„Ja“, schließt Miloš sich an, „du hast die Wette gewonnen. Willst du dein Schlagzeug echt grün-orange-kariert lackiert haben?“
„Nein … schwarz. Professionell und zeitlos.“
„Matt oder glänzend?“
„Glänzend.“ Meine aktuellen Bedürfnisse sind eher elementar: „Kann mal einer gucken, ob die Leute vom Catering noch was auf dem Herd haben?“
Merle springt auf. „Extrem gute Idee!“
Hoffentlich denkt sie dran, dass ich kein Fleisch esse.
Auf einem Tablett bringt sie drei gehäuft volle Teller zurück, außerdem hat sie vier Portionen Softeis mit Schokosoße ergattert und eine Ketschupflasche klemmt unter ihrem Arm.
„Fleisch und Wurst sind nur hier auf dem Teller“, sagt sie mir, als sie ihren Fang auf dem Tisch abstellt, und den beiden anderen: „Greift zu, das schaffen wir nicht zu zweit.“
Wir stürzen uns auf das Essen, als hätten wir tagelang nichts gehabt. Danach ziehen wir gackernd und Witze reißend wie eine Gruppe alberner Teenies zu den Duschen, uniformieren uns mit den verbliebenen grünen T-Shirts und mischen uns, mit Flyern versehen, unters Volk.
Helena hat am Seiteneingang gewartet und sie und Miloš fangen wieder an sich anzuhimmeln. Dann vertiefen sie sich in einen zärtlichen Kuss, der schon eher Zungensex ist, so wie sie sich ihm hingeben. Ich mache mich aus dem Staub.
Ungefähr das meinte ich gestern Abend mit „zuerst würde ich vermutlich gar keinen von beiden häufiger sehen“. Und, frage ich mich, ist es wirklich okay für mich? Oder keimt nun doch ein bisschen Eifersucht auf – weil Helena mir den Freund wegnimmt?
Drei junge Frauen bringen mich auf andere Gedanken, indem sie mich ansprechen.
„Euer Auftritt war tootal cool!“, schwärmt die eine. „Wo spielt ihr das nächste Mal?“
Ich nenne die nächsten Termine und weise zusätzlich darauf hin: „Das steht alles auch auf unserer der Homepage, die Adresse ist hier auf dem Flyer.“
„Schreibst du mir ein Autogramm auf meine Shorts?“, will die zweite wissen.
„Klar, wenn du einen Stift hast“, lache ich. Du liebe Zeit, wir sind richtige Stars geworden.
Und die dritte fragt: „Hast du eine Freundin?“
„Im Moment nicht.“
„Und der Bassist?“
„Der ist seit gestern vom Markt.“
Die zweite stößt die dritte kichernd an, und die erste fragt schließlich: „Können wir uns mal treffen? Also ohne alle anderen, meine ich. Ohne deine Band und ohne die beiden“, sie nickt zu ihren Freundinnen hin.
„Hm“, mache ich amüsiert, „Wie heißt du denn überhaupt?“
„Jeeltje.“
„Und wie alt bist du?“
„Nächsten Monat werde ich siebzehn.“
Ups … ganz so jung hätte ich sie dann doch nicht geschätzt. „Fast siebzehn ist mir ein bisschen zu jung für ein Treffen unter Ausschluss der Öffentlichkeit“, sage ich ernst.
„Wie alt sollte deine Freundin denn sein?“, fragt sie enttäuscht.
„Ach, mindestens zwanzig. Meine letzte Freundin war nur zwei Jahre jünger als ich. Weißt du, man hat einfach mehr Gemeinsamkeiten.“
Jetzt platzt die zweite heraus: „Wie alt bist du denn?“
„Ich werd demnächst achtundzwanzig.“
Mein Bekenntnis löst großes Quieken und Prusten aus und die drei rennen davon wie eine aufgescheuchte Hühnerschar. Zwischendrin höre ich noch „voll der alte Sack!“
Gut, dass Miloš vom Markt ist, wenn ich schon ein alter Sack bin!
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