16. Dezember 2015

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„Aber dir geht’s gut mit der Arbeit?“
„Ja, das läuft prima. Im Moment haben wir eine tolle Gruppe. Es sind wenig Zicken dabei, keine Streithähnchen … das macht Spaß. Fast alle sind trocken, das erleichtert die ganze Angelegenheit ziemlich.“
„Und mit eurem neuen Unterrichtshelfer klappt es auch?“
„Bernard? Sehr gut, der ist super. Ich hoffe, dass er länger bleibt, nicht nur für das Jahr.“
„Und was machen die Donnerdrummels?“, fragt sie mich weiter aus.
„Winterpause. Gemütliche Treffen und experimentelle Proben, weiter nichts. Wenn es nach mir geht, sind wir vor März nicht wieder auf der Bühne.“ Im März wird schließlich geheiratet!
„Kriegen die Fans vielleicht eine kleine CD, um die Wartezeit zu überbrücken?“
„Weißt du, wie viel Arbeit eine kleine CD ist, wenn man ein bisschen auf Qualität achtet?!“
„Okay, falsches Stichwort bei einem Perfektionisten wie dir. Es gibt also keine kleine CD.“
„Und ich bin ja nicht mal der schlimmste Perfektionist der Band!“
„Warum, wer ist schlimmer?“
„Na rat mal!“
Sie lacht. „Miloš. Merle und Lisanne geht es auch gut?“
„Ja. Merle hat jetzt einen neuen Job bei einem Feinkosthändler hier in Alkmaar, ich hab aber den Namen vergessen. Die haben auch ein Catering, wir könnten das nächste Festessen liefern lassen.“
„Ach, lass mal. Die Jungs wüssten das gar nicht zu schätzen, und wer soll das bezahlen? Ein gutes Essen bringen wir auch ohne Feinkosthändler auf den Tisch. Apropos, könntest du den Tisch decken?“
„Frag Miloš, der deckt den Tisch nach geometrischen Proportionen.“
„Ich will keine geometrischen Proportionen, sondern Teller auf dem Tisch, außerdem soll es in den nächsten fünf Minuten fertig werden. Und du kennst dich aus in meinen Schränken, also hopp“, scheucht sie mich auf.
Gehorsam räume ich allen Kram von der großen Tischplatte, ziehe noch zwei Klappen aus, breite weiße Tischdecken darüber und wende mich zum Geschirrschrank.
Bas betritt die Küche. „Ah, es gibt Essen! Das wird aber auch Zeit, ich verhungere gleich!“
Ich drücke ihm den Tellerstapel in die Hände, „Bitte verteilen“ und fange an, in der Besteckschublade zu wühlen. Irgendwann habe ich ausreichend Gabeln, Messer, kleine Löffel beisammen und gruppiere sie sinnvoll zwischen den Tellern. Bas hat in der Zwischenzeit Gläser hingestellt und darf rote Servietten in der Diagonalen falten.
Marjorie hat Nudeln, Kartoffelklöße und das Gemüse in Schüsseln verteilt, steckt Löffel dazu, füllt die Soßen in Kannen und bringt die Platten mit Fisch und Fleisch zum Tisch. „Bas, hol die anderen“, weist sie ihren Mittleren an.
Irgendwo finde ich noch Platz für die Salatschüssel und schiebe sie dazwischen.

Nun strömt die restliche Familie in die Küche und ich öffne schon mal vorsorglich das Fenster auf Kipp, sonst fallen wir gleich alle wegen Sauerstoffmangels vom Stuhl.
Als alle auf ihren Plätzen sitzen, klopft Mommi mit dem Löffel gegen ihr Trinkglas, bis das Geschnatter verstummt. „Ich freue mich sehr, liebe Kinder, dass ich auch dieses Jahr mit euch zusammen den Sinterklaas feiern darf. Vor allem freue ich mich über die beiden Jungs, die das erste Mal mit von der Partie sind. Cornelius, Miloš: ihr seid eine Bereicherung. Ich kann mir das Leben ohne euch nicht mehr vorstellen. Und falls es euch aufgefallen ist“, wendet sie sich wieder an uns übrige, „wir sitzen hier zu neun Leuten. Das letzte Mal, dass wir zu neunt gefeiert haben, ist vier Jahre her. Damals war Willem noch dabei. Und natürlich Helena. Die beiden haben sich in verschiedene Richtungen aus unserem Familienkreis verabschiedet. Abschied ist immer ein Grund zur Trauer. Dass wir hier zusammen sein können, ist ein Grund zur Freude. So, und jetzt höre ich mit dem Gequatsche auf. Danke, lieber himmlischer Vater, für das Essen und die Gemeinschaft. Segne den weiteren Abend.“
„Amen“, sagen wir alle zusammen, und dann geht das Fest endlich so richtig los.

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