30. November 2015

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„Ich hab gehört, du und Miloš, ihr sucht eine Wohnung“, fällt ihr ein, „Vielleicht habe ich was für euch. Meine Schwiegereltern ziehen nämlich um und haben noch keine Nachmieter.“
„Wo wohnen sie denn?“
„Am Visserdijk.“
Ach, das wäre ja hübsch. Die Kaap Hoorn liegt auch am Visserdijk, dann wären wir Nachbarn. „Und ab wann wird die Wohnung frei?“
„Geplant ist, dass sie zum ersten Dezember umziehen, aber vielleicht könnt ihr auch schon schneller rein. Willst du die Telefonnummer haben?“
„Gerne.“
Marijke kramt in ihren Taschen, findet einen Kassenbon und notiert auf der Rückseite den Namen „Brouwer“ und die Zahlen.
„Danke. Wann kann ich sie am besten erreichen?“
„Probier es aus. Sie sind schon in Rente, sie haben keinen besonders festen Tagesablauf.“
„Bernard sucht übrigens auch eine Wohnung. Du kannst das ja mal weitertragen.“
„Tu ich. Aber jetzt muss ich los, der Große muss zum Arzt. Tschüss!“

Im Lehrerzimmer treffen wir Miloš, der in einem dicken Buch liest.
„Darf ich vorstellen“, frage ich rhetorisch, „mein Kumpel Miloš, das Mädchen für alles an dieser Schule, und Bernard, unser neuer Unterrichtshelfer.“
„Also das Mädchen für alles für die Driehoeken“, grinst Miloš, legt einen Zettel in die Seiten und klappt das Buch zu.
„Was liest du da?“, will Bernard wissen.
Er winkt ab, „Es geht um Zusammenhänge zwischen Darwins Evolutionsthesen und dem Schöpfungsmodell der Bibel. Aber es ist sehr kompliziert erklärt, und wenn man die Gedanken des Autors ein bisschen weiterdenkt, kommt man auf die Idee, dass er nicht wirklich kapiert hat, worüber er eigentlich redet – weder was Darwin betrifft noch die Bibel.“
„In welcher Gruppe bist du denn, dass du so was für den Unterricht brauchst?!“
„Ich bin in der sechsten. Aber ich lese es einfach so. Ich fürchte allerdings, dass der Klappentext das interessanteste am ganzen Buch gewesen ist.“
„Du liest seltsame Bücher“, bekunde ich, aber das ist ja nichts Neues.
Jetzt schaut unsere Sekretärin Ingela herein. „Miloš, könntest du bitte Denisa nach Hause fahren? Ihr ist schlecht, sagt sie.“
„Klar. Kommt sie zum Bus?“
„Das weiß ich nicht, aber sie ist in der Turnhalle.“
„Okay.“ Zu mir sagt er „Bis später“, Bernard nickt er zu und ist raus.

Ohne weitere Unterbrechungen schaffe ich es, Bernard die restlichen Gebäude zu zeigen. Weil zeitgleich mit dem Ende meines Rundgangs mein Feierabend erreicht ist, biete ich ihm an, ihm den nächsten Supermarkt zu zeigen, das Rathaus, eine gute Kneipe, den Baumarkt, die beste Pizzeria und was man so braucht, wenn man neu ist in einer Stadt.
Er nimmt die Hilfe gerne an.

Wen treffen wir vor der Stadtbücherei? Miloš natürlich, die alte Leseratte. Seine Arbeitszeiten sind ja nicht so regelmäßig wie meine. Die Pausen überbrückt er meist lesend oder er geht mal schnell eine Runde schwimmen oder so, was ihm gerade einfällt.
„Du hast Post gekriegt“, offenbart er mir, denn er war zwischendurch zuhause.
„Von wem?“, will ich wissen.
„Rat mal“, grinst er mich an.
„Moment“, mischt Bernard sich ein. „Ich dachte, ihr sucht noch eine gemeinsame Wohnung, wie kannst du dann wissen, dass er Post bekommen hat?“
„Wir wohnen schon zusammen, aber meine Wohnung ist zu eng für zwei. Willst du sie wirklich nicht ansehen? Du bist ja, soweit ich das verstanden habe, nur deine eigene Person.“

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