Zuhause sitzen zwei Yugos auf der Terrasse und trinken Kaffee. Der eine hat sich tief in seine Winterjacke eingemummelt, der andere sitzt kurzärmelig da.
„Geht’s besser?“, will ich wissen.
„Nein“, sagt Miloš. „Aber es war gut, drüber zu reden. Eines Tages werden wir prima miteinander klar kommen, dann will ich auch immer über alles reden.“
„Das wird sicher total harmonisch in der Band“, mutmaßt Merle. „Wir könnten uns „Kuschelgruppe“ nennen. Ich sag euch, das wird der Brüller.“
„Noch ist es ja nicht so weit“, wiegele ich ab, derweil will Zoran wissen: „Wo wart ihr? Wir wollten anrufen, aber da war kein Empfang.“
„Jeremy hat so konzentriert nachgedacht, dass er das Mobilfunknetz blockiert hat“, lästert sie. „Wir waren im Baumarkt, und wenn ihr wissen wollt, was wir da getan haben, müsst ihr rein kommen.“
hundertzehntes Kapitel
Cokko ist samstags spät heimgefahren, sonntags haben wir nach dem Gottesdienst weiter Kartons ausgeräumt und allmählich wird aus dem Chaos eine Wohnung. Eine Wohnung, die mir sehr gut gefällt!
Als Kontrast zu den vergangenen Tagen sind wir heute ganz alleine, niemand kommt zum Helfen. Deswegen können wir selbst das Tempo bestimmen, und wir bestimmen, dass wir langsam arbeiten.
Cokkos Bedenken haben sich übrigens als grundlos heraus gestellt. Miloš findet den Palmenstrand toll und das Farbkonzept der anderen Streifen hat er auch sofort kapiert. Sie sind beide mit grün, und da das die vorherrschende Farbe im Raum ist, fügen sie sich prima ein.
„Erzählst du mir vielleicht, was Lisanne am Telefon gesagt hat?“, frage ich beiläufig.
Er lacht und redet von etwas ganz anderem: „Ist noch von dem Gelb aus der Küche da?“
„Ja, warum?“
„Meinst du, das ist genug für mein Zimmer?“
„Nein, ich glaub nicht. Warum fragst du?“ Mir kommt ein Verdacht. „Sag nicht, du willst da oben mit streichen anfangen?!“
„Wenn du mir hilfst, sind wir ganz schnell fertig.“
„Nee. Ich hab keine Lust mehr.“
„Du brauchst auch nur die Stellen zu streichen, an die ich nicht dran komme“, bettelt er.
„Nimm den Teleskopstab, dann brauchst du keine Leiter.“
„Bitte, Jeremy.“
„Neijen!“, leiere ich.
„Und wenn ich dir beim Streichen erzähle, was Lisanne am Telefon gesagt hat?“
„Dann heißt das nur, dass du mich für käuflich hältst. Vergiss es.“
Über den Treppenabsatz bringen wir sein Bett in mein Zimmer, andere Möbel hat er noch nicht und sämtliche übrigen Gegenstände verstaut er in den Dachschrägenschränken. Dann holt er sich den Malerbedarf zusammen, breitet die Folie aus, um den Fußboden zu schützen und befestigt weitere Folie nach meiner Anweisung an der oberen Kante der Schrankfächer, weil die Holzflächen ja noch nicht lackiert sind. Dann gibt er einen Schwapp weiß und einen Klecks gelb in den Farbeimer, quirlt mit der Bohrmaschine, klebt alles ab und begibt sich ans Werk.
Weil die Renovierungsexpertin es gesagt hat, fängt er neuerdings mit den Ecken und den Klebekanten an. Das geht sehr schnell.(183) Kurz überlege ich, mich rein aus Freundlichkeit doch zu beteiligen, aber es siegt die Massenträgheit.
„Warum ist dir das Gelb auf einmal so wichtig?“
„Du bist heute früh nicht in der Küche gewesen. Als die Sonne in das Gelb geschienen hat, war sie auf einmal gar nicht mehr so blass. Das will ich hier oben auch haben.“
„Aha. Und das muss unbedingt jetzt passieren.“
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