„Du kannst dein Geld nicht für Sport ausgeben, es ist bereits fest eingeplant für–“
„Wieso verplanst du mein Geld?“
Ich atme noch einmal tief durch und versuche es anders. „Bis jetzt hat das Leben hier nicht viel gekostet für dich, aber das lag daran, dass du kaum Ansprüche hattest und du für die anderen Sachen oft eingeladen wurdest.“
„Mach mir ein schlechtes Gewissen“, brummt er.
„Das hat nichts mit schlechtem Gewissen zu tun, ich sage nur, wie es ist.“
„Warum hast du für mich mitbezahlt?“
„Nicht nur ich, sondern auch Pieter und Cokko. Wir wollten nicht, dass du zuhause bleiben musst, bloß weil du kein Geld hast.“
„Und warum weiß ich davon nichts?“
„Weil du einen Riesenterz vom Zaun gebrochen hättest, wenn wir dich vorher gefragt hätten. Leider bist du ja ziemlich stolz, was das betrifft.“(239)
„Hm“, macht er verlegen. Und nach dem übernächsten Atemzug: „Danke.“
„Gern geschehen.“
„Aber wieso können wir dann jetzt nicht zum Sport gehen? Ich will ja gar nicht, dass du mich einlädst, wenn es sein muss, kann ich für dich mitbezahlen! Freu dich doch, dass ich auch endlich mal Geld habe!“
„Ja, freut mich auch. Aber es ist nicht dein–“
„Warum, verdammt noch mal?“, unterbricht er grob.
Ich sehe, dass er die Fäuste geballt hat. Ist das wieder die Nummer, in der er die Stimme seines Vaters hört und gleich abhaut, damit er nicht handgreiflich wird? Manchmal wird mir mulmig mit ihm. Aber ich kann hier nicht nachgeben, es geht einfach nicht. „Weil es dir nicht gehört“, sage ich.
„Ich habe dafür hinter der Brottheke gestanden und mir die Finger an den scheiß-heißen Blechen verbrannt!“, er wird immer lauter, „Versuch mal, Bass zu spielen mit Brandblasen an den Fingern! Also gehört es mir!!“
Meine Geduld ist am Ende. „Muss ich erst serbisch lernen, damit du mich verstehst? Wenn ich noch lange fast die ganze Miete alleine zahlen muss, steht spätestens im Sommer der nächste Umzug an!“
„Ups“, macht er ernüchtert und deutlich leiser. „Sind wir pleite?“
„Bis jetzt nicht, aber ich glaube, es liegt an dir, dass es nicht dazu kommt.“ Ich nehme mein Werkzeug und arbeite weiter, damit jeder sieht, dass diese Diskussion beendet ist.
Miloš verlässt den Raum und ich höre, dass er auf die Terrasse geht. Nach einer Weile kocht er Kaffee, schaut nach meinen Fortschritten und verschwindet wieder nach draußen.
Als ich endlich fertig bin mit dem Flechtwerk, hole ich mir den restlichen Kaffee.
Miloš hat von draußen gehört, dass ich in der Küche bin und ruft nach mir.
Ich öffne die Terrassentür, aber ich mag nicht bei ihm sitzen. Mir ist es zu kalt.
„Es tut mir leid. Ich habe nicht darüber nachgedacht, dass du die ganze Zeit viel mehr Geld für die WG ausgibst als ich.“
„Schon okay“, mache ich. Zu mehr Erkenntnis hat er nicht gefunden? Oh je. Ich ziehe die Tür wieder hinter mir ins Schloss. Ich habe die Klinke noch in der Hand, als Miloš mir schon folgt. „Warte doch mal.“
„Worauf?“
„Wenn wir ein gemeinsames Konto haben, wirst du dein eigenes behalten?“
Zeichen und Wunder! „Können wir so machen, müssen wir aber nicht.“
„Und das gemeinsame Konto ist nur für Miete und Essen?“
„Kann sein, muss aber nicht.“
„Kannst du mal ein bisschen präziser antworten?“
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