5. März 2016

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Zuhause räume ich die Einkäufe weg und setze Teewasser auf, danach verziehe ich mich mit Lucky Luke und seinem Pferd in den Sessel. Ich muss dran denken, Merle noch mal nach dem Sofa zu fragen. Vielleicht hat sie ja inzwischen etwas gehört.
Jetzt betritt Miloš das Haus.
„Na, wie war es geschäftlich in Alkmaar?“, erkundige ich mich.
Er wirft mir zwar einen Blick zu, geht aber ohne ein Wort in die Küche.
Ich folge ihm. „Ist irgendwas?“
„Was soll sein?“
„Du guckst finster und du schweigst. Was war los in Alkmaar?“
„Nichts.“ Er macht sich was zu essen und knallt dabei die Schranktüren und Schubladen.
„Kannst du bitte etwas pfleglicher mit meiner Küche umgehen?“
„Ja“, knurrt er.
„Du bist stinksauer. Was war los in Alkmaar?“
„Nichts war los in Alkmaar und jetzt hör auf mich zu interpretieren.“
Ich setze mich wieder mit meinem Buch in den Sessel, aber lesen kann ich nicht. Merkt er nicht, dass es hier doppelt so still ist wie sonst? Von wegen … Er macht unnötig viel Lärm in der Küche, denn er ist geladen. Es qualmt ihm förmlich aus den Ohren. Aber ich darf ja nicht nachfragen und auch nicht interpretieren. Na ja, vielleicht liege ich wirklich falsch und es hat nichts mit Alkmaar zu tun. Aber warum redet er denn nicht mit mir?
Manchmal ist es mir ziemlich einsam zumute in dieser Wohngemeinschaft. Dann sehne ich mir Pieter zurück. Mit dem war das Leben einfacher. Wir kennen uns viel länger und außerdem sind wir nicht so unterschiedlich.

Ich gehe in die Küche, um mir ein Glas Apfelsaft zu holen.
Frostig und ohne mich anzugucken sagt er: „Der springende Punkt ist der, dass ich gestern Abend und heute in Alkmaar kapiert habe, woran ich mit dir bin.“
„Wie – woran du mit mir bist?“
„Jetzt tu nicht so unschuldig!“, schreit er gleich los.
„Ich weiß gar nicht, was du von mir willst!“
„Ich rede davon, dass du mir nicht gesagt hast, dass ich neuerdings der einzige Single in der Band bin, und stell dir mal vor, darauf habe ich überhaupt keinen Bock! Du hättest es mir vorher sagen können, dass es so ist, aber nein, ich muss es selber feststellen. Den ganzen gestrigen Tag spielt ihr mir was vor und abends am Strand sehe ich zufällig, wie ihr Händchen haltet und rumkuschelt, schön versteckt, um es vor mir geheim zu halten, aber für wie blöd hältst du mich eigentlich?“
„Zwischen Merle und mir läuft nichts, sie ist doch überhaupt nicht mein Typ!“
„Genau so sah das heute aus, als ich sie in der Firma gesehen habe.“
„Wieso, was hat sie denn gesagt?“
„Gesagt hat sie nichts, aber die ganze Zeit herum geträllert und verliebt geguckt! Ich gönne es euch ja, weißt du, aber ich finde es total scheiße, dass du mir nichts davon gesagt hast!“
„Ich kann dir nichts davon gesagt haben, weil es nichts zu sagen gibt. Entweder glaubst du mir, was ich dir sage, oder du glaubst das, was du in Merles Blicken gesehen haben willst, aber ich sage dir, wir sind nicht zusammen und ich bin auch nicht in sie verknallt. Außerdem: wenn es dich so wahnsinnig aufregt, warum hast du nicht schon gestern danach gefragt? Für wie blöd hältst du mich?“
Das übergeht er. „Und was habt ihr dann am Strand gemacht?“
„Ihr war kalt, aber das kannst du ja nicht nachvollziehen. Deswegen habe ich sie in den Arm genommen. Um-sie-zu-wär-men!“, betone ich jede Silbe. „Ich kann sie nicht wärmen, wenn ich einen Meter von ihr entfernt stehe. Okay? Glaubst du mir jetzt?“
„Und warum hat sie heute so verliebt geguckt?“
„Das musst du sie schon selber fragen.“

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