Beim Kaffeetrinken erzählt Theodorus von seinen Reisen durchs ganze Land. Er ist viel unterwegs, predigt in Gottesdiensten und hält Vorträge auf christlichen Konferenzen. Seine Themen sind immer dieselben: Gottes Vaterherz, Berufung, Prophetie. Die Kurzfassung haben wir beim Spaziergang gekriegt.
Bei meinem Freund ist wieder Normalität eingekehrt, es gibt Nachfragen. „Und was macht deine Familie, wenn du nie zuhause bist?“
„Meine Familie kommt gut ohne mich aus. Ich habe zwei Töchter, die eigene Familien haben. Sie sitzen vermutlich gerade alle zusammen unter einer Palme und feiern Weihnachten. Eigentlich sollte der Opa mitkommen, aber ich hatte Amalia versprochen, mit euch zu feiern.“
„Hast du denn keine Frau?“
„Doch, sie ist schon im Himmel. Ich weiß aber noch keinen Termin für das Wiedersehen.“
„Sagt Gott dir das vorher?“
Theodorus lacht. „Du sagst deinem Freund doch auch, was du nächste Woche vorhast?“
„Stimmt“, macht er verlegen, „du bist ja Prophet.“
hundertsiebzehntes Kapitel
Freitagmittags ist Miloš noch keine fünf Minuten aus dem Haus, um nach Alkmaar zum Kellnern zu fahren, als das Telefon klingelt und Merle mit ihm reden will.
„Wieso rufst du ihn nicht auf dem Handy an?“, ist alles, was mir dazu einfällt. „Es bimmelt zwar den ganzen Tag, aber er trägt es auch überall mit sich rum, sogar zum Klo. Da wirst du bestimmt einen Moment finden, in dem er mal rangeht.“
„Aber er geht halt nicht dran“, rechtfertigt sie sich.
„Was willst du denn von ihm? Vielleicht kann ich dir auch helfen.“
„Wir wollten uns ja heute Abend im Proberaum treffen, aber Lisanne hat mir eben abgesagt, also müssen wir das verschieben.“
„Davon wusste ich gar nichts. Und überhaupt hat Miloš auch keine Zeit, der ist – wieso weißt du das nicht?“, fällt mir ein, „du hast ihm doch den Termin gegeben?“
„Muss ich denn alles wissen?“, schnaubt sie lachend. „Firma ist Firma und ich habe frei!“
„Also, wenn Lisanne und Miloš keine Zeit für dich haben, kannst du ja zu mir kommen, bevor du sonst den ganzen Abend alleine bist.“
„Auf die Einladung hab ich gewartet. Wie viel Uhr?“
„Och, so gegen sieben?“, biete ich fröhlich an. Der Abend ist gerettet.
„Gut. Soll ich was zu trinken mitbringen?“
„Das kannst du gerne tun.“
Ich bereite schon jetzt das Essen vor, dann kann es nachher einfach in den Ofen und ich habe Zeit, mich um meinen Gast zu kümmern. In der Küche und auf der Terrasse harren diverse Wintergemüse ihrer Weiterverarbeitung, aus denen mache ich uns eine Torta Verde mit Blätterteig und Ziegenkäse.
Weil ich mich aus unerfindlichen Gründen mit den Teigzutaten verrechnet habe (es wird viel zu viel), verändere ich auch die Gemüsemenge und verteile alles statt in der Springform auf einem Backblech. Den Mitbewohner wird es freuen!
Um Punkt neunzehn Uhr steht Merle an der Tür. Sie hat einen Korb dabei, aus dessen Tiefen mir das grüne Etikett meiner Lieblingsbiersorte entgegenglänzt.
„Hurraha“, singe ich, „du merkst dir alles!“
„Sei so lieb und nimm mir das Dings ab, es ist schwer.“
Ich tue ihr den Gefallen, derweil hängt sie Jacke und Schal auf. Mir voraus geht sie in den Wohnraum, aber sie kommt nicht weit. „Ist das irre!“, sagt sie atemlos. Ich gehe an ihr vorbei und stelle den Korb auf den Tresen. „Miloš hat mir erzählt, dass du Möbel gebaut hast … aber ich hatte da eher an … normale Sachen gedacht. Wie absolut geil! Warum bist du bloß Lehrer geworden und nicht Möbeldesigner?“
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