„Woher kommst du?“
„Gehst du auch woanders in eine Kirche?“
„Besuchst du einen aus unserer Kirche?“
„Trommelst du in einer Band?“
„Bist du der Bruder von Lavinia?“
„Hat es dir heute gefallen?“
„Wirst du ab jetzt öfter kommen?“
Alles, was in der Kirche am anderen Ende von Hoorn auch nach sechs Wochen nicht geklappt hat, gelingt mir hier schon am ersten Tag.
Benji wartet ab, bis alle Fragen gestellt und Antworten gegeben sind. „Du, das war ganz große Klasse, was du getrommelt hast. Du hast das Tempo gehalten und dabei war es auch noch vielseitig. Wirklich super. Das finden die anderen übrigens auch. Bist du nächste Woche wieder mit dabei? Du kannst auch schon zur Probe kommen, wenn du willst, die ist immer Sonntagmorgens von acht bis halb neun, danach geht es sofort los mit der Anbetungsstunde.“
„Spielt ihr in jedem Gottesdienst?“
„Ja, außer es gibt etwas Besonderes, Taufe oder Kindersegnung oder solche Sachen. Da machen manchmal andere Leute Musik, also Angehörige. Aber sonst sind wir immer hier, teilweise in wechselnder Besetzung. Bei sechs Leuten, von denen zwei im Schichtdienst arbeiten, ist es schwierig einzurichten, dass immer alle da sind.“
„Aha. Ich arbeite nicht im Schichtdienst, bin aber trotzdem am nächsten und übernächsten Sonntag nicht hier. Aber danach mach ich gerne wieder mit.“
„Wo bist du denn dann?“
„Ich werde in Bosnien sein. Das hier ist übrigens mein bester Freund Miloš“, stelle ich ihn zum ungefähr hundertsten Mal(315) vor, „und es ist seine Familie, die wir besuchen.“
„Bosnien“, überlegt Benji, „Ist das weit weg?“
„Nur tausendfünfhundert Kilometer“, lache ich. „Wenn die Straßen frei sind und niemand pinkeln muss, kann man das in vierzehn Stunden schaffen.“
„Aha“, sagt er und versteht nicht, was es daran zu lachen gibt. Deswegen füge ich hinzu: „Normalerweise sind wir anderthalb Tage unterwegs.“
„Hilf mir grad mal. Wo liegt Bosnien? Ist das da bei Rumänien?“
Ich wage mich lieber nicht aufs dünne Eis meiner Geografiekenntnisse, sondern halte mich an das, was ich weiß. „Von hier aus ist es hinter Österreich.“
„Österreich“, grinst Miloš.
„Hinter Österreich. Ich sag damit ja nicht, dass es an Österreich grenzt oder vergleichbar schreckliche Dinge. Ich könnte auch sagen, es ist hinter Kroatien, aber es wissen mehr Leute, wo Österreich ist.“
Benji wartet ab, bis wir das Wortgefecht beenden, dann fragt er: „Wohin geht ihr nach dem Gottesdienst?“
Ich hebe die Schultern und Miloš ergänzt: „Wir haben noch nichts geplant.“
„Prima, dann kommt doch mit zu uns. Alannah, das ist meine Frau, hat gestern Olivenbrot gebacken und dazu macht sie einen Salat … ich hoffe, ihr braucht kein Fleisch im Essen, wir sind beide Vegetarier … und dann können wir den ganzen restlichen Tag über Musik reden.“ Leicht verspätet wendet er sich an Miloš: „Also, wenn das okay ist für dich. Du sollst dich nicht langweilen. Wir finden bestimmt ein gemeinsames Thema.“
„Lass uns doch über Musik reden“, empfehle ich lachend. „Er ist Bassist.“
„Spielst du gut?“
„Einigermaßen“, verwechselt er Bescheidenheit mit Tiefstapelei.
Meine Notenhalterin gesellt sich zu uns. Benji eröffnet ihr, dass er uns eingeladen hat. „Sehr schöne Idee“, lacht sie und macht sich mit Miloš bekannt.
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