„Es ist meine Freundin und deswegen mein Problem.“
Das Bimmeln seines Handys unterbricht uns. „Hallo Merle“, begrüßt er die Anruferin. „Ja, wir sind quasi unterwegs. … Nein, er färbt nicht ab! Wir sind aufgehalten worden. Bis gleich.“
Ich erkläre Sloba: „Wir haben übermorgen einen Auftritt mit der Band und sind deswegen mit den Mädels verabredet, um uns locker zu machen, letzte Details abzusprechen und so. Du willst wahrscheinlich nicht alleine hier bleiben?“
„Will ich nicht“, grinst sie.
Sie stellt ihr Gepäck in den Wohnraum und wir verlassen das Haus durch die Hintertür.
Im Proberaum löst Slobas Anwesenheit erst mal eine Menge Unruhe aus. Merle beweist, dass sie sehr gut Deutsch spricht, denn ihre Unterhaltung mit Sloba ist mir zu schnell, ich verstehe nur die Hälfte. Das scheint ihnen nicht so unrecht zu sein, wie ich aus Blicken und Gesten deute. Vielleicht ist das aber auch Absicht, damit ich was zu Spekulieren habe.
Miloš zieht mich beiseite. „Soll ich mir für die nächsten Nächte einen anderen Schlafplatz suchen?“, fragt er leise.
„Willst du mich ganz ohne moralische Aufsicht mit diesem verrückten Huhn alleine lassen?“, lache ich. „Bitte nicht!“
Er lacht auch. „Wenn einer wie du einen wie mich als moralische Aufsicht braucht, ist nicht mehr viel zu retten.“
„Na trotzdem. Bleib bitte zuhause. Ich bin eh’ dafür, dass sie erst mal auf dem Sofa pennt.“
„Das geht nicht, da kann doch jeder hineingucken! Lieber schlafe ich auf dem Sofa und sie kann mein Bett haben.“
„Wenn du da schläfst, kann auch jeder reingucken“, wende ich belustigt ein.
„Das ist richtig, da sieht man dann aber nicht meine Kusine.“
Wir machen Musik und gewinnen einen Fan mit außergewöhnlichem Tanzstil. So kann man sich eigentlich gar nicht bewegen. Ist sie denn aus Gummi?
Später klären wir, wer wann kommt, um den Transporter einzuräumen. Merle sagt zu und natürlich überlässt sie Miloš gerne ihr Auto. In Hoorn werden sie Nieke auflesen. Ein Bäcker namens Reno bringt Sloba und mich und das ganze Zeug nach Amsterdam. Das greift in eine Absprache mit David Kuiper, der uns einen Raum zur Verfügung stellt, in den wir unser Equipment einschließen können. Sonntag wird uns entweder Steven oder Zoran abholen, das hatten sie heute Nachmittag noch nicht ausgeknobelt.
Es war klar, sie sieht es nicht ein.
„Warum kann ich nicht in deinem Bett schlafen?“
„Weil ich in meinem Bett schlafe.“
„Aber ich kann mich doch zu dir legen! So dick sind wir beide nicht!“
„Aber ich brauche Ruhe. Morgen muss ich arbeiten, da muss ich ausgeschlafen sein.“
„Wenn wir schlafen, kriegst du ja Ruhe.“
„Haargenau. Wir werden aber nicht schlafen, wenn wir in einem Bett liegen, sondern Sex haben und das will ich nicht, weil ich erst eine vernünftige Basis mit dir haben will!“
„Was für eine Basis willst du denn haben? Und wann ist genug Basis?“
„Du hättest mir mitteilen können, dass du Banja Luka verlässt. Das nennt man Vertrauensbasis. Nur so als Beispiel. Aber nein, ich weiß von nichts! Du kreuzt einfach so hier auf.“
„Wolltest du vorher noch deine schmutzigen Geheimnisse verstecken?“
„Siehst du, hätten wir eine Vertrauensbasis, dann wüsstest du, dass es nichts zu verstecken gibt. Ich mag halt solche Überraschungen nicht.“
„Aber ich wusste doch auch nicht, dass ich Banja Luka verlassen würde!“
„Dann hättest du wenigstens anrufen können, als du unterwegs warst. Die Fahrt dauert ja ein Weilchen länger, da wäre sicher irgendwann Gelegenheit gewesen.“
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