5. März 2016

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Als würde ich es täglich tun, nehme ich als ersten Punkt in diese Liste auf: „Hübsche Frauen ansprechen.“
„Ja, das scheint wohl so zu sein“, kichert sie. „Jedenfalls weißt du, dass du dabei keine Tasten brauchst. Was noch?“
„Segeln. Möbel bauen. Kochen. Trommeln.“
„Hast du eine Band?“
„Ja, und wir hatten schon ein paar Auftritte.“
„Gibt’s eine CD von euch?“
„Nein, bisher nicht. Aber du kannst gerne zum nächsten Auftritt kommen.“
„Wann ist denn der?“ Sie schaut auf die Anzeige im Zug, wo wir uns gerade befinden.
„Ähm … weiß ich gar nicht“, fällt mir ein. „Es ist Winterpause. Letztes Jahr hatten wir einige Auftritte vor sehr unterschiedlichen Publikumsmengen, deswegen war eine Pause sehr wichtig. Wir spielen ja erst seit Mai zusammen. Eigentlich wäre Dienstag wieder Bandprobe gewesen, aber eine von uns ist krank.“
„Wie viele seid ihr denn in der Band?“
„Vier. Mein Kumpel Miloš, der spielt Bass. Das ist der, den ich eben angerufen habe. Lisanne spielt Akkordeon, wenn sie nicht krank ist, und Merle. Die singt. Und ich natürlich.“ Ich fange an, in meinen Jackentaschen zu wühlen. „Ich glaub, ich hab noch einen Flyer“, erkläre ich mein Tun, finde allerdings keinen.
„Siehst du, das ist der Nachteil an analogen Datenträgern. Sie können verloren gehen. Gib mir doch einfach die Webadresse.“
„Kannst du mit dem Dings im Internet surfen?“ Sie muss mich für ein Mondkalb halten. Die Hälfte ihrer Worte für die technischen Sachen habe ich noch nie gehört. Allerdings fällt mir gerade ein, dass Merle auch so ein Scheibenhandy hat, das alles kann außer Kaffeekochen.
„Ja“, kichert sie.
„Aber ich weiß die Internetadresse nicht auswendig. Also, die Band heißt Donnerdrummel. Doppel-N, Doppel-M. Vielleicht findest du das ja auch so.“
„Du bist echt ein schräger Vogel.“
„Ich bin ja schon froh, dass ich meine Emailadresse weiß. Auf der Arbeit gucke ich in regelmäßigen Abständen nach, ob ich neue Emails gekriegt habe.“
„Was heißt bei dir in regelmäßigen Abständen?“
„Immer Mittwochs.“
Kopfschüttelnd wischt sie mit dem Zeigefinger auf dem Bildschirm herum. „Aha, hier. Die Band Donnerdrummel. Mit Hörprobe. Das hast demnach nicht du eingerichtet, he?“
„Nein, um die Internetseite kümmert sich Merle. Die liest ihre Emails jeden Tag, nicht nur am Mittwoch, und neue Termine schreibt sie auch da rein, sobald sie offiziell sind.“
„Was ist denn das für eine Sprache?“, fällt ihr auf.
Ich muss gar nicht hingucken. „Serbisch. Miloš ist Serbe.“
Die nächste Station wird angesagt, es ist Beverwijk. „Jetzt muss ich aussteigen.“ Sie verstaut das elektronische Alleskönnerdings in der Handtasche und steht auf.
„Wenn du zu einem Auftritt kommst, meld dich“, lade ich sie ein.
„Ja, mit dir kann man ja keine Handynummer tauschen. Pech, sag ich mal“, lacht sie und geht zur Tür.
Der Zug hält an, sie winkt mir noch einmal zu und ist verschwunden.

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