1. Juni 2016

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„Ihr seht euch ja bald wieder.“
„Wenn du den Sommer bald nennst…“
„Wieso den Sommer? Warum habt ihr euch nicht für die Maiferien verabredet?“
„Weil sie dann noch in Bosnien ist!“
„Jeremy!“, schnaubt er lachend. „Es genügt eine Frage, zum Beispiel die: Fahren wir in den Maiferien nach Peckovar? und ich organisiere ein Auto und Mitfahrer und alles. Vorausgesetzt, du willst mich dabei haben.“
„Wieso sollte ich dich nicht dabei haben wollen?“ Mir geht es gleich viel besser. Ich gehe zum Kalender. Bis zum 26. April dauert es zwar noch eine Weile, aber nur halb so lange wie bis zu den Sommerferien. Als wäre mir die Idee gerade erst gekommen, frage ich: „Sag mal, was machst du eigentlich in den Maiferien?“
„Och, da habe ich noch nichts besonderes vor“, spielt er mit, „warum fragst du?“
„Wir könnten nach Peckovar fahren, was meinst du?“
„Gute Idee!“
Ich nehme das Telefon und drücke die unter S eingespeicherte Nummer. Jetzt habe ich auch keine Angst mehr, dass ein fremder Mann abheben könnte. Vorhin hatte sie Freunde zu Besuch und saß auf dem Klo, als es klingelte. Wie sie nun mal so ist, hat sie ihren Gästen aufgetragen, ans Telefon zu gehen.
„Jovovič“, meldet sie sich.(277)
„Hallo mein liebes Slobientje“, sage ich.
„Đero! Was machst du denn schon wieder in meinem Telefon?“, lacht sie. Zu jemand anderem sagt sie serbische Wörter, ich höre, dass eine Tür zugeht. „Warum haben wir uns eben so mühsam verabschiedet, wenn du jetzt schon wieder anrufst?“
„Miloš hat mich auf eine großartige Idee gebracht. Wir besuchen dich in den Maiferien.“
„Sag ihm, er hatte selten so gute Ideen wie heute.“

Die restliche Woche benimmt sich freundlich. Die Aussicht, Sloba am Samstag fast live zu sehen, sie zu hören und mit ihr reden zu können, ohne dass die Telefonrechnung immer länger wird, hält mich aufrecht.


hundertsiebenundfünfzigstes Kapitel

Cokko klingelt an der Haustür, als ich gerade das Mittagessen fertig habe. Ich öffne ihm und wir begrüßen uns.
„Na, geht’s dir schon wieder ein bisschen besser?“, fragt er.
Ich wackle mit den Schultern. „Ich kann mich nicht wegen Liebeskummer krank melden.“
Cokko zieht den Rollkoffer mit seinen technischen Mitbringseln in den Wohnraum. „Wo ist denn Miloš?“
„Arbeiten. Er hat eben erst angefangen, falls du ihn sehen willst, musst du mindestens bis zehn nach sieben warten.“ Heute früh war er ausgiebig schwimmen und laufen(278) und ich war in Hoorn und habe meinen Widerwillen bekämpft und mit Fiene die Kirchenklos geputzt.
„Wie arbeitet er morgen?“
„Früh. Er hat noch versucht das zu tauschen, aber die Aushilfe, die die andere Tageshälfte übernimmt, hat keinen Babysitter gefunden und da ging es nicht.“
„Schade. Ich muss euch einfach noch mal ein ganzes Wochenende besuchen kommen.“
„Au ja!“ Ich habe den Tisch gedeckt und wir lassen uns zum Essen nieder.

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