5. März 2016

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„Sehr gut, würde ich sagen. In IJmuiden sind sie jedenfalls sehr zufrieden. Pieters Job ist nach oben offen. Es gibt natürlich immer so Zeug, das der eine will und der andere nicht – Pieter hätte gerne eine große Familie, mit der sie langsam mal anfangen könnten, und Becks will höchstens ein Kind und das am liebsten erst in zehn Jahren, aber davon abgesehen läuft alles rund.“ Ich hole mein Brot und fange an zu essen.
„In zehn Jahren? Wie alt ist sie denn jetzt?“
„Fünfundzwanzig. Aber es geht nicht ums Alter, sondern um ihre Pläne. Wenn sie sich mit dem Klettern selbstständig macht, ist eine Schwangerschaft recht ungünstig, ist ja klar.“
„Logo. Darum muss Pieter sich nicht kümmern. Der nimmt in der Schwangerschaft solidarisch ein paar Kilo zu und kann so weiterarbeiten wie vorher auch.“ Er guckt mich von der Seite an, „Ich bin ja gespannt, wie viel du solidarisch zunehmen wirst. Ob eine Frau es schafft, dich in neun Monaten dick zu kriegen?“
„Hör doch mal auf mit meinen Kindern und meiner Frau!“ fahre ich auf. „Ich bin totaler Single und wenn ich mal eine Frau anquatsche, ist sie in festen Händen! Wieso redest du ständig von meiner Familie?“
„Wenn Theodorus das gesagt hätte, hättest du es als Wort Gottes genommen.“
„Du bist aber nicht Theodorus. Wie kommst du überhaupt jetzt auf ihn?“
„Vergiss es“, winkt er ab. „Die Hochzeit war eine tierische Sause. Die Familie der Braut besteht mit allen Tanten und Onkels und Anhängen aus ungefähr sechzig Personen, dazu kommt dann ja noch die Familie des Bräutigams. Der Patriarch – das ist der Großvater der Braut – hat Toni schon für einige Feste kochen und servieren lassen, aber als er gehört hat, dass es jetzt einen Kellner gibt, der russisch kann, hätte er ihn fast in die Familie aufgenommen. Mich natürlich erst recht.“
„Woher wusste Toni, dass du russisch kannst?“
„Ich habe es ihm gesagt, als er mir erzählte, welche Veranstaltung auf uns zu kommt. Toni war hin und weg und hat sofort eine Liste angefangen mit Sachen, die ich sonst noch kann. Er will seinen Kundenkreis schon seit ein paar Jahren erweitern, aber nur die jeweils landestypischen Gerichte sind halt nicht alles. Wenn er jetzt einen serbischen Kellner im Team hat, kommt er viel leichter auf eine serbische Feier, weil die Verständigung einfacher ist. Zu Beginn einer Feier können ja alle noch niederländisch, aber je später der Abend wird, desto mehr lässt das nach.“
„Logo“, sage diesmal ich. Zu gern wüsste ich, was er mit Theodorus zu tun hat! Das fühlte sich nämlich so an, als hätte er den Namen gar nicht erwähnen wollen und der sei ihm nur rausgerutscht. Ich stehe auf und fülle auch die restliche Suppe in meinen Teller. Dazu stecke ich zwei weitere Brotscheiben in den Toaster und nehme alles mit zum Tisch. Am Tresen endet ein Verlängerungskabel aus der Küche, in das ich den Toaster einstöpsele.
„Fergus hat mich übrigens gerettet. So gegen Mitternacht, als sie immer russischer wurden, haben sie mich auch immer häufiger zum Trinken eingeladen. Irgendwann hat der Bräutigam gesagt, wenn ich nicht sofort mit ihm auf seine schöne Braut trinke, wird er sauer. Fergus hat das mitbekommen und gesagt, dass Toni mich rauswirft, wenn ich einen Tropfen Schnaps anrühre. Das war Rettung in letzter Minute. Länger hätte ich das echt nicht ausgehalten.“

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