16. Dezember 2015

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„Bei diesem außergewöhnlichen naturwissenschaftlichen Phänomen ist es andersrum.“
„Aha, kommt jetzt wieder so ein Bassisten-sind-seltsam-Gesetz?“
„Ich hätte es nicht so genannt, aber darauf läuft es hinaus.“
Gemäß seiner Rolle in diesem Theaterstück müsste Miloš sich jetzt beschweren, dass er ja nicht seltsamer sei als wir. Stattdessen beendet er die Gemütlichkeit. „Voran, Brüder. Wir haben heute noch was zu schaffen.“

Obwohl ich sehr froh bin über Cokkos Hilfe und Merle, die gegen Mittag kommt, wäre ich gerne alleine mit meinem Freund. Irgendwas, das Lisanne zu ihm gesagt hat, hat ihn bis ins Innerste erschüttert. Etwas, mit dem er nicht im Entferntesten gerechnet hat. Wenn man danach geht, wie überrascht und auch ärgerlich er auf die Ereignisse im Coec reagiert hat, kann das fast alles sein, denn er hatte ja auch dort mit nichts gerechnet.
Ich bete während der Arbeit für ihn, allerdings still vor mich hin, denn als ich ihn vorhin gefragt habe, hat er das Gebet abgelehnt. Das ist das erste Mal, dass er kein Gebet will!

Gegen drei klingelt es an der Tür und Zoran will eingelassen werden. „Tag zusammen“, begrüßt er uns und zu Miloš sagt er etwas Heimatsprachiges.
Der antwortet unwillig und Zoran teilt mit: „Wir sind mal eine Weile draußen. Bis später.“
Gott sei Dank, es gibt ja noch die Herzenssprache! Mit Zoran wird er reden.
„Was soll das heißen, wir sind mal eine Weile draußen?“, nörgelt Merle, kaum dass Zoran seinen Landsmann mit sich aus der Haustür gezogen hat. „Ist er zum Helfen gekommen oder zum Quatschen?“
„Zum Helfen. Miloš geht’s nicht gut, das hast du doch gemerkt“, sagt Cokko. „Wenn er jetzt Miloš hilft, können hinterher beide zusammen uns helfen. Wenn er nicht mit Miloš redet, helfen sie uns beide zusammen nicht.“
„Du hast manchmal dieselbe schräge Logik wie dein Bruder. Im Moment helfen sie uns auch beide zusammen nicht.“

Die Handwerker haben die Wände des großen Raums glatt verputzt, das heißt, wir müssen nicht tapezieren. Das kommt uns sehr gelegen, wir haben keine Lust mehr auf die Kleisterei.
Die Küche bekommt einen hellgelben Anstrich, die lange fensterlose Außenwand sowie die an der Straßenseite wird schilfgrün mit einem hohen Anteil weiß.
Für die dritte Wand hat Merle sich etwas besonderes ausgedacht. Ihr reicht es nämlich noch nicht mit dem Kleistern. Allerdings muss sie versprechen, dass sie das alleine macht.
Nach einigem Hin und Her lege ich mich fest, wo ich welche Möbel hinstellen will. Dann teilt sie die Wandfläche in verschiedene Bereiche, von denen sie einige weiß streicht und die anderen mit dünnem Papier grundiert. Anschließend fahren wir drei(182) zum Baumarkt und ich darf mir ein paar einzelne Tapetenstreifen aussuchen. Die Vielfalt überwältigt mich und das nächste Hin und Her des Tages dauert fast zwei Stunden. Schließlich stehen wir mit einer Bahn dunkelgrün längsgestreifter Tapete, einer mit roten Röslein auf blassgrünem Grund und einem doppelt breiten Streifen Fototapete mit Palmenstrand an der Kasse.
„Was machst du eigentlich, wenn Miloš das total hässlich findet?“, zweifelt Cokko meine mühsam getroffene Auswahl an.
„Er wird es nicht hässlich finden. Er wird sich vielleicht wundern, dass es solche Tapeten gibt und dann wird er sich vielleicht auch wundern, dass ich so was mag, aber das wars.“
Merle schließt sich an: „Weißt du, es gibt Männer, denen ist die Tapete nicht so wichtig.“
„Stimmt“, kichert er, „die wenigsten Männer sind so verrückt wie mein Bruder.“
„Immerhin gibt es kein Schlagzeuger-sind-seltsam-Gesetz.“
Sie lacht. „Oh, wir können sofort eins verfassen.“

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