Sie lacht und stößt mich spielerisch in die Seite.
Der Herd ist längst aus, aber ich hocke immer noch auf der Arbeitsplatte und sie lehnt neben mir. Sie hat Tee aufgebrüht, das tut gut nach der süßen Schlemmerei.
Schließlich fängt sie an: „Also, in Prinzip will ich schon, dass du uns miteinander bekannt machst. Aber nicht jetzt. Das hat ja auch mit Kontrollverlust zu tun und darin bin ich nicht so gut. Ich weiß ganz gerne, was ich tue.“
„Geht mir genauso.“
„Deswegen bist du nie besoffen.“
„Selten“, korrigiere ich ihren Eindruck, „aber du hast recht, vermutlich hat es damit zu tun.“
„Ach“, geht ihr auf, „ist Miloš deshalb so breit, weil ihm das nicht viel ausmacht?“
„Frag mich nicht, das weiß ich nicht. Wenn wir eines Tages im Paradies sitzen und Jesus kommt zum Abendspaziergang, kannst du ihn das fragen. Aber vielleicht ist es dann einfach nicht mehr so wichtig.“
„Momentmoment“, unterbricht sie mich. „Wieso gehst du davon aus, dass ich ins Paradies komme? Ich geh ja gar nicht mit Jesus.“
„Das stimmt, aber du fragst mir Löcher in den Bauch. Scheint so, dass er dich sehr interessiert. Sag mir einen Grund, warum du nicht in den Himmel kommen solltest.“
„Aber man muss doch erst einem Priester alle seine Sünden bekennen!“
„Nö.“
Meine Antwort kam so schnell und so knapp, dass ihr offenbar keine Entgegnung einfällt. Wir schauen uns an und fangen beide an zu lachen.
„Wenn das alles falsch ist, was ich so über Gott gewusst habe – dann sag mir doch mal, was richtig ist.“
„Das tu ich ja schon die ganze Zeit. Was willst du wissen?“
Sie schnauft tief durch. „Ehrlich?“
Ich hatte meine Einladung nicht so gemeint, dass es jetzt ans Eingemachte gehen müsse, aber wenn es ihr auf dem Herzen ist? „Ich bitte drum. Wir führen ja ein ehrliches Gespräch.“
„Ja, das tun wir. Also, eigentlich will ich nur wissen, wie man so sicher wird, dass man geliebt ist. So wie du. Ich glaub, das hab ich gleich als erstes gemerkt, als ich in die Band gekommen bin. Du bist dir sicher, weil du eine Konstante im Leben hast, die unabhängig von Launen und Eigenschaften ist. Natürlich gibt es Dinge, mit denen man dein Ego ganz schön ankratzt und du hast auch mal einen schlechten Tag, aber du weißt, dass du immer zu deinem Jesus gehen kannst und der ist nie genervt von dir, weil du schon wieder den selben Fehler gemacht hast. Das will ich auch haben.“
Ach, liebste Merle, du bist so süß. Herzerweichend!
„Ich kann dir die Sicherheit nicht geben, die ist von Gott. Aber ich bete gerne für dich, dass du sie kriegst und den Rest wird Jesus machen. Ist das okay für dich?“
Sie nickt. „Können wir uns hinsetzen? Dann stoße ich mir nichts, wenn ich umfalle.“
„Du wirst nicht umfallen.“ Ich rutsche von der Platte. „Versprochen.“
„Dann probier ich das mal.“ Sie schaut mich an und sagt: „Ich wär soweit.“
„Gut.“ Ich lege meine Hand auf ihre Schulter. „Jesus, du hast die vielen Fragen zu deiner Person gehört und weißt, dass sie deinen Frieden haben will. Deswegen bitte ich dich, gib ihr, was sie sucht.“
Weil ich nichts mehr sage, fragt sie: „Bist du schon fertig?“
„Ja. Gebete haben keine vorgeschriebene Länge. Ich kann dich natürlich noch ein bisschen segnen, wenn du willst.“
„Au ja, mach das. Dabei wird mir immer so schön warm.“
„Dir wird warm? Wovon?“
„Das weiß ich auch nicht, aber immer, wenn du so gute Sachen betest, wird mir ganz warm. Überall. Sehr angenehm. Ich dachte, du wüsstest, woran das liegt.“
Ich kann mir das Lachen nicht länger verkneifen. „Darf ich vorstellen: So fühlt sich der Heilige Geist an.“
„Aber ich dachte, man kippt um?“
„Nein. Ich hab eben gesagt, er hat für jeden einen anderen Zugang. Miloš kippt um, mir kommen die Tränen, dir wird warm, andere Leute fangen an zu tanzen, sehen Dinge, die sonst unsichtbar sind, reden plötzlich in Fremdsprachen und so weiter. Es gibt unendlich viele Möglichkeiten.“
Ich segne sie mit Frieden, Sicherheit, dem Wissen, geliebt zu sein, mit guten Freunden, mit heilsamer Gemeinschaft, mit Vergebung und Selber-Vergeben, und ihr Lächeln wird immer intensiver.
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