2. Juni 2016

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Nach dem Essen will Miloš seine Ruhe haben, deswegen verziehen Sloba und ich uns nach oben. Außerdem kriege ich ja noch eine Antwort von ihr. Gut, dass ich meine Hartnäckigkeit immer an meinem Kumpel trainieren konnte, denn sonst hätte ich mich längst ablenken lassen. „Sloba. Wie lange willst du bleiben?“, halte ich die Leine kurz.
„Weiß ich noch nicht“, sagt sie überraschend nüchtern. „Tut mir auch leid, dass ich euch so überfallen habe. Ich hätte vorher anrufen sollen. Und zuhause bei den Eltern sagen, dass ich wegfahre. Verzeihst du mir?“
„Ja.“
„Und ich glaub, ich weiß jetzt auch, warum wir immer noch keinen Sex hatten.“
Ich sehe, dass sie schon wieder Tränen in den Augen hat. Mein erster Impuls ist, sie tröstend in den Arm zu nehmen(303), aber sie wird dann ja immer gleich zudringlich. Für die kurze Zeit, die sie hier ist, hat sie mich schon viel zu oft an meine Grenzen gebracht, deswegen warte ich bloß ab, was sie als nächstes sagt.
„Du hast es gespürt, ja?“
Was habe ich gespürt? Und was hat das mit dem Sex zu tun, den wir noch nicht hatten? Möglichst neutral bitte ich: „Sags mir von vorne.“
Sie schluchzt auf und schmiegt sich an mich. Ich rücke ein Stück weg. Schimpansen klären ihre Zwistigkeiten mittels Sex. Sind wir Schimpansen?
Sie weint herzerweichend, aber mein Herz ist einer der Basaltblöcke zur Küstenbefestigung. Sie wimmert. „Ja, du hast recht, ich hatte was mit einem Anderen.“
Ich hole tief Luft. „Warum?“
„Ich hab dich so vermisst und ich dachte, ich halte es nicht mehr aus.“
„Und, hat es geholfen?“
„Nein. Der Typ war scheiße.“
„Wie oft?“
„Nur einmal.“
„Bereust du es?“
„Ja“, winselt sie.
„Wirst du es wieder tun?“
„Nein.“ Ängstlich fragt sie: „Liebst du mich noch?“
„Ich brauche ein bisschen Zeit.“
„Đero“, heult sie los, „bitte gib uns noch eine Chance!“
Ich mache ihre Arme los und gehe aus dem Raum.
Sie rennt hinter mir her, aber ich stoße sie weg.
„Đero, bitte!“, schreit sie.
Unten im Flur begegnet mir der verschnupfte Mitbewohner. „Was ist los?“
Ich hebe die Schultern.
„Ist Schluss?“
„Ich brauche ein bisschen Zeit“, wiederhole ich nur und verlasse das Haus.


hundertachtundsechzigstes Kapitel

So richtig durchgehend gut ist es nur in Peckovar gewesen. Da waren wir beide mächtig verknallt und ich war in Urlaubsstimmung und hatte eh’ gute Laune, weil die Familie so warmherzig war und das Miteinander so viel Spaß gemacht hat.
Danach haben wir dreimal sehnsuchtsvoll und friedlich telefoniert. Aber kaum hatte ich mich technisch aufgerüstet, haben die Schwierigkeiten angefangen. Sobald sie keine Lust mehr hatte auf Gespräche, hat sie sich ausgezogen, mich ausgelacht und veralbert, weil ich angeblich so süß aussehe mit roten Ohren, und meine Bitten und Bedürfnisse nicht ernst genommen, sodass ich mehr als einmal den Chat vorzeitig beendet habe.
Vor fast 48 Stunden habe ich einen handfesten Zusammenbruch gehabt, weil sie mich durch eine Achterbahn gejagt hat.
Und jetzt das.
Worauf muss ich mich als nächstes einstellen?

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