8. Januar 2016

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Ich erhalte das Telefon und anstatt meines üblichen „Ja?“ sage ich: „Kusturica und Van Hoorn, Van Hoorn am Apparat. Ein gesegnetes neues Jahr.“
„Machst du jetzt auch schon bei dem Theater mit? Sag ihm, er soll endlich was anfangen mit seinem Leben und eine Firma gründen und der Chef sein, dann kann er sich bei jedem Telefonat so melden.“
„Ich werde es ausrichten. Warum rufst du an?“
„Maurice hatte Mama, Theo, Polly und mich samt Anhängen zum Neujahrsbrunch eingeladen, aber plötzlich ist der Kleine krank geworden und er musste es vorhin absagen. Das heißt, ich hab jetzt gar nichts zu tun. Da hab ich mir gedacht, ihr könntet zeitig wach sein. Immerhin wird es ja gestern keine Exzesse gegeben haben – zumindest nicht mit Alkohol.“
„Wie kommt’s eigentlich, dass du dich nach der Absage nicht wieder ins Bett verkrümelt hast? Warst du gestern nicht feiern?“
„Doch, aber nicht lange. Es war ja geplant, um elf bei Jennice aufzulaufen.“
„Wer ist denn Jennice? Ich denke, ihr wolltet zu deinem Bruder?“
„Jennice ist die Mischung aus Jenny und Maurice. Jenny ist Maurices Frau, meine Schwägerin. Theo ist irgendwann auf die Idee gekommen, die Namen zusammenzulegen. Wie könnten demnach Polly und ihr Mann Antonio heißen?“
„Pollonio?“
„Sehr hübsch!“, lobt sie. „Wir haben uns allerdings auf Antolly geeinigt.“
„Und wie heißen Pippi, Theo und … wie heißt noch mal die Schafzüchterin?“
„Sylvie. Theo ist seit kurzem mit Clarice zusammen, das macht Clareo oder Therice, wir sind uns noch nicht schlüssig. Und wir drei anderen heißen im Moment so, wie uns die Eltern genannt haben, weil wir allesamt Singles sind. Als ich noch mit Eric zusammen war, hießen wir Meric.“
„Da ist ja nicht viel von dir drin. Also, drei Buchstaben, aber man hört nur seine.“
„Das hast du sehr treffend formuliert. Es war zu viel von ihm drin und zu wenig von mir. Aber zurück zur Ausgangsfrage: Was werdet ihr heute tun und wollt ihr mich dabei haben?“
„Wollen wir sie dabei haben?“, frage ich Miloš.
„Natürlich!“, ruft er laut genug, dass sie es auch hört.
„Also, pass auf, die Reihenfolge ist: Frühstück, Proberaum, Hallenbad und dann mal sehen. Komm jetzt her oder pick dir raus, was du haben willst. Zum Frühstück musst du dich aber ein bisschen beeilen, wir haben schon angefangen.“
„Wollt ihr nachher ausprobieren, ob der Heilige Geist auf Miloš niedergeht und ihn daran hindert, seine neuen Lieder zu präsentieren? Was machst du, wenn es wieder keine Musik gibt? Ich hab eine bessere Idee: Wir fahren direkt ins Hallenbad, danach was essen und hinterher ins Kino. Irgendein lustiger Film wird laufen.“
„Nur, wenn wir Armands Gemüsesuppen testen.“
„Äh … wollen wir nicht doch lieber bei eurer Reihenfolge bleiben?“
„Nix da, Schätzchen. Zu welchem Hallenbad fahren wir?“
„Willst du nicht erst Miloš fragen, ob er einverstanden ist?“
„Ist er“, greife ich vor und will wissen: „Wo schwimmen wir?“
„Wollt ihr Sport treiben oder eine entspannte Zeit in Badehosen verbringen?“
Das bringt mich auf eine Idee. „Wie wärs mit dem mare vita? Da war ich lange nicht.“
„Sehr gut. Ich hole euch ab.“

Das mare vita ist vor ein paar Jahren in einem Alkmaarder Vorort gebaut worden. Es ist ein großes Wellness- und Spaßbad mit kleinen und großen Becken mit kalten, warmem und ziemlich heißem Wasser, mit Wasserrutschen, Whirlpool, Sauna, Solarium, Dampfgrotte, Solebecken und so weiter.
In vier Stunden müssen wieder umlernen von Kiemen- auf Lungenatmung oder am Eingang nachzahlen. Ich denke aber nicht, dass es dazu kommen muss. Nach vier Stunden mit all den Attraktionen habe ich meist mehr Hunger als sonst irgendwas.

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