„Nee, hab ich noch nicht.“
In der Küchenzeile piepst etwas, sie geht hin und nimmt die eine Pfanne vom Herd. Auf einem Teller rollt sie Gemüse in den Pfannkuchen, holt eine Platte mit weiteren Spätsommerrollen aus dem Backofen und legt die neue dazu.
„Das hast du aber nicht alles in den paar Minuten gemacht, seit wir telefoniert haben“, stelle ich fest.
„Doch, es geht ganz schnell, außerdem arbeite ich ja mit zwei Pfannen. Und das Gemüse war von gestern übrig.“ Wie zum Beweis ist auch die zweite Pfanne fertig, sie wiederholt den Arbeitsgang und bringt die Platte mit zum Tisch.
„Und diese Deko-Offensive hier?“ Ich weise auf den Tisch. „Ganz ehrlich, für mich sieht das so aus, als ob der hauptamtliche Gast dir abgesagt hätte und du dann mich eingeladen hättest.“
„Ich sollte dir kein Essen servieren, sondern dich für deine Unfreundlichkeiten aus dem Haus werfen“, sagt sie. „Aber glaub mir, ich habe ein gutes Herz. Und ist es nicht so, dass du leider davon ausgehst, dass man es nicht lange mit dir aushält? Dass dich niemand so richtig gerne hat mit all deinen sonderlichen Macken? Und dass es deswegen nicht sein kann, dass du der hauptamtliche Gast bist? Weil niemand für dich so dekorieren würde?“ Sie wartet keine Antwort ab und redet weiter: „Es ist so, du bist der hauptamtliche Gast. Ich wusste, dass du anrufen würdest. Wenn du abgesagt hättest, hätte ich es alleine genossen. Und wenn wir jetzt nicht anfangen zu essen, wird dieses kunstvolle Zeug da kalt und ich werde verhungern.“
„Das kann ich nicht riskieren“, brummele ich verlegen.
Die Spätsommerrollen sind köstlich.
Zum Nachtisch gibt es Eis, aber in manierlichen Portionen.
Nach dem Essen räumen wir das Geschirr in die Spülmaschine. „Ich hasse abwaschen“, grinst sie. „Die Spülmaschine ist fast das wichtigste Gerät in meinem Haushalt.“
„Ich hab zur Zeit auch eine, meinen Mitbewohner. Freiwillig, wie ich betonen möchte.“
„Weißt du übrigens, dass er übermorgen Geburtstag hat?“
Ich nicke. „Lisanne hat das neulich auch schon mal erwähnt. Welche Filme hast du?“ Ich will über nichts nachdenken, was auch nur entfernt mit dem Auftritt zu tun hat.
„Hauptsächlich Liebesfilme. Ich hoffe, es ist was für dich dabei, guck mal im Regal im Wohnzimmer. Die ganzen Männerfilme und so hat mein Ex mitgenommen.“
Aha, denke ich, das wird dieser Eric sein, der die Sonnenbrille vergessen hatte. Ich gehe rüber und sie folgt mir, nachdem sie ihr Weinglas aufgefüllt hat.
„Wie lange wart ihr zusammen?“
„Drei Jahre.“ Sie lässt sich auf dem Sofa vorm Fernseher nieder. „Es ist allerdings schon ein halbes Jahr her, ich werde nicht in Tränen ausbrechen“, beruhigt sie mich, „Hab keine Angst.“
„Ich war sechs Jahre mit meiner Freundin zusammen und es ist fast ein ganzes Jahr her, du brauchst auch keine Angst zu haben“, schließe ich mich an.
„Beides doppelt so lang“, sagt sie in Gedanken, „verrückt.“
„Ja, aber das verrückteste ist, dass Miloš gerade mit ihr tanzen ist.“
„Miloš?“, lacht sie auf. „Der ist wirklich ein extrem seltsamer Vogel, wenn ich das mal so sagen darf. Ist er also jetzt mit ihr zusammen?“
Ich lasse die Filme Filme sein und setze mich zu ihr aufs Sofa. „Ich denke nicht, denn er hat mir versprochen, dass ich es als erstes erfahren werde.“
„Passen die denn zueinander?“
„Keine Ahnung, er hat sich im letzten halben Jahr sehr verändert. Von ihr sagt er, dass sie sich auch verändert hat, wobei ich mich allerdings frage, wie er das beurteilen will. Bevor wir uns neulich alle auf Dersummeroog getroffen haben, hatten sie gar keinen Kontakt, außer früher, vom Sehen, und wenn wir irgendwelche gemeinsamen Aktionen mit der Jesus-Pop-Band gemacht haben und unsere Anhänge mit dabei waren oder so.“
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