21. Dezember 2015

386

Nach Erledigung meiner Morgenrituale bereite ich Frühstück. „Was willst du essen?“, erkundige ich mich an der Terrassentür.
„Nichts.“
„Doch. Du willst was essen. Dein Bauch weiß das nur noch nicht. Denk mal drüber nach.“
Ungefähr zwei Minuten später bringt er seine leere Tasse rein. „Du könntest diese Pampe anrühren, die du mir gemacht hast, als ich das letzte Mal besoffen war. Die könnte helfen.“
„Hafergrütze. Mach ich. Und zu trinken?“
„Alles außer Salbeitee.“
„Na klar.“
„Was ich dich ja fragen wollte: hast du die Blümchen auf dem Tisch gebastelt?“
„Nein, Merle war gestern Abend hier. Die kann nicht ohne Deko, kennst sie doch.“

Mitten beim Essen klingelt das Telefon. „Ja?“, melde ich mich.
Ein Mann stellt sich vor: „Iedema, Polizei Alkmaar, Dienststelle Mitte. Spreche ich mit Herrn Milos Kusturica?“
„Nein, mit Jeremy van Hoorn. Aber mein Freund heißt so. Worum geht’s?“ (202)
„Kann ich ihn bitte sprechen?“
„Moment“, sage ich in den Hörer und reiche das Dings herüber.
„Wer ist dran?“, fragt Miloš leise.
„Polizei.“
Hastig deckt er den Hörer zu und flüstert: „Ich bin nicht da. Ich kann nicht reden, verstehe die Sprache nicht oder erfinde irgendwas.“
Na hoppla! Verwundert führe ich das Gespräch fort. „Sagen Sie mir bitte, worum es geht. Ich richte es aus.“
„Ein Taxifahrer hat seinen Führerschein gefunden und abgegeben.“
„Wunderbar. Wir kommen vorbei. Wo finden wir Sie?“
Der Beamte nennt die Adresse und ich schreibe mit.
Ich habe kaum aufgelegt, da: „Bist du bescheuert, dem zu versprechen, dass wir vorbei kommen?!“
„Warum regst du dich so auf?“
„Weil ich mit den Bullen nichts zu tun haben will!“
Okay, ganz von vorne. „Warum willst du mit den Bullen nichts zu tun haben?“
„Und sag denen nie wieder, wo ich wohne!“
„Aber der wusste doch schon, wo du wohnst, sonst hätte er ja nicht hier angerufen!“
Er schnaubt serbisch.
Was ist denn bei dem los? „Miloš. Warum?“
„Weil die Bullen das letzte Pack sind! Weil ich mit denen bis jetzt nur Ärger gehabt habe! Dreimal habe ich in der Zelle gehockt, ohne was getan zu haben!! Einmal haben sie mich fast zwei Tage festgehalten und ich durfte nicht mal meine Mutter anrufen!“
Oh, davon weiß ich ja gar nichts. Bei Gelegenheit muss ich mal nachfragen. „Heute wirst du gute Erfahrungen mit der Polizei machen.“
„Woher bist du so sicher?“
„Ich weiß es.“ Er ist nicht überzeugt, deswegen lege ich nach: „Ich begleite dich. Und apropos: du solltest die Typen von letzter Nacht anzeigen.“
„Was soll das bringen? Ich werde keinen wiedererkennen können. Es war dunkel und sie hatten Kapuzen auf.“
„Siehst du, genau das sagst du der Polizei. Wie viele es waren, klein, groß, dick, dünn, alt, jung, haben sie mit Akzent gesprochen und so weiter. Wenn hier einer Akzente auseinander halten kann, dann doch wohl du! Vielleicht sind die da schon bekannt.“
Zweifelnd guckt er mich an und widmet sich weiter seinem Haferbrei.
„Es liegt nicht daran, dass du keinen gesehen hast, sondern es liegt daran, dass du der Polizei misstraust. Ja?“, rate ich ins Blaue. Er schaut nicht auf und ich weiß, dass ich richtig liege. „Wie gesagt, du wirst heute gute Erfahrungen machen. Versprochen.“

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