„Nein. Ich habe es mir versprochen: Ich will sie für immer.“
„Das ist ein sehr langer Zeitraum. Darf ich fragen, wann du das versprochen hast?“
„Als wir zusammen gekommen sind.“
„Aber du kanntest sie da doch noch gar nicht.“
„Nein. Aber ich habe es versprochen.“
„Und der Fall, dass so etwas undurchführbar ist, der ist nicht vorgesehen? Ich meine, es gab doch sicher schon ein paar Versprechen, die du nicht einhalten konntest.“
„Natürlich. Und ich habe mich hinterher immer sehr schlecht gefühlt.“
„Und jetzt fühlst du dich gut?“
Nee. Ganz und gar nicht.
Sloba und ich sind fast drei Monate zusammen. Seit etwas mehr als der Hälfte der Zeit ist sie hier. Immer öfter muss ich mir eingestehen, dass meine Liebe seitdem Stück für Stück abhanden gekommen ist.
Erstens haben wir keine gemeinsamen Hobbys. Sie mag nicht segeln, sie erträgt keine Stille, man kann mit ihr nicht herumsitzen und quatschen. Sie muss immer Action haben. Ich mag nicht in Discos gehen, saufe und rauche nicht und bin gerne mal einen Abend zuhause.
Zweitens stelle ausgerechnet ich, den Helena(340) als den größten Fünfjährigen der Welt benannt hat, fest, dass sie unreif ist und mir das zunehmend auf den Geist geht.
Drittens fühle ich mich seit dem Überfall von letzter Woche nicht mehr sicher in ihrer Nähe. Ich traue ihr nicht mehr. Und habe ich ihr nie den geringsten Anlass gegeben, mir zu misstrauen. Ich habe ihr sogar gesagt, was Inhalt der Wette war. Und dass ich Nieke zwar faszinierend finde, sie aber nicht mein Typ ist, weil sie ziemlich still ist. So ordentlich. Und irre kontrolliert. Und dass ich ja außerdem in einer festen Beziehung bin und eine solche erst beende, bevor ich eine andere anfange. Was sollte dann dieser total überflüssige Auftritt im Treppenhaus?
Tja, und zu all dem kommt dann noch hinzu, dass ich jede Grenze ständig neu befestigen muss. Sie kennt kein Nein. Dienstagabends will sie zum Beispiel mit mir ausgehen. An anderen Wochentagen kommt ihr die Idee nie. Ich habe ihr erklärt, dass mir die Bandprobe wichtig ist. Auch wenn kein Auftritt ansteht. Fast jeden Dienstag muss das neu diskutiert werden. Die Gestaltung des Sonntagmorgens erst recht. Und sie begreift auch nicht, dass ich es nicht lustig finde, ständig ausgelacht zu werden. Nichts und niemand ist vor ihrem Spott sicher.
Die Alternative ist, diese Beziehung zu beenden. Das sieht im Moment wie die Lösung all meiner Probleme aus, allerdings mit einer großen Unbekannten: Wird das Auswirkungen auf meine zukünftigen Aufenthalte in Peckovar haben? Wie werden DeDe mit mir umgehen?
Ich leere mein Glas und gehe zum Klo. Danach bleibe ich im Türrahmen zum Wohnzimmer stehen. Nieke schaut zu mir hin.
Minutenlang geht das so, sie guckt, ich stehe rum. Irgendwann lacht sie auf. „Setz dich!“
„Eigentlich müsste ich nach Hause fahren.“
„Ein Satz mit „eigentlich“ zeugt nicht gerade von Entschlossenheit“, stellt sie amüsiert fest. „Warum müsstest du eigentlich?“
Ich seufze tief. „Wenn ich bleibe, heißt das für sie, dass sie recht hat. Weißte was ich meine? Deswegen müsste ich. Eigentlich. Aber uneigentlich hab ich keinen Bock, weil … sie soll nicht glauben, dass sie mich so … bestimmen kann. Kreuzt hier auf und macht eine saudoofe Szene und dann renne ich sofort nach Hause und entschuldige mich womöglich noch bei ihr.“
„Du bist immer noch sauer.“
„Ja, ist doch klar, oder? Was bildet die sich denn ein.“
Sie schweigt einen Moment. Dann: „Darf ich mir was wünschen?“
„Wünschen darfst du dir jederzeit was.“
„Ich möchte, dass du im Falle des Bleibens den restlichen Abend nicht mehr an sie denkst.“
Im Falle des Bleibens! Ein Miloš-Satz. „Okay.“
„Und jetzt fahr nach Hause oder setz dich endlich hin.“
Die Entscheidung liegt bei mir. Das war klar. „Wo ist deine Küche?“
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