29. November 2015

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Erheitert setze ich meinen ziellosen Weg fort.
Weil ich ja wissen will, wie die anderen Bands live sind, gehe ich zur Bühne und schaue „Voetbal is ons leven“ zu. Sie spielen gut, aber die Musik macht nichts mit mir.
Also ziehe ich weiter, treffe meine sämtliche Alkmaarder Verwandtschaft und bekomme noch einmal bestätigt, dass wir ganze Arbeit geleistet haben. Sogar Ad und Bas sind beeindruckt, dass wir „so richtige“ Musik machen, obwohl sie das Gehupe am Anfang ziemlich peinlich fanden. Chris will, wenn er groß ist, auch so eine Band haben und Rockmusik machen. Ich muss Marjorie versprechen, ihr einen Stapel Werbematerial zu bringen, damit sie es bis Anfang Oktober überall in der Stadt verteilen kann.
„Ich wusste nicht, dass du vor so vielen Leuten ein Lied singen würdest. Ich hätte mich das nicht getraut“, gibt mein Vater zu.
„Ich wusste es auch nicht“, lache ich. „Aber es ist gar nicht so schlimm, vor allem wenn man gar nichts sieht, weil einem die Sonne in die Augen scheint.“

Kurz darauf finde ich Mommi, die bei Kaffee und Kuchen an einer Fressbude sitzt. „Junge, da bist du ja!“, ruft sie mir entgegen.
Ich gehe zu ihr hin und hocke mich bei ihr auf den Boden.
„Junge, das war großartig. Ich bin so stolz auf dich! Du hast das wirklich klasse gemacht“, lobt sie mich begeistert und küsst und knuddelt mich. „Und dann das Lied, das du ohne die anderen gesungen hast! Zum Weinen schön.“
Und ich bin zum Weinen froh, dass ich es hinter mir habe!
„Wo warst du denn beim Konzert?“
„Mittendrin, es war toll! Ich habe auch schon ganz viele Flugblätter verteilt. Und jetzt geh wieder und feier schön! Wir sehen uns nächste Woche, dann kannst du immer noch bei deiner alten Oma sitzen.“
„Aber du bist hier nicht alleine?“, erkundige ich mich.
Sie winkt ab. „Keine Sorge. Cokko und Pieter und Becks kümmern sich ganz lieb um mich.“

Ich führe noch einen Haufen Gespräche und irgendwann komme ich zurück zur Bühne. Die Fußballfreunde sind immer noch dran; der Blick zur Uhr bestätigt mir, dass sie schon zwanzig Minuten über die Zeit sind. Am Seiteneingang sehe ich Carlos mit hektischen Flecken im Gesicht. Er tut mir leid. Und ich glaube, er wird die Donnerdrummels in guter Erinnerung behalten, schließlich haben wir die Bühne punktgenau nach einer Stunde verlassen.
Während der Umbaupause, für die eine halbe Stunde eingeplant ist, können die Techniker zehn Minuten aufholen, sodass das „Alan-Poutsma-Project“ seine Mischung aus Elektro-Beats und sphärischen Klängen nach Art Mike Oldfields „Tubular Bells“ bald darauf ans Volk bringen kann. Überhaupt nicht mein Fall. Erstaunlich, dass der Veranstalter so unterschiedliche Bands hintereinander spielen lässt, aber Geschmack ist bekanntlich Geschmackssache.
Ich versuche mich aus dem Gedränge zu befreien, als mir jemand auf die Schulter haut. Das tut so nur einer: Miloš.
„Da bist du ja wieder“, ruft er über die Musik hinweg. „Auf einmal warst du weg, ich hab dich überall gesucht!“
„Wo ist denn Helena?“
„Sie hatte heute nicht viel Zeit. Ist das okay, wenn sie morgen zu uns kommt?“
Ich hab’s geahnt! „Werdet ihr stundenlang die Wohnung besetzen und kein vernünftiges Wort rauskriegen? Dann ist es nicht okay.“
„Bist du sauer, dass ich mit ihr zusammen bin?“
„Müssen wir das hier im Lärm diskutieren?“ Ich bin eh’ seit längerem nicht mehr auf den Auftritt oder unser Herbstprogramm angesprochen worden, also würde ich sagen, ich habe den Rest des Abends frei.

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