„Er hat dazu noch einen zweiten Bruder. Aber den kenne ich auch nicht. Komm zu einem von unseren Auftritten, dann siehst du sie. Sie ist sehr hübsch … aber du bist ja vom Markt.“
„Du auch.“
„Seit gestern nicht mehr.“
„Und dann guckst du dich gleich nach der nächsten Frau um? Die Trennung scheint dich ja nicht sehr traurig zu machen.“
„Nee, eher erleichtert sie mich. Sloba und ich waren uns in den wesentlichen Punkten unserer Beziehung uneins. Da ist es besser, irgendwann einen Schlussstrich zu ziehen und getrennte Wege zu gehen.“
„Aha“, sagt er trocken. „Das mit den wesentlichen Punkten habe ich schon sehr oft gehört. Im Klartext heißt das: Unerwartete Schwierigkeiten sind aufgetreten und ihr habt eine Rechtfertigung fürs Schlussmachen gesucht. Und gefunden.“
Ich hebe die Schultern. Wenn er das so sieht, na und? „Unser wesentlichster Punkt war, dass sie nichts von Ehe hält und ich nichts von Sex ohne Ehe. Diese zwei Meinungen kriegst du nicht unter einen Hut. Zu Beginn der Beziehung war uns das nicht klar, darüber redet man ja nicht als erstes.“
„Entschuldige bitte, dass ich dich verurteilt habe.“
Ich winke ab. „Und übrigens: ich gucke mich nicht gleich nach der nächsten Frau um. Da sie in meiner Band ist, habe ich vorher schon ein paar Gelegenheiten gehabt, sie anzugucken. Und wir haben ein weiteres gemeinsames Hobby neben der Musik.“
„Und das wäre?“
„Wir gehen gerne in schicken Klamotten fein essen.“
„Und das macht Spaß?“
„Mit Nieke, ja. Kennst du das nicht: du kommst in einen Raum und alle Männer gucken auf deine Begleiterin, so ein Raunen erhebt sich–“
„Sie pfeifen ihr nach.“
„Nein, kein Pfeifen, ein Raunen. Pfeifen ist viel zu direkt. Jedenfalls weißt du, ihr könnt so viel gucken und raunen wie ihr wollt, sie ist nur wegen mir hier. Das ist total geil.“
„Ich verstehe was du meinst. Alannah ist allerdings mehr für die Nahwirkung.“
„Das Raunen machst du in dir drin, wenn du sie kennen lernst.“
„Das ist ein feines Kompliment, darf ich ihr das sagen?“
„Klar. Wo ist sie überhaupt? Schon wieder arbeiten?“
„Nein. Sie hatte Nachtwache und schläft jetzt hoffentlich tief und fest.“
„Dann will sie sicher Ruhe in der Wohnung haben, oder? Willst du zur Abwechslung mal meine Küche testen?“
„Nein, ich bin schon bei meinen Eltern eingeladen. Wir könnten nächste Woche zusammen zu dir kommen. Also, besser gesagt zu euch, Miloš wohnt ja auch da.“
„Ich weiß nicht, ob er früh oder spät arbeitet. Verbringen wir so oder so den ganzen restlichen Tag miteinander?“
„Gerne“, freut er sich über die Einladung.
Ich freue mich auch! Ich mag so lange Verabredungen. Man hat viel mehr Zeit für alles.
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