31. Mai 2016

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Ich werde wach, lange bevor mein Schlaf zu Ende ist. Sofort ist mein Kopf voller Gedanken.(271) S-L-O-B-A.
Ich weiß noch gar nicht, was auf mich zu kommt. Und was draus werden kann. Wenn sie Germanistik studiert, wird sie hinterher nicht in den Niederlanden arbeiten. Mein Beruf funktioniert nicht in Deutschland, das Schulsystem ist ganz anders. Müssen wir an die niederländisch-deutsche Grenze ziehen oder haben wir auch woanders eine Zukunft?
Sloba. Du laufender Wahnsinn. Du Wunderschöne. Du verrücktes Huhn mit deinen hellroten Haaren. Oder sind sie vielleicht orange?
Ein anderer Gedanke stört die Harmonie. Heute ist leider schon unser letzter kompletter Tag hier in Peckovar. Die Hinfahrt hat bewiesen, dass wir mehr als einen Tag für die Rückfahrt einrechnen müssen und Montag müssen wir ja wieder an unseren Arbeitsstellen sein.
Auf einmal wird mir klar, dass ich gestern Abend eine Fernbeziehung angefangen habe, und zwar keine, bei der man sich nur am Wochenende sehen kann, sondern eine mit richtig vielen Kilometern dazwischen. Ach du Scheiße. Will ich das wirklich?
Ja, ich will. Ich muss.
Ich gucke zur Uhr. Neuneinhalb Stunden, dann ist fünf.
Weil ich nicht wieder einschlafen kann, stehe ich auf.

Im großen Esszimmer steht überall aufgestapeltes benutztes Geschirr, Besteckhaufen, Gläser, leere Weinflaschen und mittendrin meine Blümchen. Irgendjemand hat sie alle zusammen gestellt, es sieht aus wie ein großes Beet. In der Küche ist Dijana zugange. Sie spült.
„Dobar dan“, begrüße ich sie.
Sie erwidert meinen Morgengruß, und: „Kava?“
„Da“, stimme ich zu. Kava ist Kaffee, und den kann ich jetzt gut gebrauchen. Meine Nacht hatte nämlich nur knapp vier Stunden. Deutsch ist eine sehr komplizierte Sprache und es dauert lange, bis man sich ausreichend verabschiedet hat, selbst wenn es nur für einen Tag ist.
Sie trocknet sich die Hände ab und bringt mir die Thermoskanne, eine Tasse und ein Kännchen Milch. Löffel und Zucker stehen bereits auf dem Tisch. Wahrscheinlich war Miloš heute schon mal hier; er trinkt den Kaffee süß und ich mit Milch.(272)
„Warum spülst du von Hand?“, frage ich sie und klopfe gegen die angelehnt stehende Tür der Spülmaschine.
Sie sagt einige Sätze, von denen ich keinen verstehe. Dann nimmt sie ein nicht vorhandenes Stück Holz und zerbricht es zwischen den Händen.
Warum gehen Spülmaschinen kaputt, wenn man sie wirklich nötig braucht? Es muss ihnen doch klar sein, dass sie sich unbeliebt machen! Gestern hat sie noch tadellos gearbeitet!
Ich lasse den Kaffee auf dem Tisch stehen – er ist eh’ noch zu heiß – und öffne den unwilligen Küchenhelfer. Ich nehme den unteren Gitterkorb heraus und untersuche die mögliche Fehlerquelle. Das Sieb, in dem sich die groben Verschmutzungen sammeln, ist nicht da.
Dijana will wieder ans Spülbecken, aber ich bedeute ihr, sich an den Tisch zu setzen. Ich brauche Platz. Als nächstes ziehe ich den Klotz nämlich aus der Küchenzeile und untersuche die Hinterseite. Ich bewege die Schläuche, vielleicht klemmt ja etwas drin und nehme mir dann die Beleuchtungsanzeigen vor. Eine Lampe blinkt. Das wird die Fehlermeldung sein. Mit Pantomime frage ich nach der Betriebsanleitung und bekomme das Heft. Leider hat der Hersteller keine niederländischen, deutschen oder englischen Kunden. Sag mal, Jesus, du kannst doch alles … wie wäre es heute früh mit einer Spülmaschinenübersetzung?
Immerhin kann ich die Lämpchen gemäß der Zeichnung zuordnen. Ich verriegle die Klappe und drücke den Startknopf. Nichts tut sich. Also versuche ich es so, wie ich die Anleitung interpretiere und arbeite mich durch das Fehlermenü.

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