„Nein, nur die Toiletten. Oben auf der Empore sind aber auch noch welche. Jeder Bereich putzt seine eigenen Räume, und für den großen Saal und fürs Fensterputzen haben wir ein Reinigungsunternehmen engagiert. Alles zusammen, das würden wir zu dritt nicht schaffen. Also, jetzt sind wir ja zu viert.“
Wir verschwinden in der Damentoilette und fangen an, eine Kabine nach der anderen zu reinigen. Die Reihenfolge ist: Klinke innen und außen, Schließriegel, die Spültaste, gegebenenfalls Tür und Trennwände. Dann den Toilettensitz und die Keramik. Für die nächste Kabine nehme ich einen neuen Lappen und die Reihenfolge geht von vorne los.
Erst ist das umständlich, gibt sie zu, aber mit der Zeit wird Routine einkehren. Es geht schließlich um Hygiene! Zum Schluss werden noch die Waschbecken geputzt und die Spiegel poliert, die Papierhandtücher nachgefüllt, die Papierkörbe ausgeleert und der Boden gewischt. Die benutzten Lappen kommen in die Waschmaschine. Wenn wir alle Toiletten sauber haben, ist sie voll und wird angestellt. Eine andere Frau, die früh am Sonntag kommt, um Kaffee zu kochen, nimmt sie raus und hängt sie auf die Leine. Wenn sie nichts erklärt, singt sie die ganze Zeit vor sich hin, ihre gute Laune scheint unerschütterlich.
Ich hingegen glaube, im falschen Film zu sein. Oder ist es ein schlechter Traum? Ich will die Gemeinschaft voranbringen, ja, aber nicht mit Kloputzen, sondern mit Rhythmus!
Meinen eigenen Dreck mache ich weg, irgendwer muss es tun – es hatte andere Gründe, dass ich mit Miloš zusammen gezogen bin, auch wenn der einen Putzfimmel hat. Aber das hier ist total eklig.
Fiene hat am hinteren Ende des Raumes angefangen und ich vorne, aber wir treffen uns nicht in der Mitte, sondern weit in meiner Hälfte. Trotzdem hat sie nur lobende Worte für mich. In der Herrentoilette wiederholt sich das Spiel. Ich hadere mit mir und Theodorus und meinem Verständnis von Kirche. Und mit Gott. Was soll dieser Blödsinn? Willst du mir was klar machen? Kannst du mir das nicht einfach sagen?
War ich zu streng in meinem Urteil über den Trommler? Vor allem letzten Sonntag, als mir nur auffiel, dass er schon wieder zu spät kommt. Was war noch einer der Gründe, weshalb Eelco mich damals aus der Band gekegelt hat? Weil ich immer pünktlich gewesen bin? Ausgerechnet bei diesem Thema sollte ich mich sehr zurück halten.
Trotzdem bin ich wütend. Hätte ich Donald vielleicht etwas genauer sagen sollen, wobei ich mitmachen will? Oder ist der Fehler bei Wouter entstanden?
Irgendwann kommen mir jedoch Miloš’ Worte in den Sinn. Als er noch lange nicht ans Kündigen seines Jobs an der MBB gedacht hat, hat er gesagt: „Ich erledige meine kleinen Aufgaben und warte ab, bis Gott mir größere gibt.“ Das klang so unendlich gut. So weise. In meinem Fall klingt es nicht weise, sondern gruselig. Wie lange werde ich für die Kirche putzen, bis ich endlich für sie trommeln darf?
Aber da ich die Herausforderung angenommen habe, mir meinen Platz zu erobern, werde ich bei dieser Aufgabe nicht kneifen können.
Nach drei Stunden sind wir endlich fertig. Ich bin es auch.
Fiene wünscht mir ein schönes restliches Wochenende. Morgen werden wir uns leider wieder nicht sehen, ihre Mutter ist krank und sie begleitet sie in den Gottesdienst in der Krankenhauskapelle. Gerade rechtzeitig kommt mir noch in den Sinn, ihr für nächste Woche abzusagen. Dann sind wir ja in Peckovar.
Im Zug resümiere ich meine bisherigen Ergebnisse in Sachen Kirchensuche. Was die Zwaagse Straat betrifft, ist das alles ein einziger Reinfall! Nichts klappt! Und ich tue alles, was ich mich sonst nicht traue, ich bin ganz allein in fremder Umgebung, spreche wildfremde Menschen an, ich trage Schlips und Kragen und so weiter – und? Was passiert? Ich scheitere grandios. Was soll das? Wenn es ein Weg ist, den ich gehen muss, was ist das Ziel? Soll mein Charakter geschliffen werden?
Jesus schweigt sich aus.
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