13. März 2016

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Ich bin im dritten Versuch meiner Wäscheleinenflechterei, als er wieder im Wohnraum erscheint. „Freitag gehe ich kellnern“, informiert er.
„Hast du da frei?“
„Nein, ich arbeite erst ab dreizehn Uhr. Die Kellnerei ist bei einem Empfang im Rathaus in Alkmaar, das geht von zehn bis zwölf. Ich habe auch gleich Lale angerufen, falls ich etwas später komme, weiß sie schon Bescheid.“
„Hat sie was gesagt wegen dem Sofa?“
„Wegen des Sofas?“, korrigiert er meine Grammatik, „Nein, hat sie nicht.“
Zoran hat recht. „Serbischer Schnösel.“
„Fischkopp.“
Zoran hat doppelt Recht! „Warst du heute nicht laufen?“
„Doch, warum fragst du?“
„Geh, lauf noch eine Runde. Du bist ja nicht auszuhalten.“(238)
„Darf ich segeln?“
„Nein.“
„Warum nicht?“
„Weil du nicht durch die Grachten und die Buitensluis kommst, ohne die Kaap Hoorn und mindestens ein anderes Schiff zu versenken.“
„Aber wenn du das nächste Mal segelst, darf ich wieder ans Steuer, ja?“
Ich verkneife mir die Korrektur, denn er darf ans Ruder und nicht ans Steuer – die Kaap Hoorn hat keins. „Ja, aber nicht heute. Heute bau ich dir ein Sofa und jetzt verschwinde.“
Dass er auf dem Weg nach draußen im Bad Halt macht, die Waschmaschine ausräumt und sogar den Hocker über die Fliesen schiebt, um an die oberen Leinen zu gelangen, stimmt mich wieder milde.

„Amalia sagt, wenn ich dienstags bei Theodorus bin und dir mittwochs auf die Nerven gehe, liegt das nicht daran, dass mir ein Pups quer sitzt oder du außergewöhnlich empfindlich bist“, gibt er bekannt, als er eine halbe Stunde später wieder da ist. „Sondern es liegt daran, dass bei Seelsorge Emotionen aufgewirbelt werden, auch wenn man es nicht merkt. Und die müssen irgendwo hin, sagt sie.“
„So wahnsinnig neu ist die Erkenntnis nicht.“
„Warum hast du es mir dann nicht gesagt?“
„Konnte ich ahnen, dass dir mal kein Pups quer sitzt?“, rechtfertige ich mich.
„Du tust ja so, als würde mir ständig was quer sitzen.“
„Hat Theodorus dir nicht gesagt, dass Seelsorge Nebenwirkungen haben kann?“ Er schüttelt den Kopf und ich rede gleich weiter: „Tja, vielleicht weil die Nebenwirkungen bei jedem Menschen anders aussehen. Jedenfalls freut es mich, dass du deine Nebenwirkungen jetzt kennst.“
„Sie hat auch gesagt, dass es ungeschickt ist, erst zur Seelsorge und dann zur Arbeit zu gehen. Ich werde Theodorus fragen, ob er mittwochs früh Zeit für mich hat.“
Diese Amalia ist eine außergewöhnlich weise Frau!
„Vielleicht wollen wir ja auch eines Tages wieder proben am Dienstagabend“, fügt er an. „Und übrigens würde ich gerne mit dir zusammen Sport machen. Ich weiß nur nicht, welchen Sport du gerne machst.“
„Ist dir etwa langweilig?“
„Nein, ich habe endlich genug Geld, um noch andere Dinge zu tun als zuhause zu sitzen und zu lesen oder alleine durch die Gegend zu rennen. Also will ich was mit dir zusammen tun.“
Jetzt wird es schwierig. „Ach so. Da wird nichts draus.“
„Warum nicht, hast du keine Lust? Das kannst du mir ja auch einfach so sagen.“
Ich atme tief durch. „Es geht nicht um Lust, sondern um Notwendigkeiten.“
„Und das heißt?“, füllt er die Pause nach meinem Satz.

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