Adele nickt uns zu und kümmert sich wieder um die Bücher.
„Also, ich bin der Jeremy und Donald sagt, ich soll mich an dich wenden, weil du die Mitarbeit koordinierst.“
„Ja, das stimmt. Toll, dass du mitarbeiten willst. Am besten wendest du dich an Fiene, sie kann immer Helfer gebrauchen. Warte kurz“, sagt er und holt einen Zettel, „Hier hast du ihre Festnetznummer. Meld dich bei ihr, sie wird sich freuen.“
„Danke“, sage ich.
Das war doch schon mal ein guter Start. Heute habe ich vier Leute kennen gelernt, zuerst Donald, der in der Band singt, dann Adele von der Bücherstube, Lizzie – mit der ich nicht gesprochen habe, aber ich weiß wie sie aussieht – und Wouter. Ich versuche mir die Namen und Gesichter und anderen Dinge wie Vokabeln einzuprägen. Und von Fiene habe ich die Telefonnummer. Welches Instrument spielt sie wohl? Und warum war sie heute nicht da? Wäre sie nämlich da gewesen, hätte Donald mich ja auch gleich an sie vermitteln können.
Als ich wieder zuhause bin, rufe ich sie an, aber es geht niemand dran. Vielleicht ist sie nicht so früh nach Hause gefahren wie ich. Ich werde es morgen noch mal probieren.
Mit Miloš ist noch lange nicht zu rechnen, er hat ja heute frei und ist bei seinen russischen Glaubensbrüdern eingeladen.
Weil es draußen mild ist, ziehe ich mich um und gehe segeln.
Dienstags ist der Termin bei der Bank und wir bekommen genau das, was wir wollen: ein gemeinsames Konto. (Miloš eröffnet außerdem sein eigenes – das erste, das er in den Niederlanden hat. Es ist mir schleierhaft, wie er bisher ohne leben konnte.) Wir legen auch schon die monatlichen Überweisungen von unseren Konten auf dieses fest und die Abbuchungen an Vermieter, Stromversorger und so weiter.
Nachmittags versuche ich erneut, Fiene zu erreichen, und beim Versuch bleibt es auch. Abends fährt Miloš zu Theodorus. Zugleich fällt die Bandprobe aus, weil David Kuiper sich noch nicht gemeldet hat.
Wir sind nämlich überein gekommen, dass wir, solange wir nicht so richtig handlungsfähig sind, nur proben, wenn ein Auftritt ansteht. Zu mehr haben wir uns noch nicht einigen können. Ich habe die Idee eingebracht, eine weitere Person zur Band dazu zu nehmen, bis Lisanne wieder einsteigt. Die beiden anderen fanden die Idee gut. Da wir aber keine solche Person haben, lohnt es sich nicht darüber nachzudenken.
Mittwochs beginnt der Winter. Die Temperatur ist in der vergangenen Nacht auf minus drei gefallen – ein Sturz von zehn Grad binnen 24 Stunden – und es soll auch noch kälter werden. Schnee und Sturm sind angekündigt und ich tue nach der Schule endlich, was ich in anderen Jahren schon im November getan habe: ich wintere die Kaap Hoorn ein. Miloš hilft mir natürlich, teils, weil er wie immer scharf drauf ist, irgendwas zu lernen, teils, weil man ihn bei solchen Sachen wirklich gut gebrauchen kann. Er weiß zwar nicht alles, aber er hat zwei kräftige Hände.
Wir sind noch keine zehn Minuten wieder im Haus, als es anfängt zu schneien. Ich mag Gottes Wetter-Timing. Ganz oft ist es mir schon passiert, dass ich bei drohendem Unwetter unterwegs war, aber kein Tropfen Regen gefallen ist und der Wind erträglich war, bis ich im Hafen angekommen bin. Und das Wetter brach auch erst los, wenn ich die Haustür hinter mir schließen konnte.
Eine Weile später wird es draußen dunkel. Und weiß.
„Sag mal“, fällt mir ein, während ich am Küchenfenster stehe und dem Wettern zusehe, „Wenn es in Zuyderkerk schneit, was tut es dann in Peckovar?“
„Soll ich anrufen und nachfragen?“
„Nein, ich meine nur – fahren wir trotzdem hin, auch wenn Winter ist?“
„Na sicher.“
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