann ich mich gar nicht dran erinnern.“
„Das merke ich. Dein Gehirn arbeitet manchmal wie ein Häkeldeckchen. Lückenhaft.“
Ich lache über den Vergleich. „Noch sind die Lücken ja kleiner als das zwischen den Lücken. Vielleicht wird das mit der Philippa erst besser, wenn ich sie endlich mal zu Gesicht bekommen hab.“
„Dafür müsstest du nach Davao fliegen, denn sie hat noch ein Jahr DTS angehängt.“
„Aha. DTS hast du mir sicher auch schon mal übersetzt.“
„Immerhin das weißt du noch. Disciple Trainingship. Jüngerschaftsschule.“
„Hab ich dir eigentlich mal gesagt, dass ich Flugangst habe? Ich werd also eher nicht nach Davao fliegen.“
„Das hast du nicht gesagt, aber es ist gut zu wissen. Flugangst kann man loswerden.“
„Aber mal zurück zum Film“, lenke ich ab. „Wann willst du los?“
„Der Film beginnt um Viertel nach acht im „Apollo“ in Alkmaar.“
„Und muss ich schick aussehen oder was stellst du dir vor?“
„Was passiert, wenn ich sage, dass besondere Kleidung nicht nötig ist? Wirst du in kurzen Hosen und Flipflops kommen?“
„Ich hab gar keine Flipflops, aber wie wäre es barfuß? Also, wenn wir vorher noch irgendwo einen Happen essen, kann ich sofort losfahren.“
Sie kichert. „Als ob du dich mit einem Happen zufrieden geben würdest! Aber sicher, das können wir gerne tun.“
„Hervorragend. Der nächste Zug geht in“, ich rechne nach, aber sie ist schneller: „Zwölf Minuten. Fein. Ich warte wieder am Gleis.“

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