Mommi ist bei einer Freundin eingeladen und wir haben zu spät dran gedacht, dass wir ihre Wohnung auch ohne sie besuchen könnten. Also begeben wir uns in unsere Kartonsammelstelle und werden vermutlich früh schlafen gehen, weil alle Bücher verpackt sind, meine Küche, die CDs samt Musikanlage … wir könnten noch ein bisschen im Proberaum abhängen und Musik hören oder selber welche machen … aber ich will nicht mehr irgendwo hin, sondern meine Ruhe haben.
Weil es neben den Gartenmöbeln auf der kalten Terrasse und den Treppenstufen nicht viele Sitzgelegenheiten gibt, setzen wir uns auf mein Bett. Immerhin funktioniert das Bad und ein Heißwassergerät haben wir auch, sodass wir uns Tee aufbrühen können.
„Es ist voll ungemütlich“, seufzt Miloš.
„Stimmt.“
„Und der Kaffee aus dem Glas, der schmeckt wirklich scheiße.“
Wenn ich einen Herd hätte, könnte ich uns noch was leckeres kochen … aber der Herd steht eingeschlossen im Wohnzimmer. Neben dem Kühlschrank, in dem alles lagert, was ich für die Zeit zwischen den Umzügen hineingeräumt hatte. Miloš hat mir versichert, dass er ihn angeschlossen hat, aber seit die Schlüssel für Wohnzimmer und Küche verschwunden sind, könnte der Kühlschrank auch auf dem Mond stehen.
Abrupt schlage ich mir mit der flachen Hand vor die Stirn. „Komm mit“, weise ich ihn an.
„Was hast du denn jetzt vor?“, wundert er sich.
Es ist noch nicht so wahnsinnig spät, die Supermärkte haben noch auf. Ich kaufe frische Milch, Zucker, dunkles Schokoladenfondant und Speisestärke und Miloš folgt mir wie ein Hund durch die Regalreihen. Im Gegensatz zu mir nervt er allerdings nicht die ganze Zeit rum und will wissen, was ich vorhabe. An irgendeiner Stelle müssen die Unterschiede zwischen uns anfangen. Am Visserdijk fahre ich an unserem ungemütlichen Häuschen vorbei und halte erst an der Kaap Hoorn. Die eine Gaskochstelle hat.
Unter Deck ist es kalt, aber ich schalte die Heizung an, das wird nicht lange dauern. Ich hole einen Topf und einen Schneebesen aus dem Schrank neben der Gasflasche.
Miloš lässt sich auf dem Rand der Koje nieder. „Darauf hätten wir eher kommen können“, stellt er fest. „Was machst du da?“
„Schokoladenpudding ohne Wolken.“
„Hm.“
„Fall mir jetzt bitte nicht vor lauter Freude um den Hals, du weißt, ich kann mit emotionalen Ausbrüchen nicht umgehen!“, wehre ich etwas ab, das gar nicht passiert.
Wie immer, wenn ich etwas tue, das angeblich typisch für mich ist, rollt er mit den Augen.(178)
„Und, was ist los?“, frage ich, was ich angeblich spätestens nach einer halben Minute immer tue, wenn er so was tut.
„Ach … ich denke nur gerade drüber nach, dass der ja ziemlich viele Kalorien hat. Und wenn man spät abends noch so was isst … das ist eher hinderlich.“
„Hinderlich wobei?“
„Ich muss mehr auf meine Figur achten, sonst werde ich dick.“
Er sagt das mit solcher Überzeugung, dass ich laut heraus lachen muss. „Du und dick? Hinter den Ohren oder was?“
„Natürlich nicht! Oder nimmst du etwa hinter den Ohren zu?“
„Nee, sonst wär ich doch längst kugelrund. Aber sag mal, wie kommst du drauf?“
„Ich wohne seit August bei dir, und in der Zeit habe ich fünf Kilo zugenommen.“
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