29. November 2015

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„Ich habe mit einigen Leuten geredet, wie viel Alkohol ein Christ trinken darf. Die meisten sagen, dass ein bisschen Alkohol okay ist, zu viel aber schlecht. Wie viel ist ein bisschen? Und ab wann ist etwas zu viel? Du trinkst auch nicht viel. Aber du hast mir noch nie so was gesagt. Deswegen will ich von dir wissen, wie du das siehst.“
„Du liebe Zeit“, entfährt es mir, „Willst du dein ganzes moralisches Konzept an meinen Angewohnheiten fest machen?“
„Nein. Aber deine Meinung ist mir wichtig. Vor allem, weil du viele Dinge ganz anders machst als viele andere Leute, die auch zu Gott gehören. Also frage ich dich.“
„Mich – und die vielen anderen Leute. Und dann suchst du dir die Wahrheit aus, die dir am besten gefällt.“ Ich hole die Salatgurke aus dem Kühlschrank.
„Das macht doch jeder so, oder?“
Stimmt, denke ich. „Wie viel Alkohol würde dir gefallen?“
„Das ist nicht die Frage gewesen“, erinnert er.
„Ich glaube, dass Jesus keinmal besoffen gewesen ist. Weil er wusste, wann es reicht.“
„Hör auf mit der Gurke herumzuwedeln, die kann nichts dafür. Außerdem ist das keine Mengenangabe, „wann es reicht“. Wann es reicht, ist bei jedem Menschen anders.“
„Siehste“, hake ich ein, „das ist bei jedem Menschen anders. Deswegen trinkt der eine gar nichts, der zweite zum Essen ein Bier, der dritte jeden Abend ein Glas Wein und der vierte nur, wenn er auf Partys ist.“
„Und warum sagt mir dann der fünfte, was ich zu tun und zu lassen habe, wenn das mal wieder jeder selber bestimmen muss?“
„Das solltest du vielleicht diesen fünften fragen und nicht mich“, lache ich, „Wer war denn so frei, dir die Meinung zu sagen? Eelco?“
„Das tut nichts zur Sache“, blockt er ab. „Könntest du jetzt vielleicht mal dein pädagogisches Wischiwaschi beiseite lassen und mir konkret sagen, was du über meinen Alkoholkonsum denkst? Das würde mir viel mehr helfen als das ganze Gerede drumherum.“
Na, wenn du es so genau wissen willst … „Ich denke, du trinkst zuviel.“
„Aha. Wie viel weniger wäre besser?“
„Ich habe keine Mengenangaben, weil ich nie mit dem Litermaß neben dir sitze, wenn du mit Freunden die ganze Nacht durchsäufst. Aber nach der Nacht in Hoorn warst du krank. Das war zuviel.“
Er grinst. „Stell dir vor, das habe ich selbst gemerkt.“
„Krieg raus, wie viel oder wie wenig genug ist, um einen schönen Abend zu haben und am nächsten Tag trotzdem fit zu sein. Ich kenne Gottes Plan mit deinem Leben nicht, aber sicher kann er dich da besser gebrauchen, wenn du dir nicht vorher die Leber kaputt säufst.“
Miloš denkt einen Moment nach, dann nickt er. „Danke. Ich werde das ausprobieren. Darf ich dich noch etwas fragen?“
Ich rühre die weiße Soße aus Joghurt und Crème fraîche zusammen, Pfeffer, Salz, Zwiebel und Zitronensaft kommen hinzu und dann Kapern, die Eier- und Gurkenstückchen sowie die Gerste. Die Schnittlauchröllchen sind endlich soweit und werden untergerührt. Als Beilage gibt es schwedisches Knäckebrot; ein Essen, an dem man sich nicht den Mund verbrennt.
„Hat es mit Jesus, Christsein und so weiter zu tun, und hast du dazu auch schon halb Zuyderkerk befragt?“
Er nickt und ich mache eine auffordernde Geste.
„Ich will wissen, warum mir alle Leute sagen, dass Bibellesen sehr wichtig ist, um zu lernen, wie Gott ist, und dass sie nie fertig sein werden mit der Bibel, auch wenn sie alles schon oft gelesen haben. Und, warum du nie in der Bibel liest. Seit ich dich ein bisschen besser kenne, habe ich das noch nie gesehen. Vorher habe ich nicht drauf geachtet. Ich habe gedacht, vielleicht liest du nur im Bett in der Bibel oder auf dem Klo oder wenn sonst niemand zuguckt. Aber sie steht immer im Regal. Ist es also wichtig oder nicht?“
„Es ist wichtig.“
„Und warum liest du nicht?“

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