30. November 2015

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In der Mittagspause treffe ich ihn nirgends an und erfahre schließlich, dass er nur zum Fahrdienst kommt und ansonsten frei genommen hat. Und nach der Schule habe ich auch keine Zeit, ihn zu finden und zu folgenden Inhalten zu befragen: erstens, was er die ganze Zeit macht, zweitens, warum er sich den Schultag zwischen den dringendsten Aufgaben frei genommen hat und drittens – dazu fällt mir sicher auch noch was ein. Denn kurz vor Feierabend ruft meine gute alte Mommi in der Schule an und lässt mich ans Telefon beordern. So etwas kommt ab und zu vor, wenn sie mich nämlich nicht zuhause erwischt.
„Jaha“, singe ich in den Hörer.
„Hallo mein lieber Juhunge“, singt sie zurück. „Komm mich doch bitte heute besuhuchen!“
„Tuhu ich sofohort!“
„Also bis in fünfzehehen Minuhuten.“
„Tschühühüss!“
Das ist eine der Sachen, die ich so an ihr mag. Sie ist jung genug geblieben, um auch mal Blödsinn zu machen.

Sie hat gekocht – es gibt Blumenkohl mit Kartoffelgratin, was ihr jedes Mal sehr gut gelingt, danach will sie alles über unser Festival wissen. Ich schreibe mir auf einen Notizzettel, dass ich Steven wegen der Transportgelegenheit(141) fragen muss, denn wenn wir nun öfter durch die Lande reisen werden, sollten wir uns frühzeitig eine vernünftige Regelung zu dem Transporter ausdenken. Sicher will er nicht jedes Mal unser Fahrer sein. Das Papier stecke ich in die Hosentasche, um mich dann dem Informationsbedürfnis meiner Mommi zu widmen.
Ich erzähle ihr, wie es gestern bei Cokko war und was wir erlebt haben. „Gleich will ich übrigens noch in den Proberaum“, hänge ich an, damit sie weiß, dass ich noch etwas anderes geplant habe.
„Warum, was willst du da? Probe ist doch dienstags?“
„Stimmt, aber ich will mal ein bisschen trommeln. Einfach nur so. Das habe ich lange nicht gemacht. Wir sind zwei Monate lang mehrmals die Woche zusammen gewesen und haben meist sehr konzentriert gearbeitet. Da war keine Zeit für meine eigene Trommelei.“
„Meinst du denn, dass du dich in der neuen Band auch nicht frei entfalten kannst?“
„Doch, schon. Wir entfalten uns ja alle wie verrückt. Aber einfach nur so ein bisschen vor mich hin trommeln – das fehlt mir gerade ziemlich. Eigentlich wollte ich schon gestern hin, aber ich kam erst so spät aus Rotterdam heim.“
„Ich finde es jedenfalls gut, dass der Auftritt in Almere nicht euer einziger gewesen sein soll. So was wie mit Eelcos Band, das ist doch nichts richtiges. Das ganze Üben nur ums Üben willen, und manchmal ein Auftritt in der Kirche, wofür aber nicht so viel Üben nötig gewesen wäre, weil ja kaum neue Lieder ins Programm aufgenommen werden.“
„Ich wusste gar nicht, dass du das so siehst“, stelle ich verwundert fest.

Nachdem Mommi und ich ungefähr drei Stunden mit diversen Gesellschaftsspielen zugebracht und viel gelacht haben, ist es zu spät, um noch trommeln zu gehen.
Die Wohnung ist dunkel und leer; Miloš ist nicht da. Hätte er nicht gerade unter emotional schwierigen Umständen mit seiner Freundin Schluss gemacht, könnte ich auf den Gedanken kommen, er wäre frisch verliebt. Immerhin sehe ich anhand seiner Hinterlassenschaften, dass er im Laufe des Tages hier gewesen sein muss. Zum Anstellen der Waschmaschine war wohl nicht genug Zeit. Aber das ist nicht mein Problem; ich habe wesentlich mehr Klamotten als er.

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