1. Juni 2016

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„Hat Theodorus dir denn nichts davon gesagt?“
„Theodorus und ich treffen uns nicht, um deine Kirchengewohnheiten zu diskutieren, wir haben anderes zu tun. Sag es mir endlich. In welche Kirche gehst du?“
„In Theodorus’ Kirche.“
„Und warum war es so schlimm beim ersten Mal?“
„Weil niemand mit mir geredet hat. Und dann kommst du nach Hause und erzählst genau die Sachen, die ich mir erhofft hatte und nichts davon ist passiert.“
„Das tut mir leid.“ Er macht eine Pause. „Warst du seitdem jeden Sonntag da?“
„Ja, außer an dem Sonntag, als wir aus Bosnien heimgekommen sind.“
„Ist es besser geworden?“
Ich wackle mit den Schultern. „Ich wollte bei der Anbetungsband mitmachen, weil der Trommler schlecht ist. Und weil man ja die Leute viel leichter kennen lernen kann, wenn man sie nicht nur so im Gottesdienst trifft. Also bin ich am zweiten Sonntag hingegangen und habe gesagt, dass ich mitmachen will und man hat mir gesagt, ich soll mich bei einem melden, der die Mitarbeit koordiniert. Also, ich dachte, dass er die Mitarbeit in der Band koordiniert und da hab ich mich noch gewundert, einen eigenen Koordinator nur für die Band? Aber er koordiniert für die ganze Gemeinde.“
„Sind das so viele, dass die einen Koordinator für Mitarbeit brauchen?“, unterbricht er.
„Ja. Ich bin zu dem Menschen hingegangen und der hat mich ins Putzteam gesteckt.“
Er unterbricht schon wieder. „Du putzt? Wie machst du das bei derart vielen fremden Leuten, wenn es dir hier zuhause schon eklig ist?“ Er wartet aber keine Antwort ab und fasst es alleine zusammen: „Du willst trommeln, sie lassen dich nur putzen. Deine Leidenschaft gegen etwas, das dir total eklig ist. Bist du verrückt? Warum gehst du immer noch da hin?“
Ich hole tief Luft, um meine Argumente aufzuzählen, dass ich denke, dass das Gottes Weg für mich ist, weil ich ja eine andere Gemeinde haben wollte, und dass auch im geistlichen Leben vor vielen Erfolgen erst ein Kampf steht, und dass man nicht wächst und reifer wird ohne die Herausforderung, aber mittendrin bleibt die Luft in meiner Lunge hängen. Als wäre sie gestolpert. Mein Hals wird eng. Nicht schon wieder! In Verbindung mit dieser Kirche passiert das viel zu oft! Ich will nicht. Ganz normal Luft holen. Konzentrier dich. Reiß dich zusammen.
„Jeremy“, sagt er mit seiner sanftesten Stimme.
Wenn er so redet, werden Steine weich wie Butter. Ich hoffe, er ahnt nicht, was das mit mir macht, da ich ja nicht mal ein Stein bin.
„Warum gehst du immer noch da hin?“ Weil ich die Aussage verweigere, redet er weiter: „Es ist der Willem, ja? Dein starker Wille. Du hast dich dazu entschlossen, deinen Platz zu erobern, weil du willst, dass es klappt. Es geht dir nicht gut dabei. Aber darum kümmerst du dich gar nicht.“
Ich traue mich nicht zu nicken, geschweige denn ihn anzusehen.
„Liebe deinen Nächsten wie dich selbst, sagt Jesus. Willst du es ganz ehrlich hören? Wenn das deine Form von Liebe ist, wie du mit dir umgehst, werde ich mehr Abstand halten, damit du mich nicht auch so liebst.“
Eine lange Pause entsteht und das ist gut so, denn endlich kann ich tief Luft holen und den Kloß in meinem Hals bearbeiten.

„Warum hast du mich nicht gefragt, ob wir gemeinsam eine neue Kirche suchen?“
„Das wollte ich, weil der Heilige Geist ja so krasse Sachen in dir gemacht hatte und das alles nicht mehr zur Herformde Kerk gepasst hat und mir da auch aufgefallen ist, dass es mich eigentlich schon ganz lange nervt, dass die Beziehungen oft so oberflächlich sind. Aber da hatte der Levian dich ja schon eingeladen und dann warst du so begeistert von deiner russischen Kirche. Und ich kann ja kein russisch, deswegen wollte ich nicht mitkommen. Ich will ja nicht, dass sich immer alle nach mir richten müssen, bloß weil ich keine Fremdsprachen kann.“
„Erstens. Kannst du dir bitte abgewöhnen immer zu sagen, dass du keine Fremdsprachen kannst? Es nervt mich fürchterlich. Du kannst Fremdsprachen. Du sprichst hervorragend deutsch und vermutlich ist dein Englisch auch sehr gut.“

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