31. Mai 2016

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Er winkt ab, „Lange nicht mehr. Das mit den vierzehn Stunden bis Peckovar war von Anfang an unrealistisch. Ich habe keine Pausen, keine Zustiege, keinen Stau, kein Wetter bedacht, sondern nur die Kilometer und die Durchschnittsgeschwindigkeit von hundertzwanzig genommen und damit ausgerechnet, wie lange es dauert. Das ist, als wollte man einen Seeweg mit dem Lineal messen.“
„Eine Landrattenidee“, grinse ich.
„Ja. Schlimm?“
Ich winke ebenfalls ab.
Er grinst ebenfalls. „Willst du weiter oder sollen wir uns ein Bett suchen?“
„Da wir nicht auf der Flucht sind, bin ich eher für die Variante mit dem Bett.“
„Gut. Frag Lotte, ob sie uns in Graz was empfehlen kann.“

Lotte kann. Sie ruft in dem Hotel an, in dem sie die kommende Nacht verbringen wird und fragt, ob noch zwei Zimmer frei sind. Das ist leider nicht der Fall, aber vielleicht halten wir es auch im Doppelzimmer aus? Nach meiner Zusage reserviert sie das Zimmer und gibt mir das Blatt mit ihrer Buchungsbestätigung, auf dem die Adresse des Hotels steht. Ich tippe sie ins Navigationsgerät ein.(263)
„Mit euch habe ich es wirklich gut getroffen“, lacht sie. „Ich werde nicht nur zuhause abgeholt, sondern auch bis zum Hotel gefahren. Fahrt ihr öfter quer durch Europa? Vielleicht begegnet man sich ja noch mal.“
„Ich weiß nicht, wie sich dieser Besuch entwickelt, ich kenn die Verwandtschaft noch nicht. Wenn wir uns mögen, wird das hier sicher nicht die letzte Fahrt gewesen sein.“

In Linz werden wir Charly los. Über die Zwischenfälle wird kein Wort verloren, er zahlt seine Rechnung, nimmt sein Gepäck und geht.

Am frühen Abend hat es wieder zu schneien begonnen; dieses Wetter begleitet uns bis weit hinein nach Österreich.
Mit halber Aufmerksamkeit sehe ich ein Polizeifahrzeug mit rotierendem Blinklicht am Rand der Autobahn stehen.
„Was stand auf dem Schild?“, will Miloš wissen.
„Auf welchem Schild?“
„Die hatten ein Schild am Auto, auf dem stand was drauf.“
„Hab ich nicht bemerkt.“
Er bremst ab.
„Warum wirst du langsamer?“
„Weil wir vielleicht auf einen Stau zufahren. Bevor du fragst, woher ich das weiß: ich weiß es nicht, aber es ist ein Erfahrungswert.“
Ich seufze tief. „Wie weit ist es noch bis Graz?“
„Hundertfünfzig Kilometer. Das steht übrigens da.“ Er tippt auf den Bildschirm des Navigationsgerätes. „Wenn wir aber im Stau stehen, dauert es länger als eine Stunde und zwanzig Minuten. Das ist auch ein Erfahrungswert.“
„Logo“, mache ich und seufze noch einmal.
„Was gibt’s?“, erkundigt er sich.
„Mir reicht’s mit dieser Reise. Ich mag nicht mehr stillsitzen. Außerdem muss ich pinkeln und Hunger hab ich auch.“
„Von Graz aus sind es nur noch etwas mehr als dreihundert Kilometer. Zum Mittagessen sind wir längst da.“
„Hast du eigentlich angerufen, dass wir heute nicht mehr ankommen?“
„Natürlich.“
„Trotzdem. Ich will nicht mehr hier rumsitzen.“
Das Stauende ist in Sicht und Miloš wechselt auf die rechte Spur. Dort fährt er noch eine Weile an der Autokolonne auf der linken Spur vorbei, dann geht nichts mehr.

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