Ich gehe hinaus. „Hoi.“
Er grinst mich von unten an, sagt aber nichts.
Erwartet er, dass ich was sage? Was von den ganzen Dingen, die ich sagen könnte, ist dann richtig und was ist falsch?
Er grinst immer noch. „Du siehst gut aus.“
„Aha“, mache ich.
„Ja. Zufrieden. Bevor du angefangen hast zu denken, sogar glücklich.“
„Aha.“
„Ja. Hör auf zu denken. Hattest du eine gute Zeit?“
„Ja.“
„Schön. Komm, setz dich. Willst du auch Eiskaffee? Bibi hat welchen gemacht. Du müsstest ihn aber selber holen und nimm eine Tasse mit.“
Ich kann nicht anders, ich muss es fragen: „Hat Sloba irgendwas gesagt?“
Er winkt ab. „Das muss man nicht so ernst nehmen.“
Männerfreundschaft. Indianergeschichten. Es ist wirklich so. „Wo ist sie jetzt?“
„Falls sie nicht schon mit Sack und Pack nach Köln abgedampft ist, was sie mir angekündigt hat, als ich nicht wie gewünscht reagiert habe, wird sie zuhause in Hoorn sein.“
Ich gehe nach drinnen, rufe in ihrer WG an und als ich sie an der Strippe habe, bestelle ich sie her. Dann besuche ich die Nachbarn mit meiner großen Lieblingstasse.
Ich bilde mir ein, dem Treffen gelassen entgegen zu sehen. Ich habe mir ja nichts vorzuwerfen! Von Gelassenheit kann jedenfalls bei Sloba keine Rede sein. Sie ist stocksauer und faucht schon auf der Terrasse: „Kommst du jetzt angewinselt und willst, dass wir uns versöhnen und es noch einmal versuchen miteinander?“
Ich schließe die Tür hinter ihr, es muss nicht die ganze Nachbarschaft zuhören. „Nein. Von angewinselt kommen kann keine Rede sein, immerhin bist du zu mir gekommen und nicht umgekehrt. Und der einzige, der sich entschuldigen muss, bist du.“
„Ich denk gar nicht dran!“, schnaubt sie.
„Gut. Dann wars das mit uns. Du kannst gehen.“ Ich öffne die Tür wieder und vollführe eine „ausladende“ Handbewegung.
„Waas?“, kreischt sie. „Machst du Schluss oder was?“
„Ja.“ Ich spüre, wie es in mir anfängt zu kochen.
„Du verdammter Scheißkerl. Lässt du mich für sie sitzen? Ich warne dich. Ich seh euch einmal zusammen auf der Straße, ich schwör dir, ich bring sie um.“
Miloš betritt die Küche und herrscht sie an. Eine Aufzählung ist auch mit dabei; sie geht bis zum Mittelfinger und mein Name kommt drin vor.(343)
Sloba spuckt Gift und Galle und kassiert eine schallende Ohrfeige. Dann sagt er das serbische Wort für „Raus“ und zeigt in Richtung Straße.
Sie schreit immer noch, rammt das Knie hoch und knallt auf den Fußboden. Er packt sie am Arm und schleift sie unter ihrem Gekreisch raus. Sloba tritt gegen die Haustür und entfernt sich mit serbisch-deutschen Verwünschungen, während er sich aufs Sofa fallen lässt.
Ich mustere ihn und lausche seinen pfeifenden Atemstößen.
„Was?!“, schnappt er aggressiv.
„Manchmal machst du mir Angst.“
Er hebt die Schultern. „Wenn das die einzige Sprache ist, die sie versteht? Ich habe mich an mein Versprechen gehalten: ich mische mich nicht ein. Du hast die Beziehung beendet, also durfte ich ihr meine Meinung sagen.“
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen