30. Mai 2016

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„Aber das ist doch total gefährlich! Wir müssen durch die Alpen fahren und da liegt bestimmt ganz viel Schnee!“
„Und was ist dein Problem? Du musst ja nicht Autofahren. Du kannst dich ganz entspannt zurück lehnen und Flocken zählen. Mach dir keine Sorgen.“
„Aber es kann doch auch passieren, dass wir hier wie geplant früh losfahren, aber nicht gegen Mitternacht ankommen, sondern dass es länger dauert, weil Schnee liegt, oder?“
„Ja, das kann passieren.“
„Oder wir werden im Auto eingeschneit und erfrieren!“
„Nein, das wird nicht passieren. Wir werden rechtzeitig anhalten und in einem Autobahnhotel übernachten. Das ist nicht teuer, wenn du nicht gerade die Präsidentensuite nimmst.“
„Autobahnhotels haben Präsidentensuiten?“, lasse ich mich kurzzeitig ablenken.
„Die heißen da vermutlich anders, aber es gibt unterschiedliche Preisklassen. Vergiss die ganzen schrecklichen Dinge, die du über den Winter in Regionen oberhalb fünfhundert Höhenmetern gehört und gelesen hast. Wenn man sofort erfriert, weil man bei Minusgraden eine Nacht im Auto verbringt, wäre ich jetzt nicht hier. Und wenn man sofort von Lawinen von der Straße gefegt werden würde, bloß weil es im Gebirge schneit, wäre ich auch nicht hier.“
„Du willst mir sagen, dass das alles nicht so gefährlich ist.“
„Ja. Ich habe sogar damit gerechnet, dass wir auf der Fahrt dem Winter begegnen könnten. Stell dir vor, ich habe ein Fahrzeug gebucht, das Winterreifen und Schneeketten hat.“
Gut, dass Miloš so unerschrocken auf Wetter reagiert. Ich hätte die Reise abgesagt. Ich bin erst einmal selber Auto gefahren, als Schnee lag, und aus Angst, in den Graben zu schliddern, bin ich so langsam gefahren, dass mich schließlich sogar ein Radfahrer überholt hat.
Und gut ist auch, dass hier gerade so ein bisschen Winter ist. Es erinnert mich nämlich daran, Wintersachen einzupacken. Das hätte ich sonst vergessen. In meinem Gehirn ist es so abgespeichert, dass es im Süden immer wärmer ist als bei uns. Aber im Winter ist auch der Süden eher kalt. Es wäre ja total blöd gewesen, wenn ich dann in Peckovar gestanden und nur Sommersachen im Koffer gehabt hätte.
„Mir ist da noch was eingefallen“, sage ich.
„Nichts übers Wetter“, stellt er Bedingungen.
„Nein, es hat nichts mit dem Wetter zu tun“, verspreche ich. „Kann ich mir ein paar Sachen ausdenken, die wir angucken in Bosnien?“
„Sehenswürdigkeiten oder was?“
„Ja, zum Beispiel die Altstadt von Mostar oder den Maglić.“
„Dafür haben wir nicht genug Zeit. Der Maglić ist ganz am anderen Ende von Bosnien und Mostar guckst du dir besser im Sommer an. Wenn wir eines Tages mit unseren Schwedenplänen fertig sind, können wir gerne Bosnienpläne anfangen.“
„Aber ich denk, es ist so groß wie die Niederlande? Warum ist dann keine Zeit für so was?“
„Was hast du vor in Bosnien? Willst du im Auto sitzen und Straßen sehen oder willst du Zeit mit den Leuten haben?“


hundertsechsundvierzigstes Kapitel

Donnerstags erreiche ich endlich Fiene. Wir verabreden uns für Samstag um drei vorm Gemeindezentrum. Ich frage sie, was ich mitbringen soll und sie sagt, gute Laune sei völlig ausreichend. Die werde ich haben!
Kaum habe ich das Telefonat beendet, ruft Miloš an. „Mit wem telefonierst du eigentlich die ganze Zeit?“, will er gleich als erstes wissen.
„Ich telefoniere nicht die ganze Zeit, sondern nur, wenn du mich anrufen willst. Ich bin erst eben nach Hause gekommen. Weshalb rufst du an? Willst du mich kontrollieren?“
„Aber doch nicht auf so altmodische Weise! Da gibt es heutzutage ganz andere Möglichkeiten. Du wolltest wissen, wann Peggy das nächste Mal arbeitet. Das ist heute der Fall.“
„Ich könnte dich nachher von der Arbeit abholen.“
„Wenn du mit ihr reden willst, komm jetzt. Wenn ich gehe, hat sie keine Zeit mehr für dich. Jetzt kann ich sie vertreten.“

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