8. Januar 2016

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Weil ich anstelle eines Mittagessens im Zug von Alkmaar nach Zuyderkerk gesessen habe, ist es mir recht, dass sie sich gleich als erstes in die Küche stellt und Pfannkuchenteig anrührt.
„Süß oder herzhaft?“, fragt sie und öffnet den Geschirrschrank.
„Süß.“
„Gut.“ Sie nimmt zwei kleine Pfannen heraus.
„Hast du verschiedene Pfannen für verschiedene Pfannkuchen?“, frage ich perplex. Sag noch mal einer, ich sei seltsam mit meinem ganzen Küchenkram!
„Nein. Aber wenn ich süße Pfannkuchen esse, will ich viele essen, da ist es besser, wenn sie klein sind. Sonst bin ich ja nach einem schon satt.“
„Aber ich will nicht da hinten sitzen, während du hier bist. So klappt keine Unterhaltung.“
„Dann setz dich hier hin.“ Sie zeigt auf die Arbeitsfläche neben der Spüle, auf der ein Bündel Seidenblumen, diverse leere Blumenväs­chen, ein paar Stoffbänder und allerhand Papiere liegen. Das Zeug räumt sie auf den Esstisch. „Du kannst mit den Fingern essen, ich nehme das nicht so genau.“
„Aber ich kann doch nicht auf der Arbeitsplatte sitzen!“
„Glaubst du, die bricht unter dir zusammen? Sicher nicht!“

Es zeigt sich, dass sie nicht nur feste Pfannkuchengewohnheiten hat, sondern auch ebensolche Vorstellungen von der Abendgestaltung. Der erste ist gerade auf meinem Teller gelandet, da sagt sie: „Erklär mir das mit dem Heiligen Geist. Ihr glaubt ja alle drei an den Gott, aber von dem Geist hat noch keiner geredet.“
„Das liegt daran, dass er vielen Christen unheimlich ist. Schon die Bezeichnungen für die Dreieinigkeit drücken das aus. Gott-Vater – na, jeder hat einen Vater. Jesus ist der Sohn, damit kann man auch was anfangen. Aber der Heilige Geist? Der ist nicht so fassbar, er lässt sich nicht einschätzen. Was heute ganz normal ist, kann morgen völlig abwegig sein. Zumindest für Leute, die nicht viel mit ihm zu tun haben. Am bekanntesten ist er als Ratgeber und Tröster, und als der Beistand, den Jesus den Menschen nach seiner Himmelfahrt da gelassen hat.“
„Aber warum will Lisanne denn mit dem Ratgeber und Beistand nichts zu tun haben? Stattdessen hat sie sich total aufgeregt, als du das vorhin gesagt hast.“
„Das hast du falsch verstanden, sie will mit ihm zu tun haben. Aber nicht so, wie Miloš es gerade abkriegt. Ich bin mir sicher, er war fest entschlossen, seine neuen Lieder zu präsentieren. Letztes Wochenende hatte er auch so ein krasses Erlebnis und ich gehe davon aus, dass die Lieder nur dieses Thema haben. Vermutlich hat er schon mit den ersten Takten den Heiligen Geist angezapft.“
„Versteh ich nicht.“
Würde ich auch nicht tun, hätte ich keine Erfahrungen mit dem wildesten Teil der Dreieinigkeit! „Darf ich für dich beten, dass du Verständnis kriegst? Dass er dir begegnet?“
„Wenn ich dann wie besoffen rumliege, danke nein.“
„Er tritt mit jedem anders in Kontakt. Ich zum Beispiel bin noch nie umgekippt oder habe verrückte Dinge getan.“ Lachend schränke ich ein: „Wenn man von all den Dingen absieht, die du ansonsten verrückt an mir findest!“
Sie sieht aus, als würde sie es lieber mit einer weiteren Erklärung versuchen.
„Stell es dir vor wie zwei Leute, die frisch verknallt sind. Die müssen sich ja nicht mal berühren, damit die Luft knistert, ein Blick reicht oder ein Gedanke. So wird es im Proberaum gewesen sein. Miloš wollte dem Geist ein Lied spielen und sofort hat der Blitz eingeschlagen.“
„Aha. Und warum hast du geheult?“
Ich stutze. Das hat sie bemerkt?
„Falls du drüber reden willst.“

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