„Hervorragende Frage. Welche Variante ist besser?“
„Wie, welche Variante ist besser? Ich habe das dich gefragt, da bringt es nichts, wenn du mich fragst.“
„Ich frag dich aber. Wenn du die Reise planen würdest, woher würdest du segeln? Denk ein bisschen nach, du weißt ja allen möglichen Kram.“
Er steht wieder auf und bringt den Atlas zum Tisch, blättert zwischen den west- und den osteuropäischen Staaten hin und her und schließt die Überlegungen damit: „Sag es mir. Mir fällt nichts ein, was für die eine und gegen die andere Richtung sprechen würde.“
Ich tippe auf die blaue Fläche am linken Rand der Europakarte. „Da ist die Antwort.“
„Der Atlantik?“ Noch einmal denkt er intensiv nach, aber: „Ich bin eine Landratte. Wenn der Atlantik die Antwort ist, habe ich die Frage nicht verstanden.“
„Nein, im Atlantik ist die Antwort. Wenn wir vom Mittelmeer zur Nordsee fahren, also von Süd nach Nord, wird uns der Golfstrom anschieben. Das fällt nicht sehr auf, außer man streichelt die Katze gegen den Strich. Deswegen geht die Route mit der Uhr.“
„Genial“, sagt er beeindruckt. „Trotzdem bleibt die Frage, wann du los willst. Und was machst du, wenn die Sommerferien vorbei sind und du bist noch gar nicht um Europa herum? Lässt du dein Schiff stehen und segelst im nächsten Sommer von dort aus weiter?“
„Geplant ist, ein ganzes Jahr Auszeit zu nehmen.“
„Du willst deine Stelle kündigen?“
„Nein, eine Auszeit nehmen. Man kann das Jahr nach sieben Jahren im Beruf nehmen, manche nehmen es auch nach zehn oder wie man sich einigt. Es heißt Sabbatjahr.“
„Aber wovon lebst du in dem Jahr? Du kannst ja nicht zugleich durch die Welt segeln und Geld verdienen.“
„Nein, die MBB zahlt es. Zwar sind es nur sechzig Prozent vom jetzigen–“
„Sie zahlen dir Geld, obwohl du gar nicht da bist?“, unterbricht er ungläubig.
„Nicht einfach so. Du vereinbarst mit dem Arbeitgeber, dass du in sieben Jahren das Sabbatjahr nehmen willst. Das gibt es übrigens in vielen sozialen und pädagogischen Berufen. Ein Vertrag wird aufgesetzt, dass du bis dahin auf einen Teil deines Gehaltes verzichtest, den du dann im siebten Jahr ausgezahlt bekommst.“
„Hast du schon angefangen mit den sieben Jahren?“
„Nein. Ich habe bis jetzt nur angefangen mit dem Traum.“ Mit den sieben Jahren und vor allem dem reduzierten Gehalt anzufangen wäre auch bisher wenig klug gewesen. Erst habe ich die Kaap Hoorn geerbt und einiges umgebaut, dann wollte ich ein Schlagzeug haben, jetzt gibt es höhere Monatsmieten und Pläne zum Holzkauf für verschiedene Dinge (sowie eine finanziell schwierige Situation, die ich aber ganz sicher nicht noch einmal ansprechen werde) und so weiter und so fort. Bei so vielen Plänen ist es besser, sein volles Gehalt zu bekommen.
Apropos Geldausgeben, da fällt mir ja noch etwas ein. „Sag mal, wenn du dir einen neuen Anzug kaufen gehst – nimmst du mich dann mit?“
Die Frage überrascht ihn. „Ich dachte, Modegeschäfte und Klamotteneinkaufen interessieren dich nicht? Aber wenn du willst, werde ich dich nicht abhalten.“
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