13. März 2016

445

„Ähm“, fange ich an, verbeiße mir dann aber den Protest. Es ist jetzt kurz nach sieben. Selbst mit einem Kollegen und Routine hat er einen langen, harten Arbeitstag hinter sich. Apropos Kollege. „Haben sie noch eine Aushilfe gefunden?“
„Von drei bis zum Schluss war Peggy da.“
„Ist die nett?“
„Ja. Was hast du gekocht?“
„Kürbispüree mit Pilzen.“
„Keine Ahnung, was das ist, aber es riecht gut. Übrigens hast du ein wunderbares Sofa gebaut und wenn du diese Verhörlampe wegdrehen könntest, würde ich die Augen öffnen.“
„Verhörlampe, ja? Ich glaube nicht, dass die bei dir was bewirken würde. Was du nicht freiwillig erzählen willst, erzählst du nicht, da hilft auch keine Gewalt.“
„Du hast noch nicht alle Möglichkeiten ausprobiert, um Gewalt auszuüben.“
„Das ist eine ganz großartige Idee“, freue ich mich übertrieben. „Gewalt ist die Lösung! Für alles! Und was so eine richtige Freundschaft ist, die erträgt auch Gewaltausbrüche, nur weil man etwas wissen will, was der andere nicht sagen will. Außerdem hast du mir ja geschworen, dass du mich nie verlässt, also kann ich mit dir machen, was ich will! Dass ich da nicht eher drauf gekommen bin!“
„Hm“, macht er, „wenn du das so betonst, klingt es auf einmal doch nicht mehr so gut.“
„Siehste. Nebenbei gesagt ist es auch gar keine Verhörlampe, sondern eine Leselampe und wenn du mich nicht vertrieben hättest, hätte ich sicher Zeit gefunden, sie auszuschalten.“
„Entschuldigung.“
Ich knipse das Licht aus.
Er macht die Augen auf.

Am Freitag habe ich den Weg des kleineren Widerstands gewählt und mich gegen Feierabend vom Sofa ferngehalten.
Am Samstag ist er vorm Frühstück laufen gewesen, dann haben wir gemütlich gegessen und anschließend unter Miloš’ Regie Wohnraum, Bad und Küche geputzt.(241) Danach ist er zur Arbeit gefahren und ich habe mit den Vorbereitungen für den Besuch von Bibi und Arjen am Abend angefangen.
Abends dann haben wir gut gegessen und viel gelacht, haben Baupläne für Schuppen entworfen und über Werkzeug und Baustoffe gefachsimpelt, über Schiffe gesprochen und über Urlaubsziele zwischen Nordkap und Mittelmeer, haben Vermutungen entkräften können (Bibi und einige andere Frauen aus der Straße sind tatsächlich davon ausgegangen, dass wir ein Paar sind – Helenas Lästerei ist nicht ganz unbegründet gewesen) und eine Gegeneinladung erhalten.


hundertachtunddreißigstes Kapitel

Am Sonntagmorgen sitzt er schon essend am Tisch, als ich aus dem Bad komme. Wahrscheinlich hat er vorher auch schon da gesessen, aber ich habe nicht drauf geachtet. „Was tust du denn so früh hier?“, erkundige ich mich. „Und woher hast du den Anzug?“
„Levian hat ihn mir geliehen.“
„Levian? Wer ist denn das?“
„Der Vater von Tamar und Debora.“
„Ach ja, stimmt.“(242)
„Kannst du mir deinen dunkelgrünen Rucksack leihen?“
„Klar, aber wofür? Was hast du denn vor?“
„Ich … ähm … komm her und setz dich.“
Verwundert tue ich, was er sagt.
„Also, ich … ähm … ich gehe nicht mehr mit in die Kirche.“
„Oh. Warum, wenn ich fragen darf?“

Keine Kommentare: