31. Mai 2016

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Auf einmal fließt Wasser irgendwo in der Maschine. Das ist ein gutes Zeichen. Ich schiebe sie zurück unter die Arbeitsplatte. Etwas blockiert, ich werfe mich dagegen, dann klappert drinnen etwas. Ich öffne die Tür. Wo vorher nur kalkfleckiges Metall und die Wasserverteiler aus weißem Plastik waren, liegt jetzt eine kleine Gabel mit nur zwei Zinken. Damit waren gestern Häppchen zusammengepiekt. Ich hole sie heraus und versuche erneut zu starten.
Die neuen Geräusche klingen wie eine Spülmaschine, die sich zum Dienst meldet!
Dijana steht von der Küchenbank auf und freut sich mit Küssen und einer Menge Wörter. Zwei verstehe ich: veoma dobro. Ich tippe auf die Zeichnung in der Betriebsanleitung, in der das Sieb dargestellt ist.
Sie bedeutet mir, dass es kaputt ist.
„Novi“ sage ich, das heißt neu, aber was heißt kaufen? Was heißt, dass das Dings wichtig ist? Wann wird ein Übersetzer kommen und uns helfen?
Na, erst mal muss es jetzt ohne Sieb gehen, denn es scheint ja schon ein paar Tage länger kaputt zu sein und alle Gäbelchen sind herausoperiert. Ich stelle den Gitterkorb wieder in die Maschine und räume Geschirr hinein. Dijana füllt Spülmittel ein, schließt den Kasten und stellt ihn an. Tadellos. Danke, Jesus! Und mein Kaffee hat auch die richtige Temperatur.

Jetzt betritt Miloš den Raum. Er hat keine Zeit uns zu begrüßen, weil seine Tante ihn schon mit einem Schwall Wörter bedeckt. Er antwortet lächelnd und wendet sich mir zu. „Du prachtvoller Kerl hast also die Spülmaschine wieder ans Laufen gebracht. Sie dankt dir unendlich, denn sie hat sich schon den ganzen Tag im Abwasch gesehen.“
Da muss ich widersprechen. „Nein, Jesus hat sie repariert. Ich habe nur ein bisschen an ihr gerüttelt. Ich hab doch keine Ahnung von solchen Sachen.“
„Jaja“, lacht er. „Du und keine Ahnung von irgendwas, das man reparieren kann.“
Dijana klopft auf seinen Arm und sagt noch etwas.
Miloš nickt und führt die Übersetzung fort: „Falls du dich bisher nicht zuhause gefühlt hast hier im Haus, sollst du wissen, dass du immer bei ihr willkommen bist, auch–“
Sie unterbricht ihn wieder und fügt noch etwas hinzu.
„Also, dass du willkommen bist, auch wenn du mal ohne mich aufkreuzen willst. Und sie hat es noch gar nicht gesagt, wie glücklich sie ist, dich getroffen zu haben. Und jetzt will sie niederländisch lernen, damit sie uns auch mal in Zuyderkerk besuchen kommen kann.“
Ich stehe auf, gehe zu ihr hin, nehme sie in den Arm und küsse sie auf die Wange. In dieser Sprache brauchen wir keinen Übersetzer.

Als wir am Frühstückstisch sitzen, will er wissen: „Hast du Pläne für die nächste Zeit?“
„Auf jeden Fall! Ich habe massenweise Einladungen von allen Leuten für alle Sehenswürdigkeiten bekommen. Einig waren sie sich besonders darin, dass ich im Sommer kommen muss. Im Sommer ist hier alles viel schöner. Das sagt auch Dragi, der übrigens meint, ich soll dich alleine nach Schweden fahren lassen und derweil hierher kommen.“
Miloš grinst immer noch. „Soso, das sagt er.“
„Was ist eigentlich so lustig?“
„Es freut mich, dass du dich hier so wohl fühlst, obwohl du zuhause ziemliche Angst hattest, weil du ja angeblich gar keine Fremdsprachen kannst. Und weil du niemanden kennst. Und keine Ahnung von Sitten und Gebräuchen hast. Und so weiter.“
Scheint so, dass er noch gar nicht mitbekommen hat, dass Sloba und ich seit neuestem ganz andere Gebräuche studieren. „Meine Fremdsprachen funktionieren ein bisschen anders als deine. Die wachen erst auf, wenn ich sie rede. Vorher nie. Da weiß ich halt nie, wie viel noch von ihnen übrig ist.“

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