„Das bleibt natürlich mein Geheimnis. Nein, es ist Tonis Geheimnis. Also für alle: Toni ist mein neuer Chef. Heute haben wir den Vertrag unterzeichnet, Montag fange ich an. Und die ganzen Sachen hat er mir ausgegeben, weil ich gesagt habe, dass ich heute Abend noch meine Band treffe. Und weil er froh ist, mich endlich überzeugt zu haben.“
„Und was sind deine Aufgaben?“
„Ich wickle mit Toni Warenein- und Ausgang ab, ich helfe Xavier bei der Qualitätskontrolle und betreue die Kunden. Xavier ist Koch. Ja, und Fergus gehört auch noch dazu. Der ist ein ungelerntes Rundumgenie, der kann kochen, backen, verzieren, servieren und so weiter, der ist auch immer beim Catering unterwegs. Dazu werden diverse Servicekräfte engagiert, teils sind das Aushilfen, teils feste Partner. Aber es werden auch immer neue Aushilfen gesucht.“
„Lass mich raten, die Qualitätskontrolle macht am meisten Spaß?“, tippt Miloš und erlöst die beiden Fleischbällchenhälften von unserem freudlosen Miteinander.
„Glaubst du, dass ich mich da durchs Sortiment futtern kann? Die meisten Lebensmittel müssen durchgehend gekühlt sein, Hygieneregeln müssen eingehalten werden und so weiter. Aber ja, ich darf auch kosten. Und der Wareneingang befasst sich ja nicht nur mit dem Tagesgeschäft, sondern ich bestelle auch noch die ganzen übrigen Sachen, die eine kleine Firma so braucht. Kaffeepads, Klopapier, Kugelschreiber und so weiter. Könnte übrigens sein, dass Toni einen besseren Job für dich hat als Kinder durch die Gegend zu kutschieren.“
„Ich kann Kartoffeln schälen, Schnittlauchröllchen schneiden und spülen. Dabei bin ich sehr gründlich“, gibt er ein fast umfassendes Tätigkeitsprofil ab, „Mit den Kartoffeln geht es, aber Jeremy sagt, das Schnittlauch wird welk, bevor ich fertig bin.“
„Vielleicht finden wir noch was anderes“, lacht sie. „Jedenfalls wird mit den meisten Waren nur gehandelt, das heißt, sie gehen am selben Tag raus wie sie gekommen sind. Daneben gibt es noch die Spezialitäten des Hauses, die Toni entweder alleine oder zusammen mit Xavier entwickelt hat.“
„Wie sind denn deine Arbeitszeiten?“
„Vielviel besser als im Restaurant. Und ziemlich flexibel. Generell habe ich am Wochenende frei. Mittwochs fange ich erst um zwölf an. Toni sagt, wenn wir irgendwo einen Auftritt haben, will er das auf jeden Fall fördern. Und er möchte ein paar Aufnahmen von uns haben, aber ich habe mir gedacht, wir könnten ihn auch mal zu einer Probe einladen, oder? Ich könnte andeuten, dass euch die Canapés so gut geschmeckt haben.“
Lisanne grinst. „Das klingt nach Bestechung.“
„Das wäre es erst, wenn wir nur für ihn Musik machen, wenn er neue mitbringt.“
„Okay, sag ihm das. Er kriegt Musik gegen das Rezept von diesen roten Pasteten.“
„Ausgerechnet die unterliegen der höchsten Geheimhaltung. Um an das Rezept zu kommen, musst du ihm wesentlich mehr bieten als Musik, fürchte ich.“
„Wir könnten uns konspirativ in meiner Küche treffen. Ach was“, winke ich ab, „ich komme euch demnächst mal besuchen, dann ergibt sich alles weitere.“
„Dein Chef soll das Rezept schon mal aufschreiben“, grinst Miloš, „er hat keine Chance.“
Die restliche Woche verläuft erfreulich ereignislos. Im Haushalt ist fast alles an seinem Ort angekommen, nach und nach verschwindet das Renovierungszubehör aus dem Hausflur und die Kartons aus allen übrigen Ecken.
In der Schule laufen letzte Vorbereitungen für Sinterklaas, dem wichtigsten Fest im niederländischen Jahr.(186) Sogar der Koninginnedaag steht dahinter zurück.
Jedes Driehoeken-Kind hat seinen Namen auf einen Zettel geschrieben und dann einen anderen Zettel aus einem großen Topf gezogen. Nun darf sich jeder ein kleines Geschenk für die anderen überlegen. Damit kein Einkaufswettrennen daraus wird, haben wir fünf Euro als Obergrenze gesetzt. Das können sich auch die ärmeren Familien leisten.
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