Wir karren die Kartons nach Hause (stellen fest, dass das Fenster in der Terrassentür durch ein Stück Sperrholz ersetzt worden ist, drinnen liegt ein Zettel von Arjen, der erklärt, dass Sammy und Jodoke Baseball gespielt haben und die Scheibe selbstverständlich ersetzen werden) und stapeln sie neben dem Bücherregal im Wohnraum auf. Dann bringe ich das Auto zurück nach Hoorn zur Autovermietung und als ich endlich heimkomme, sitzt Merle am Tisch und hat ihre Kaffeetasse schon fast leer.
Ich umarme sie zur Begrüßung und damit der Mitbewohner es hört, beschwere ich mich lauthals: „He, wieso kriegt sie Kaffee und ich nicht?“
Er betritt den Wohnraum. „Weil du nicht da warst. Hat alles gut geklappt?“
„Ja, kein Problem. Die Kaution müsste Dienstag wieder auf dem Konto sein. Merleschatz, was machst du hier? Konntest du es nicht abwarten, bis wir zurück sind?“
„Nein, Miloš hat mich herbestellt. Er sagt, du trägst da so ein Brett im Rücken, darum will ich mich jetzt kümmern. Und guck, was ich mitgebracht habe.“ Sie zeigt auf ein zusammengeklapptes Gestell neben dem Tisch; es ist ihre Massageliege. „Das ist gemütlicher als auf dem Boden zu liegen. Da weiß man ja nie, wohin mit dem Kopf.“
„Da hast du ja mal eine richtig gute Idee gehabt“, lache ich und boxe ihn auf den Arm.
Merle klappt die Liege auseinander und breitet eins unserer Badelaken darauf aus. Ich entkleide mich obenrum und lasse mich nieder. Sie nimmt ein Fläschchen Massageöl aus der Handtasche. „Nein“, sagt sie auf einmal. „Es zieht.“
„Miloš, mach die Terrassentür zu.“
„Die ist zu.“
„Komisch. Das ist mir vorher nie aufgefallen.“
„Kratzt das deine Handwerkerehre an, dass es zieht?“, stichelt er.
Zugleich sagt Merle: „Lass uns nach oben gehen.“ Sie hilft mir in die Senkrechte und klappt alles wieder zusammen. Bevor sie einen Schritt getan hat, nehme ich ihr die Liege schon ab und gebe ihr stattdessen das Ölfläschchen zum Tragen. So weit kommt es noch, verspannter Rücken hin oder her!
Miloš folgt uns auf dem Fuße.
„Nein, du gehst wieder runter“, bestimmt Merle und faltet an ihrem Spezialmöbel herum.
„Was soll ich denn unten? Da ist doch niemand.“
„Bis jetzt nicht. Aber wenn Sloba kommt, darf sie diesen Raum auf keinen Fall betreten. Wir brauchen Ruhe, verstanden? Du musst sie aufhalten.“
„Aber ich kann ja runter gehen, wenn ich sie ins Haus kommen höre.“
„Nein, du wirst jetzt runter gehen.“ Sie streicht erneut das Laken glatt.
Das passt ihm nicht, man sieht es deutlich. Aber er hat sich oft genug Beulen geholt an Merles Sturkopf. Mit langem Gesicht zieht er ab.
„Warum hast du ihn weggeschickt?“, wundere ich mich.
„Zieh die Jeans aus und leg dich hin.“
„Die Shorts auch?“
„Bitte nicht!“, kichert sie.
„Nein, ich meine, ich kann eine andere Unterhose anziehen. Nebenan.“
„Geht schon. Die Socken kannst du auch anlassen.“
Leise singe ich „You can leave your hat on“ und lege mich auf die Liege.
Merle tätschelt meine Schulter. „Es ist Anfang Mai und du bist knackig braun. Gemein“, sagt sie. Sie nimmt mir die Armbanduhr ab und der Streifen darunter lässt meine übrige Hautfarbe noch dunkler aussehen.
„Ich habe anderthalb Tage in der Sonne gelegen, außer Bogis Physiofreund kam oder es gab Essen. Himmlisch, sag ich dir. Das hat mich voll und ganz für die Fahrerei entschädigt.“ Ich strecke die Hand aus.
„Was willst du?“
„Gib mir die Uhr wieder.“
„Nein. Du brauchst sie heute nicht mehr. Danke übrigens für die Postkarte.“
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