3. Dezember 2015

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Auch unsere Helferparty haben wir über die Bühne gebracht und sie war ein voller Erfolg. Es macht Spaß, mit so vielen Freunden Zeit zu verbringen. Wir haben gutes Essen und viel Musik kredenzt und sind erst auseinander gegangen, als unten in der Backstube der nächste Arbeitstag schon halb rum war.
In den Herbstferien sind Miloš und ich für ein paar Tage nach Dersummeroog gefahren, denn er wollte sich die Insel ja mal ohne die Touristenhorden ansehen. Erwartungsgemäß war er begeistert, auch wenn wir nicht in der Pension Kijkdoos wohnen konnten, weil dort die Handwerker noch eifrig zugange sind.
Andererseits hatte es auch Vorteile, dass Tante O und Ferdinand uns nicht ablenken konnten. Wir haben in den Tagen intensive Gespräche geführt, was im normalen Alltag oft nicht möglich ist. Zum Beispiel ging es um die MBB. Zwischen ihm und Djamila hat sich eine ziemliche Spannung aufgebaut. Im Kollegium wird schon getuschelt, ob sie nun ein Paar werden oder nicht, aber Miloš will sich auf nichts einlassen, denn ein Scheitern einer Beziehung kann ihn den Job kosten. Der ist ihm zu wertvoll. Und er will ja ein Jahr lang Single sein.
Daneben will er die fachlichen Erwartungen erfüllen(158), er will das Ansehen der bosnischen Serben in der Welt verbessern, er will keine Sprachfehler machen, und so weiter und so fort. Übersichtliche und leicht zu erreichende Ziele!
Auf Dersummeroog habe ich ihn so ruhig wie lange nicht erlebt.
Am letzten Freitag haben Cokko und ich dann unsere Geburtstage (und noch dazu sein erstes Jahr mit uns) gefeiert; seiner war am Dienstag davor und meiner am Montag danach. Eigentlich hätte die Party am Samstag steigen sollen, aber da waren die Donnerdrummels schon für einen Auftritt in Amsterdam gebucht.

Lisannes Fuß ist wieder heile, aber das Konzert war trotzdem nicht so eine durchgedrehte Tempogeschichte. In Hoorn haben wir festgestellt, dass wir es auch langsam angehen lassen können und dennoch niemand einschläft. Das ist sehr gut, denn es macht uns vielseitig und legt uns auch nicht auf eine Rolle fest.
Wir haben übrigens entschieden, in Zukunft weniger Auftritte zu absolvieren. In den letzten fünf Wochen hatten wir drei Konzerte, das wird auf die Dauer zu anstrengend und schadet auch den übrigen Sozialkontakten, die mit Musik nichts zu tun haben.
In zehn Tagen sind wir im osteuropäischen Kulturzentrum in Amsterdam gebucht und danach legen wir eine Art Winterpause ein. Sollten wir spontan eingeladen werden, können wir ja ebenso spontan überlegen, die Pause zu unterbrechen.

Unter der Woche rennt Miloš in seinen Freistunden oder nach Feierabend durch die Gegend; heute ist Samstag und deswegen ist er schon vor dem Frühstück sportlich unterwegs. Wie er das schafft, ist mir noch rätselhafter als die ganze Lauferei an sich. Ich würde sterben ohne Frühstück! Normalerweise bringt er dann auf dem Heimweg frische Brötchen mit, aber weil er auf der Insel ein bisschen über seine Verhältnisse gelebt hat, ziehe ich los.
Nie hätte ich gedacht, dass es einem durchorganisierten Perfektionisten wie ihm passieren könnte, plötzlich und unerwartet kein Geld mehr zu haben. Er war wirklich überhaupt nicht darauf gefasst und ich weiß nicht, was ihm peinlicher war: die Tatsache an sich oder dass ich es mitbekommen habe.

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