„Das hat sie auch gesagt, und ich vermute, dass ihm das egal ist, weil er nämlich durch ihre Unzuverlässigkeit seit dreizehn Tagen gezwungen ist, den Schulplan umzustellen.“
„Seit dreizehn Tagen?!“
„Das habe ich auch gedacht. Wenn man jetzt die Einzelteile sinnvoll zusammen setzt, heißt das, dass vor dreizehn Tagen dieser Bernd aufgekreuzt ist und sie alles hat fallen lassen.“
„Aber sie ist doch erst vier Tage hier?“
„Weißt du, ob sie den direkten Weg gewählt hat und nicht Station in Köln gemacht hat? Der Kerl war ja nicht in der Stadt, da konnte sie beruhigt sein. Wir sind davon ausgegangen, dass sie nonstop aus Banja Luka gekommen ist, weil sie nichts dazu gesagt hat. Womöglich hat sie es absichtlich verschwiegen.“
„Woher weißt du das eigentlich alles? Das klingt, als hättest du das Telefon angezapft.“
„Sie hat ziemlich oft einzelne oder mehrere Wörter wiederholt. Scheint so, dass sie sich den Verlauf des Gesprächs anders vorgestellt hatte. Sie klang … na, wie man eben klingt, wenn das Gegenüber total absurde Vorstellungen hat. Ich habe kein Wort dafür.“
Das hat er aber lange nicht gesagt! Allerdings fällt mir auf die Schnelle auch kein passendes ein. „Wenn man noch mehr Einzelteile sinnvoll zusammen setzt, macht sie jedenfalls keinen Urlaub von einer Woche bei uns, sondern plant was längeres, zum Beispiel bis in Köln das neue Semester anfängt.“
„Zum Beispiel. Oder sie plant gar nicht, sondern ist halt einfach jetzt da und wir werden nicht gefragt. Du freust dich, weil deine Fernbeziehung zu Ende ist, und ich freue mich, weil meine Lieblingskusine mich besucht. Freu, freu, freu, um dich zu zitieren.“
Au weia. Meine Vorstellungen von Beziehung sehen keinen unbegrenzten Aufenthalt vor, zumindest solange sie weiter die rote Furie gibt. Das funktioniert nicht miteinander, keinen Tag lang. Außerdem bietet das Haus zu wenig Rückzugsmöglichkeiten für drei Personen, erst recht wenn die Interessen derart weit auseinander klaffen: sie will dringend Sex, ich will meinen Prinzipien treu sein und Miloš will (oder muss) noch fünf Monate lang Single sein. Ich weiß nicht, wie gelassen er inzwischen damit umgeht.
Schlechte Mischung!
Zuhause geht es gleich wieder los. Sloba küsst und streichelt mich, sie lockt und gurrt.
„Lass mal sein“, weise ich sie ab. „Ich bin nicht so ein Kuscheltyp.“
„Ich hab mich den ganzen Tag auf dich gefreut!“
Freu, freu, freu. „Wie lange willst du eigentlich bleiben?“
„Waas?!“, macht sie einigermaßen fassungslos. „Willst du mich loswerden?“
Stimmt, so klang es. „Nein, ich habe gefragt, wie lange du bleiben willst. Schulferien haben ja leider die Eigenschaft, dass sie irgendwann zu Ende sind.“
„Ach so, ja, die Schulferien! Die gehen drei Wochen.“
Lüg mich bitte nicht an, Fräulein. „Sie dauern insgesamt so lange und haben wahrscheinlich vor Ostern angefangen, das heißt, sie dauern von heute an keine drei Wochen mehr.“
„Was willst du denn damit sagen?“
„Miloš hat heute früh auf dem Klo gesessen, als du mit dem Rektor deiner Schule telefoniert hast und er hat zugehört“, lasse ich die Katze aus dem Sack. „Stimmt das, dass du vor dreizehn Tagen aus Banja Luka abgehauen bist und er dir heute gekündigt hat?“
Sie bricht in Tränen aus. „Ich habe das doch nur getan, weil Bernd in meinen Unterricht gekommen ist und mich nach Hause holen wollte! Nach Hause, verstehst du? Zu ihm! Der kapiert einfach nicht, dass ich nichts mehr mit ihm zu tun haben will!!“
Ich nehme sie tröstend in den Arm. „Beruhige dich. Niemand greift dich deswegen an. Aber du bist seit vier Tagen hier, warum sagt der Rektor, dass er seit dreizehn Tagen den Schulplan umstellen muss?“
„Ich hab ziemlich lange gebraucht bis hier hin. Der Miko, der kriegt immer lange Strecken, aber ich musste in fast jeder Stadt anhalten und mir was neues suchen.“
Ich beschließe, ihr das zu glauben. „Zu meiner Frage: Wie lange willst du bleiben?“
Sie nutzt unsere Nähe aus und will mir das T-Shirt ausziehen.
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