Zuhause stehe ich ein paar Minuten unschlüssig auf der Terrasse, bis mir klar ist: Ich will da nicht rein. Und mich ins Bett legen und schlafen, und morgen mit Miloš frühstücken, als wäre nichts passiert.
Ich kehre um und fahre durch den finsteren Julianapark und die stillen Wohnsiedlungen zum Strand. Dort finde ich endlich Worte. Jesus, wer war das? Wer hat mich verraten? Von wem wusste sie, wie sie mich überlisten kann?
Vom Verräter.
Die Sache ist so einfach wie logisch. Der Verräter wars. Der Teufel. Er hat schon lange nach einer Gelegenheit gesucht, mir meinen Frieden zu versauen und mir mal so richtig zu zeigen, wer das Sagen hat auf der Welt. Und ich fall auch noch drauf rein. Verzeih mir, dass ich das nicht eher kapiert habe.
Natürlich, mein Freund.
Hat sie sich mit ihm verbündet?
Nein, das hättest du viel eher gemerkt. Er hat nur ihre Bedürfnisse ausgenutzt.
Wird das jetzt so weiter gehen mit uns? Dass sie mich bestimmt? Wird es werden wie mit Helena? Ich wollte es doch sein, der führt.
Wenn du nicht willst, dass sie dich bestimmt, sei stärker als sie. Es ist kein Vergleich zu Helena.
Glaubst du, wir passen zusammen?
Glaubst du, ihr passt zusammen? Ich muss nichts glauben. Entscheide das selbst.
„Was ist mit dir?“, fragt der Mitbewohner, noch bevor ich den ersten Schluck Kaffee intus habe.
„Warum gehst du nicht eine Runde spazieren, dann hast du was zu tun.“
„Wenn ich ausweiche oder das Thema wechsle, bohrst du so lange nach, bis ich gesagt habe, was du hören willst.“
„Hast du mich nicht verstanden?“, fauche ich. „Ich will nicht darüber reden!“
„Hat es mit Sloba zu tun?“
Voller Zorn schlage ich auf den Tisch, springe auf, schreie „Ich will nicht drüber reden!!“ und bin aus dem Haus, bevor er einen Piep sagen kann.
Noch in unserer Straße ist mein Zorn verflogen und es bleibt nur Leere in mir.
Zum Glück ist Mommi zuhause. Sie fragt: „Oh je, was ist denn mit dir passiert?“, lässt mich ein und deckt ein zweites Service auf den Frühstückstisch. Aber ich mag nichts essen.
„Sag schon. Was hast du auf dem Herzen?“
„Ich bin furchtbar wütend.“
„Auf wen und warum?“
„Auf mich. Ich hab zu spät gemerkt, dass ich dem Teufel auf den Leim gegangen bin.“
„Immerhin hast du es gemerkt.“
Das tröstet mich kaum.
Sie weiß es. „Was hat er dir denn angetan? Kann man das nicht rückgängig machen? Oder irgendwie ausbessern?“
„Nein“, mache ich dumpf, „Kann man nicht.“
„Ich kann mir nichts vorstellen, das so schlimm wäre. Außer einen Menschen zu töten.“
Ich schnaufe durch. Ich muss es sagen, sie wird weiter fragen. Und, ganz ehrlich – deswegen bin ich ja eigentlich auch hergekommen. Schweigen hätte ich woanders können. „Als ich mit Helena auseinander war, hab ich mir vorgenommen, dass ich mich in der nächsten Beziehung nicht wieder so bevormunden lasse. Sie hat ja vieles über mich hinweg bestimmt, weil ich zu zögerlich war oder unsicher oder einfach nicht ihre Ansicht geteilt habe.“
„Und was hat Sloba für dich bestimmt?“
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen