Hat er nicht eben noch gesagt, dass Dijana sich über unsere Hilfe freuen wird? Na ja, wahrscheinlich schiebt er den Besuch seit gestern vor sich her, da muss man auch mal spontan handeln. „Kommen sie heute Abend auch zur Feier?“
„Weiß ich nicht.“
„Frag sie doch.“
„Ich weiß nicht, ob ich will, dass sie kommen, deswegen will ich nicht vorher wissen, was sie vorhaben.“
Keine leichte Familie, hat Dragi es gestern genannt. Wohl wahr.
„Soll ich beten?“
Er hebt die Schultern. „Bete gleich. Wenn ich weg bin.“
„Wie lange wird es dauern?“
Wieder hebt er die Schultern. „Das kommt drauf an.“
Laut Marjorie ist das eine der typischen Jeremy-und-Miloš-Phrasen. Wenn ich sie sage, passen sie ganz gut oder sie fallen mir gar nicht auf, aber Miloš füllt seine Sätze immer zu so komischen Anlässen mit ihnen, bei denen sie gar nichts sagen oder nur Zeit schinden. Er nervt mich unglaublich damit. „Worauf kommt es an?“, frage ich mit Nachdruck.
„Wie schnell es mir reicht.“
Am besten gehst du, bevor es dir reicht, denke ich, aber das sage ich nicht. Vermutlich kann man das vorher schlecht einschätzen.
Sowie er den Hof verlassen hat, bete ich für Bewahrung und Ruhe und dass sein Vater friedlich mit ihm umgeht. Dann gehe ich ins große Esszimmer, wo Obibi mit einem jungen Mann Böcke aufstellt und darauf Platten legt. Mit meinem Eintreten ruft sie nach Sloba. Die kommt aus der Küche und stellt uns vor. Der junge Kerl heißt Aleks und ist Obibis Freund.
Sloba verschwindet wieder in der Küche und ich mache mich nützlich. Zu dritt haben wir die langen Tafeln schnell aufgebaut. Obibi breitet weiße Tischdecken aus, während wir Stühle gruppieren. Als nächstes bringt Sloba Geschirr und Besteck, das wir sinnvoll verteilen. Übrigens sieht sie heute wieder zum Anbeißen aus, auch wenn Rock und Shirt aus etwas mehr Stoff bestehen. Und die Militärlatschen hat sie gegen hohe Cowboystiefel getauscht.
Obibi verlässt den Raum, bringt zwei große Plastikkisten, stellt sie auf einem Tisch ab und geht dann in die Küche.
Sloba gibt bekannt: „Jetzt brauchen wir noch ein bisschen Tischdeko“, vermutlich zweisprachig, denn Aleks verdreht die Augen.
„Da fragst du ja genau den Richtigen“, grinse ich.
„Miko hat gesagt, du bist geschickt.“ Sie öffnet eine Plastikkiste.
„Das kommt drauf an, was du haben willst“, antworte ich und weil das seine letzten Worte waren(269), bete ich in Gedanken noch einmal für Miloš.
„Kleine Blumensträuße will ich haben“, lacht sie. „Die Blumen sind alle da in der Kiste, als Vasen könnt ihr die Glasfläschchen aus der anderen Kiste nehmen.“
Aleks sieht die Einzelteile, wittert Arbeit und verzieht sich.
„Aber ich sag dir gleich: ich bin Grobmotoriker.“
„Lieber grobe Motorik als gar keine, so wie bei Aleks“, kichert sie. „Komm, ich zeige dir, wie ich es mir vorstelle.“
„Wieso machst du es nicht selber?“
„Mama braucht mich in der Küche.“ Blitzschnell hat sie ein paar Blümchen zusammengefasst, etwas Grünzeug drumherum und in die Vase gesteckt.
„Ach so“, mache ich erleichtert, „das ist ja einfach.“
„Es soll hübsch aussehen, ich will keine gehobene Floristenkunst. Machst du das?“
Nickend gebe ich mein Einverständnis und weil zugleich Dijana aus der Küche ruft, bin ich meine Zuschauerin los.
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